„Klima-Klasse-Widerstand“
K. S.
Vom 16. bis 19. Juni 2022 hatte die ISO zur ökosozialistischen Konferenz nach Köln eingeladen. Dachthema war „Die große Rolle rückwärts und wie wir sie aufhalten können.”
In zahlreichen Foren mit ausgezeichneten Referentinnen und Referenten wurden die verschiedenen Dimensionen der Vielfach-Krise des Kapitalismus ausgeleuchtet und diskutiert.
Große Themenspanne
Die Themenspanne war sehr groß. Sie reichte von technologischen Problemen der Wasserstoffenergie, dem Ausstieg aus dem Autoindividualverkehr, den märchenhaften Versuchen, die Atomkraft wiederzubeleben, der Klimagerechtigkeitsbewegung, dem Ökofeminismus bis hin zu Fragen der Sorge-Arbeit.
Die Abendveranstaltung am Freitag war dem Ukraine-Krieg gewidmet. Es diskutierten Ariane Dettloff von DFG-VK und Ilja Budraitskis, ein ins Exil geflohener russischer Dissident, über die Frage der Solidarität mit dem ukrainischen Widerstand und die Möglichkeiten, den Krieg zu beenden. Dabei wurden die kontroversen Positionen zu diesen Themen – auch im Plenum − deutlich.
Die Redebeiträge kreisten einerseits um das Pro und Contra von Waffenlieferungen und andererseits um das Stoppen und Zerstören der Kriegsmaschine. Auch die Frage der gegenwärtigen Epoche imperialistischer Konkurrenz wurde anschließend kritisch debattiert.
Perspektiven der „Transformation“
Das Samstags-Programm suchte nach ökosozialistischen Perspektiven der „Transformation“.
Beispielsweise berichtete Wolfgang Alles über das Großkraftwerk Mannheim und dessen mögliche ökologische Umrüstung. Aufgrund der kurzsichtigen „Energiewende-Politik“ ohne gesellschaftlichen Plan drohe aber die Zerstörung des GKM. Deutlich wurde der Gegensatz zwischen dem Belegschaftsinteresse und der profitorientierten Strategie der Kapitalseite. Letztere will durch Schließung der Kraftwerksblöcke den Betrieb praktisch abwickeln, statt durch Klima-Arbeitsplätze, eine Alternative zu entwickeln. Der wunde Punkt einer fehlenden Verknüpfung der ökologischen, der sozialen, der gewerkschaftspolitischen, der technischen und der gesamtgesellschaftlichen Fragen der „Transformation“ konnte am Fall des GKM deutlich gemacht werden.
Am Sonntag-Vormittag widmete sich die Tagung unter anderem dem Ökofeminismus. Nancy Lindisfarne stellte ihren dialektischen, herrschaftskritischen Ansatz des „Liebesknoten[s]“ vor. Er analysiert, wie sich die Herrschaftsverhältnisse gerade im persönlichen und privaten Bereich des Liebens konkretisieren. Marijke Colle hob hervor, wie die Vergesellschaftung der Sorge-Arbeit als eine Veränderungsstrategie den Geschlechterverhältnissen eine befreiende Dimension geben könnte.
Eingreifen in Krisenverhältnisse
Die Abschlussveranstaltung diskutierte die Möglichkeiten ökosozialistischen Eingreifens in die sich verschärfenden Krisenverhältnisse − Kriege und Krisen wie Migration und Inflation. Die stürmische Zeit und die gleichzeitige Lähmung sozialistischer Kräfte wurden auf ihre Potenziale hinterfragt.
Die Debatte warf Perspektiven auf. Sie zeigte die Vielfalt von Ideen für einen ökologischen Umbau der Produktion mit sozialistischen Zielsetzungen. Die Verbindung von Ökologie und sozialistischer Demokratie wurde als integral zusammengedacht. Die gesamte Konferenz unterstrich, wie sich in der Konkretisierung beides nicht auseinanderdividieren lassen darf.
Das Naturfreundehaus in Köln-Kalk war ein schöner Tagungsort. Trotz der großen Hitze ließen sich die einzelnen Veranstaltungen gut durchführen. Die Verköstigung war hervor- ragend. Wer für eine Konferenz so lecker kochen kann, der kann auch den Staat mit Lust regieren.
Es war sehr schön mit den anwesenden Genossinnen und Genossen zu diskutieren. Die Debatten bis in den Abend hinein waren sehr bereichernd. Kurzum: Es war eine gelungene Konferenz, die den Teilnehmenden persönlich viel an Ideen und Eindrücken mitgegeben hat.