NEU: DOKUMENTATIONBETRIEBSRÄTE IM VISIER

Nie wie­der ist jetzt − Fort­wir­ken des faschis­ti­schen Arbeits­un­rechts beenden!“

 

N. B.

Am 12. Okto­ber 2024 fand im Mann­heim die elf­te Kon­fe­renz „Betriebs­rä­te im Visier“ statt. Pünkt­lich zur zwölf­ten Kon­fe­renz am 11. Okto­ber 2025 ist eine aus­führ­li­che Doku­men­ta­ti­on mit über­sicht­li­chen Berich­ten und erhel­len­den Ana­ly­sen erschienen.

Dokumentation der 11. Bundeskonferenz "Betriebsräte im Visier".

Doku­men­ta­ti­on der 11. Bun­des­kon­fe­renz “Betriebs­rä­te im Visier”.

Wer sich ange­sichts der dra­ma­tisch zuneh­men­den Angrif­fe mit Betriebs­rats­mob­bing kon­fron­tiert sieht, fin­det in der Doku­men­ta­ti­on Hin­ter­grün­de die­ser Ent­wick­lun­gen, ermu­ti­gen­de Bei­spie­le der Gegen­wehr, aber auch die Rea­li­tät einer erschre­cken­den „schö­nen neu­en Arbeitswelt“.

Gegen­macht im Betrieb trotz BR-Mob­bing
Bei nora sys­tems hat­te das BR-Mob­bing Tra­di­ti­on. Die orga­ni­sier­te Gegen­wehr auch. So ist es dem Unter­neh­men zu „ver­dan­ken“, dass sich das Komi­tee „Soli­da­ri­tät gegen Betriebs­rats­mob­bing!“ grün­de­te (ursprüng­lich „Soli­da­ri­tät mit Hel­mut Schmitt!“). Der Betriebs­rat der Fir­ma hat somit jah­re­lan­ge Erfah­rung im Umgang mit Betriebs­rats­mob­bing, die Kol­le­gen auf der Kon­fe­renz teil­ten und die in der Bro­schü­re doku­men­tiert ist.

Wie kann sich ein Betriebs­rat auf­stel­len, um auf Angrif­fe der Gegen­sei­te geschlos­sen reagie­ren zu kön­nen? Wel­che orga­ni­sa­to­ri­schen und poli­ti­schen Stra­te­gien kön­nen gefah­ren wer­den, um sich im har­ten Kern nicht spal­ten zu las­sen? Wie gelingt es, zu einer akti­ven Inter­es­sens­ver­tre­tung der Beleg­schaft zu kom­men? Wie kann ver­mie­den wer­den, bei all der Arbeit nicht aus­zu­bren­nen? Wie wer­den inner- und über­be­trieb­li­che Struk­tu­ren der Beschäf­tig­ten sys­te­ma­tisch auf­ge­baut und gestärkt?

Die­se und wei­te­re Fra­gen geben die Betriebs­rats­kol­le­gen uns in der Bro­schü­re als Impul­se für die Betriebs­rats­ar­beit in rau­em Gegen­wind mit auf den Weg.
In Ergän­zung dazu sind auch die Infor­ma­tio­nen zur Anlauf­stel­le gegen Uni­on-Bus­ting der IG Metall zu sehen, die Wolf­gang Thur­ner auf der Kon­fe­renz vorstellte.

Fort­wir­ken des faschis­ti­schen Arbeitsunrechts
In der Doku­men­ta­ti­on des Mann­hei­mer Komi­tees wer­den auch die his­to­ri­schen Wur­zeln des Fort­wir­kens des faschis­ti­schen Arbeits­un­rechts frei­ge­legt. Direkt nach der Macht­über­ga­be mach­ten sich die deut­schen Faschis­ten 1933 dar­an, Gewerk­schaf­ten und Betriebs­rä­te zu zer­schla­gen – was nicht nur ideo­lo­gisch bis heu­te fort­wirkt, son­dern auch in der Recht­spre­chung. Die „Treue der Betriebs­ge­folg­schaft“ ist mit dem Gebot der „ver­trau­ens­vol­len Zusam­men­ar­beit“ zwi­schen „Arbeit­ge­ber“ und Betriebs­rat an die libe­ra­le Kapi­tal­herr­schaft ange­passt wor­den. Die 1933 ein­ge­führ­te juris­ti­sche Mög­lich­keit der Ver­dachts­kün­di­gung wur­de in der BRD durch die „Recht­spre­chung“ des Bun­des­ar­beits­ge­richts fort­ge­setzt und bis heu­te aufrechterhalten.

Die­se his­to­ri­schen Zusam­men­hän­ge las­sen sich in der Doku­men­ta­ti­on eben­so nach­le­sen wie der Offe­ne Brief „Fort­wir­ken des faschis­ti­schen Arbeits­un­rechts been­den“, der von Gün­ter Wall­raff als Erst­un­ter­zeich­ner geför­dert und von der Kon­fe­renz unter­stützt wurde.

Schö­ne neue Arbeitswelt“?
Auf der Tagung 2024 führ­te Jan­nes Bor­jert, Lei­ter des Tes­la-Teams der IG Metall, anschau­lich aus, wie der Kon­zern als „Vor­rei­ter“ der „schö­nen neu­en Arbeits­welt“ dar­an arbei­tet, jeg­li­che gewerk­schaft­li­che Akti­vi­tät zu ver­hin­dern und zu strafen.

In der Doku­men­ta­ti­on wird die­se Per­spek­ti­ve um Tes­la-Betrie­be in Schwe­den ergänzt, in denen die Beschäf­tig­ten ganz ähn­li­che Erfah­run­gen machen. Arturo Vas­quez San­d­oval von der schwe­di­schen Gewerk­schaft IF Metall geht von einem inter­na­tio­na­len Sys­tem der Gewerk­schafts­be­kämp­fung bei Tes­la aus und schließt dar­aus: „Das Wich­tigs­te ist, dass wir zusam­men­ar­bei­ten und uns gegen­sei­tig in unse­rem Kampf für den Tarif­ver­trag unterstützen“.

Kol­lek­ti­ve Stär­ke organisieren
Die sehr lesens­wer­te Doku­men­ta­ti­on der elf­ten Kon­fe­renz gegen Betriebs­rats­mob­bing macht deut­lich, wie wich­tig ein Zusam­men­schluss gegen die wei­ter ver­schärf­ten Angrif­fe durch Fir­men­lei­tun­gen auf Betriebs­rä­te und akti­ve Gewerkschafter:innen ist. Sie zeigt die Not­wen­dig­keit auf, den Aus­tausch von Erfah­run­gen und Stra­te­gien wei­ter­zu­brin­gen und sich gegen­sei­tig zu stär­ken. Der Stra­te­gie des Tei­le und Herr­sche und der Zuspit­zung von Angrif­fen auf ein­zel­ne Per­so­nen kön­nen wir nur unse­re kol­lek­ti­ve Stär­ke ent­ge­gen­set­zen – schon bald bei der zwölf­ten Kon­fe­renz gegen Betriebs­rats­mob­bing im Mann­hei­mer Gewerk­schafts­haus am 11. Okto­ber 2025.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Okto­ber 2025
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