Öko­so­zia­lis­ti­sche Kon­fe­renz 2022

Kli­ma-Klas­se-Wider­stand“

K. S.

Vom 16. bis 19. Juni 2022 hat­te die ISO zur öko­so­zia­lis­ti­schen Kon­fe­renz nach Köln ein­ge­la­den. Dach­the­ma war „Die gro­ße Rol­le rück­wärts und wie wir sie auf­hal­ten können.”

In zahl­rei­chen Foren mit aus­ge­zeich­ne­ten Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten wur­den die ver­schie­de­nen Dimen­sio­nen der Viel­fach-Kri­se des Kapi­ta­lis­mus aus­ge­leuch­tet und diskutiert.

FFF-Demo in Mannheim, 19. Juli 2019. (Foto: Avanti².)

FFF-Demo in Mann­heim, 19. Juli 2019. (Foto: Avanti².)

Gro­ße Themenspanne
Die The­men­span­ne war sehr groß. Sie reich­te von tech­no­lo­gi­schen Pro­ble­men der Was­ser­stoff­ener­gie, dem Aus­stieg aus dem Auto­in­di­vi­du­al­ver­kehr, den mär­chen­haf­ten Ver­su­chen, die Atom­kraft wie­der­zu­be­le­ben, der Kli­ma­ge­rech­tig­keits­be­we­gung, dem Öko­fe­mi­nis­mus bis hin zu Fra­gen der Sorge-Arbeit.

Die Abend­ver­an­stal­tung am Frei­tag war dem Ukrai­ne-Krieg gewid­met. Es dis­ku­tier­ten Aria­ne Dettl­off von DFG-VK und Ilja Budraitskis, ein ins Exil geflo­he­ner rus­si­scher Dis­si­dent, über die Fra­ge der Soli­da­ri­tät mit dem ukrai­ni­schen Wider­stand und die Mög­lich­kei­ten, den Krieg zu been­den. Dabei wur­den die kon­tro­ver­sen Posi­tio­nen zu die­sen The­men – auch im Ple­num − deutlich.

Die Rede­bei­trä­ge kreis­ten einer­seits um das Pro und Con­tra von Waf­fen­lie­fe­run­gen und ande­rer­seits um das Stop­pen und Zer­stö­ren der Kriegs­ma­schi­ne. Auch die Fra­ge der gegen­wär­ti­gen Epo­che impe­ria­lis­ti­scher Kon­kur­renz wur­de anschlie­ßend kri­tisch debattiert.

Per­spek­ti­ven der „Trans­for­ma­ti­on“
Das Sams­tags-Pro­gramm such­te nach öko­so­zia­lis­ti­schen Per­spek­ti­ven der „Trans­for­ma­ti­on“.

Bei­spiels­wei­se berich­te­te Wolf­gang Alles über das Groß­kraft­werk Mann­heim und des­sen mög­li­che öko­lo­gi­sche Umrüs­tung. Auf­grund der kurz­sich­ti­gen „Ener­gie­wen­de-Poli­tik“ ohne gesell­schaft­li­chen Plan dro­he aber die Zer­stö­rung des GKM. Deut­lich wur­de der Gegen­satz zwi­schen dem Beleg­schafts­in­ter­es­se und der pro­fit­ori­en­tier­ten Stra­te­gie der Kapi­tal­sei­te. Letz­te­re will durch Schlie­ßung der Kraft­werks­blö­cke den Betrieb prak­tisch abwi­ckeln, statt durch Kli­ma-Arbeits­plät­ze, eine Alter­na­ti­ve zu ent­wi­ckeln. Der wun­de Punkt einer feh­len­den Ver­knüp­fung der öko­lo­gi­schen, der sozia­len, der gewerk­schafts­po­li­ti­schen, der tech­ni­schen und der gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Fra­gen der „Trans­for­ma­ti­on“ konn­te am Fall des GKM deut­lich gemacht werden.

Am Sonn­tag-Vor­mit­tag wid­me­te sich die Tagung unter ande­rem dem Öko­fe­mi­nis­mus. Nan­cy Lin­dis­far­ne stell­te ihren dia­lek­ti­schen, herr­schafts­kri­ti­schen Ansatz des „Liebesknoten[s]“ vor. Er ana­ly­siert, wie sich die Herr­schafts­ver­hält­nis­se gera­de im per­sön­li­chen und pri­va­ten Bereich des Lie­bens kon­kre­ti­sie­ren. Mari­jke Col­le hob her­vor, wie die Ver­ge­sell­schaf­tung der Sor­ge-Arbeit als eine Ver­än­de­rungs­stra­te­gie den Geschlech­ter­ver­hält­nis­sen eine befrei­en­de Dimen­si­on geben könnte.

Ein­grei­fen in Krisenverhältnisse
Die Abschluss­ver­an­stal­tung dis­ku­tier­te die Mög­lich­kei­ten öko­so­zia­lis­ti­schen Ein­grei­fens in die sich ver­schär­fen­den Kri­sen­ver­hält­nis­se − Krie­ge und Kri­sen wie Migra­ti­on und Infla­ti­on. Die stür­mi­sche Zeit und die gleich­zei­ti­ge Läh­mung sozia­lis­ti­scher Kräf­te wur­den auf ihre Poten­zia­le hinterfragt.

Die Debat­te warf Per­spek­ti­ven auf. Sie zeig­te die Viel­falt von Ideen für einen öko­lo­gi­schen Umbau der Pro­duk­ti­on mit sozia­lis­ti­schen Ziel­set­zun­gen. Die Ver­bin­dung von Öko­lo­gie und sozia­lis­ti­scher Demo­kra­tie wur­de als inte­gral zusam­men­ge­dacht. Die gesam­te Kon­fe­renz unter­strich, wie sich in der Kon­kre­ti­sie­rung bei­des nicht aus­ein­an­der­di­vi­die­ren las­sen darf.

Das Natur­freun­de­haus in Köln-Kalk war ein schö­ner Tagungs­ort. Trotz der gro­ßen Hit­ze lie­ßen sich die ein­zel­nen Ver­an­stal­tun­gen gut durch­füh­ren. Die Ver­kös­ti­gung war her­vor- ragend. Wer für eine Kon­fe­renz so lecker kochen kann, der kann auch den Staat mit Lust regieren.

Es war sehr schön mit den anwe­sen­den Genos­sin­nen und Genos­sen zu dis­ku­tie­ren. Die Debat­ten bis in den Abend hin­ein waren sehr berei­chernd. Kurz­um: Es war eine gelun­ge­ne Kon­fe­renz, die den Teil­neh­men­den per­sön­lich viel an Ideen und Ein­drü­cken mit­ge­ge­ben hat.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Juli/August 2022
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