Schnell noch die Welt verändern?“

Pro­gramm, Orga­ni­sa­ti­on und gemein­sa­me Aktion

N. B.

Am Sams­tag, 14. Novem­ber 2020, fand unser Herbst­se­mi­nar „Schnell noch die Welt ver­än­dern?“ statt. Trotz der Pan­de­mie konn­ten wir hybrid – in einer Mischung aus Prä­senz und online – zusam­men­kom­men und Wege zu unse­ren poli­ti­schen Visio­nen diskutieren.

Demo am 1. Mai 2019 in Mann­heim (Foto: Avanti²)

Im ers­ten Semi­nar­teil beschrieb der Refe­rent die aktu­el­le Kri­sen­si­tua­ti­on, die prak­tisch alle gesell­schaft­li­chen Lebens­be­rei­che betrifft. Die in beängs­ti­gen­der Wei­se zuneh­men­den rech­ten, natio­na­lis­ti­schen, auto­ri­tä­ren, fun­da­men­ta­lis­ti­schen und faschis­ti­schen Bewe­gun­gen sind nur der sicht­bars­te Aus­druck die­ser Kri­se. Vor die­sem Hin­ter­grund ver­su­chen die Herr­schen­den, ihre Macht zu festigen.

Umso wich­ti­ger sei es, beton­te der Refe­rent, dass wir einer­seits an der Jahr­tau­sen­de alten Visi­on einer frei­en, soli­da­ri­schen und wahr­haf­tig demo­kra­ti­schen Gesell­schaft fest­hal­ten. Ande­rer­seits beton­te er die Not­wen­dig­keit, nicht abzu­war­ten, son­dern orga­ni­siert auf den radi­ka­len gesell­schaft- lichen Wan­del hinzuarbeiten.

Er ist die Vor­aus­set­zung für die Ver­wirk­li­chung unse­rer Zie­le: Indem die arbei­ten­de Klas­se die Macht des Kapi­tals bricht, die Kon­trol­le über die Pro­duk­ti­on über­nimmt und die poli­ti­sche Macht durch eine direk­te, eine rechts­staat­li­che Räte­de­mo­kra­tie ausübt.

Um in die­sem Sin­ne vor­an­ge­hen zu kön­nen, bedarf es des Auf­baus einer soli­da­ri­schen Front. In ihr soll­ten alle gegen das Kapi­tal gerich­te­ten Bewe­gun­gen gemein­sam mit der Arbeiter*innenbewegung zusammenwirken.

Stei­ne und Bro­cken auf dem Weg
Durch die Geschich­te der Klas­sen­kämp­fe wur­den uns gro­ße Hin­der­nis­se in den Weg gelegt. Einer­seits von den offen reak­tio­nä­ren Kräf­ten des Faschis­mus, die alles dar­an­setz­ten, die Arbeiter*innenbewegung zu zer­stö­ren. Ande­rer­seits aber auch durch die Sozi­al­de­mo­kra­tie, den Sta­li­nis­mus und die „sozi­al­part­ner­schaft­lich“ ori­en­tier­ten Gewerkschaftsapparate.

Durch ihre Anpas­sung an den Kapi­ta­lis­mus und des­sen poli­ti­sche Herr­schafts­sys­te­me haben sie zum Unter­gang der alten Arbeiter*innenbewegung ent­schei­dend bei­getra­gen. Sie haben nicht nur schwe­re Nie­der­la­gen in den Klas­sen­aus­ein­an­der­set- zun­gen ver­ur­sacht, son­dern sogar die Errich­tung reak­tio­nä­rer und faschis­ti­scher Regime ermöglicht.

Gesell­schaft­li­che Alter­na­ti­ven aufbauen
Der Refe­rent des zwei­ten Semi­nar­teils ver­wies auf den ver­schärf­ten Klas­sen­kampf von oben mit einer neu­en Dyna­mik von Mas­sen­ent­las­sun­gen und hef­ti­gen Angrif­fen auf unse­re demo­kra­ti­schen, sozia­len und öko­lo­gi­schen Grundrechte.

Es gibt aber auch vie­le Bei­spie­le gelun­ge­ner Gegen­wehr etwa in Form der Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on der Arbeiter*innen. Wir sahen einen Aus­schnitt aus dem Video „Strike Bike“ und spra­chen über die Kämp­fe in ande­ren Betrie­ben – von Mann­heim über Frank­reich bis nach Argen­ti­ni­en. Dort konn­ten Beleg­schaf­ten die Kon­trol­le über die Pro­duk­ti­on übernehmen.

Die Dis­kus­si­on dreh­te sich auch um den Bereich der Pfle­ge und Gesund­heits­ver­sor­gung. Er betrifft momen­tan alle Men­schen noch aku­ter als in ande­ren Zei­ten. An die­sen Erfah­run­gen der Bevöl­ke­rung und des Per­so­nals gilt es, in sozia­len und auch gewerk­schaft­li­chen Kämp­fen eben­so anzu­knüp­fen wie all­ge­mein an der Lebens­wirk­lich­keit und dem Bewusst­sein der arbei­ten­den Klasse.

Letzt­lich kom­me es für den Erfolg einer Bewe­gung aber dar­auf an, so der Refe­rent des zwei­ten Semi­nar­teils, eine revo­lu­tio­nä­re Par­tei mit revo­lu­tio­nä­rem Pro­gramm auf­zu­bau­en, um 1. brei­te Akti­ons­ein­hei­ten zu bil­den, 2. für Sofort­zie­le und Über­gangs­for­de­run­gen zu kämp­fen, 3. Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on von unten zu för­dern, 4. die Zusam­men­ar­beit mit lin­ken Orga­ni­sa­tio­nen und Initia­ti­ven aus­zu­bau­en und 5. sozia­lis­ti­sche Bil­dungs­ar­beit zu organisieren.

Nur in einem kol­lek­ti­ven Pro­zess kön­nen wir eine soli­da­ri­sche Front auf­bau­en und für unse­re Zie­le und Visio­nen einstehen.

Aktu­ell erfor­dert das natür­lich immer ein ver­ant­wor­tungs­vol­les Gesund­heits­schutz­kon- zept wie in unse­rem Semi­nar: mit Video- schal­tung zwi­schen zwei Räu­men mit Klein­grup­pen sowie per Inter­net zuge­schal­te­ten Ein­zel­per­so­nen, mit dem zur Ver­fü­gung stel­len von FFP2-Mas­ken, Ein­mal­hand­schu­hen, regel­mä­ßi­gen Lüftungspausen …

Die­ser Auf­wand hat sich für alle Teil­neh­men­den gelohnt. Der sehr gute und siche­re Ablauf unse­res Herbst­se­mi­nars – übri­gens berei­chert durch viel Musik – macht Mut für wei­te­re Ver­an­stal­tun­gen und Aktio­nen auch in der Pandemie.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Dezem­ber 2020
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