Ein ungewöhnlicher 1. Mai
U. D.
Traditionell fanden in den vergangenen Jahrzehnten am 1. Mai gewerkschaftliche Demonstrationen und Kundgebungen statt. In diesem Jahr verzichteten die Gewerkschaftsführungen aufgrund der Corona-Pandemie auf beides. Die DGB-Veranstaltungen fanden im Netz statt.
Damit wollte sich ein Kreis von engagierten GewerkschafterInnen und AktivistInnen in Mannheim nicht zufrieden geben. Sie betrachteten es als notwendig und möglich, auch in Zeiten von Corona öffentlich aufzutreten. In kurzer Zeit bildete sich ein „Aktionsbündnis 1. Mai“. Als Ergänzung zu den virtuellen DGB-Veranstaltungen und als Zeichen des Protests gegen Corona-Leugner und rechte, gewerkschaftsfeindliche Aktivitäten meldete es eine Kundgebung auf dem Marktplatz an.
Unter Beachtung der dringend erforderlichen Gesundheitsschutzmaßnahmen (Masken tragen, 2 Meter Abstand einhalten) und mit begrenzter TeilnehmerInnenzahl beteiligten sich ab 14 Uhr trotz schlechten Wetters rund 250 KollegInnen an dieser Aktion.
„Solidarität heißt Menschen schützen“
Das Motto der Kundgebung lautete „Solidarisch und nicht alleine – Solidarität heißt Menschen schützen – Solidarität heißt Grund- und Menschenrechte verteidigen“.
In kurzen Redebeiträgen kamen unterschiedliche aktuelle Themen zur Sprache: der Widerstand gegen BR-Mobbing, das Engagement für den Erhalt der Arbeitsplätze bei Bombardier, die internationale Solidarität mit dem demokratischen Projekt in Rojava, die Solidarität mit dem Arbeitskampf bei Voith, der erforderliche Stopp von Rüstungsprojekten, die Unterstützung von Flüchtlingen, die Ablehnung von Rassismus und sozialer Ungleichheit sowie die Notwendigkeit des Kampfs gegen die drohende Klimakatastrophe.
Für das musikalisches Rahmenprogramm sorgte in mitreißen- der Weise Bernd Köhler (Gesang, Gitarre) gemeinsam mit SängerInnen eines Mannheimer Gewerkschaftschores und Helmut Hoffmann am Akkordeon. Die Schauspielerin Bettina Franke trug beeindruckende Gedichte vor.
Das starke Engagement Vieler hat das gute Gelingen dieser ungewöhnlichen Veranstaltung ermöglicht.
Es konnte nicht nur die Tradition eines in der Öffentlichkeit sichtbaren 1. Mai aufrechterhalten werden. Es war auch ein weiterer Beitrag zur Wahrung des Grundrechts auf Demonstrationsfreiheit.
Zu hoffen bleibt, dass die politisch-organisatorische Zusammenarbeit, die diese 1. Mai-Kundgebung ermöglicht hat, weiter fortgesetzt wird. Angesichts der bedrohlichen krisenhaften Entwicklung des Kapitalismus und dem Aufschwung rechter, verschwörungsideologischer Strömungen ist dies überfällig und notwendig.