Die Revolution von 1848/49
K. W.
Am Sonntag, dem 2. Juli 2017, war es wieder soweit. Im Rahmen unserer Reihe „Spurensuche“ fuhr eine Gruppe von FreundInnen und GenossInnen der ISO Rhein-Neckar bei schönstem Wetter mit dem Zug nach Süden. Unser Ziel war es, mehr über die Revolution von 1848/49 und die damalige politische und soziale Lage zu erfahren. Deshalb statteten wir der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte in Rastatt einen Besuch ab. Die mittelbadische Festung war 1849 der letzte Rückzugsort der Revolutionäre.
Die Dauerausstellung zur Revolution von 1848/49 befindet sich im Rastatter Schloss. Sie wurde 1974 auf Anregung von Gustav Heinemann, dem damaligen Bundespräsidenten, eingerichtet. Mit vielen Exponaten und Installationen macht sie die wirtschaftliche und politische Situation Mitte des 19. Jahrhunderts deutlich. Auch die zeitlichen Abläufe und internationalen Verbindungen werden nachvollziehbar dargestellt. Dokumente, Bilder, Objekte sowie Ton- und Filmmaterial geben einen lebendigen Eindruck des schwierigen und mutigen Kampfes der RevolutionärInnen von 1848/49 und ihrer VorläuferInnen.
Selbst organisierter Rundgang
Unser selbst organisierter Rundgang vermittelte einen guten Einblick in die Vorgeschichte, die internationalen Verknüpfungen, die zeitweiligen Erfolge und die blutige Unterdrückung der Revolution von 1848/49.
Unser in einem nahe gelegen Restaurant gemeinsam gezogenes Fazit lautet: Der Besuch der Erinnerungsstätte hat sich für uns alle gelohnt und ist empfehlenswert. Wenn die Situation von 1848/49 auch nicht auf den heutigen Spätkapitalismus übertragbar ist, so sind doch auch viele Parallelen zwischen damals und der heutigen Entwicklung erkennbar, was sich besonders im Abbau demokratischer Rechte und der sozialen Ausgrenzung zunehmender Teile der arbeitenden Klasse heute zeigt.
Es gibt übrigens im Schloss eine weitere Dauerausstellung zu den Freiheitsbewegungen in der DDR von 1949 bis 1989. Bezeichnend ist allerdings die Tatsache, dass die Novemberrevolution von 1918 in dieser Erinnerungsstätte keine Erwähnung findet. An diesen bedeutendsten deutschen Aufstand, der immerhin zur Abdankung Kaiser Wilhelm II., zum Ende des Ersten Weltkriegs, zur Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten und schließlich zur Ausrufung der bürgerlichen Republik führte, soll offensichtlich nicht mehr erinnert werden. Die brutale Niederschlagung dieser Revolution durch die Herrschenden, insbesondere die konterrevolutionäre Rolle der Mehrheits-Sozialdemokratie unter Ebert und Noske im Verbund mit der übelsten Reaktion soll wohl weiter im Dunkel des Vergangenen ruhen.
aus der Rhein-Neckar Beilage zur Avanti September 2017