Tho­mas Münt­zer und die Bauernkriege

B. B.

Am Frei­tag, dem 6. März 2015, star­te­te die RSB – Film- und Vor­trags­rei­he „Spu­ren­su­che“ mit einer Ver­an­stal­tung über „Tho­mas Münt­zer und die Bauernkriege “.

Der deut­sche Bau­ern­krieg begann im Juni 1524 mit Auf­stän­den in Süd­deutsch­land. Koor­di­niert schlu­gen die Bau­ern in den ers­ten bei­den April­wo­chen 1525 los - in der Nord­schweiz, am Boden­see, in Baden, Hohen­zol­lern, Würt­tem­berg, im Elsaß, in der Pfalz, in  Fran­ken und Thü­rin­gen. Eben jenen Gebie­ten, in denen seit gerau­mer Zeit der frü­he Kapi­ta­lis­mus die Gesell­schaft zu ver­wan­deln begann.
Inno­va­tio­nen in Berg­bau und Metall­ur­gie sowie (damals ganz aktu­ell) in der Ener­gie­er­zeu­gung (Erfin­dung der Wind­müh­le) und der Medi­en­tech­nik (Buch­druck) revo­lu­tio­nier­ten die Gesell­schaft. Sie bewirk­ten ein erheb­li­ches Bevöl­ke­rungs­wachs­tum und führ­ten Scha­ren von Ent­wur­zel­ten und Erwerbs­lo­sen in die Städ­te. Gleich­zei­tig ging der damit ver­bun­de­ne Wirt­schafts­auf­schwung an den Bau­ern und den Tage­löh­nern der Städ­te völ­lig vorbei.
Nach­dem sich die Bau­ern erho­ben hat­ten, um ihr Recht ein­zu­for­dern, las­sen sich drei „Lager“ unterscheiden:

1. Das katho­li­sche Klas­sen­bünd­nis aus Kai­ser, Fürs­ten, Hoch­adel und hohem Kle­rus, die ein gro­ßes Inter­es­se dar­an hat­ten, dass sich gar nichts änderte.

2. Das Klas­sen­bünd­nis aus nie­de­rem Adel und rei­chem Bür­ger­tum der Städ­te, die ger­ne vom Druck durch Fürs­ten, Hoch­adel und hohem Kle­rus ent­las­tet wor­den wären, aber selbst nicht bereit waren, auf eige­ne Pri­vi­le­gi­en gegen­über den unte­ren Klas­sen zu ver­zich­ten. Die­ses Bünd­nis erstreb­te also Refor­men und fand sich dem­zu­fol­ge in der Refor­ma­ti­on geeint. Der unbe­strit­te­ne Füh­rer die­ses Lagers war Mar­tin Luther.

3. Das Klas­sen­bünd­nis aus Bau­ern, städ­ti­schen Tage­löh­nern (Ple­be­jer) und nie­ders­tem Kle­rus (Pre­di­ger). Die­ses Lager kann als revo­lu­tio­nä­res bezeich­net wer­den und sam­mel­te sich unter der Füh­rung von Tho­mas Müntzer.

Im Zuge der wei­te­ren Radi­ka­li­sie­rung erhob der radi­kals­te Kern um Münt­zer For­de­run­gen, die heu­te – im Zei­chen der Spal­tung der Gesell­schaft in immer Rei­che­re und immer Ärme­re – wie­der hoch aktu­ell sind: Ableh­nung jeder Obrig­keit, Abschaf­fung des Pri­vat­ei­gen­tums, Ein­füh­rung der Güter­ge­mein­schaft und all­ge­mei­ne Durch­set­zung der Gleich­heit der Menschen.

Die Bau­ern schei­ter­ten zuletzt dar­an, dass sie schwe­re poli­ti­sche und mili­tä­ri­sche Feh­ler mach­ten, und letzt­end­lich unfä­hig waren, aus ihren Feh­lern zu ler­nen. Immer wie­der fie­len sie auf Ver­hand­lungs­an­ge­bo­te ihrer Fein­de her­ein und glaub­ten allen Ver­trä­gen und Beteue­run­gen ihrer Geg­ner. Die­se jedoch fühl­ten sich ihrer­seits an kei­ne Ver­trä­ge mit den „Auf­rüh­rern“ gebun­den und bra­chen alle Versprechungen.

In Nuß­dorf in der Pfalz, einem ehe­mals selb­stän­di­gen Ört­chen – heu­te ein Stadt­teil von Land­au – steht heu­te noch eine Scheu­ne mit beson­de­rer Bedeu­tung. Am 23. April 1525 hat­ten dort die pfäl­zi­schen Bau­ern beschlos­sen, am Fol­ge­tag den „Nuss­dor­fer Hau­fen“ zu grün­den und sich zu erheben.
Inzwi­schen beher­bergt die Scheu­ne ein Bau­ern­kriegs­mu­se­um. Unweit davon steht ein sehens­wer­tes Bau­ern­kriegs­denk­mal, gestal­tet nach einem Ent­wurf von Albrecht Dürer. Am letz­ten August­wo­chen­en­de jeden Jah­res fin­det dort ein gro­ßes Fest statt. Die Ein­nah­men aus die­sem Fest sind die Haupt­res­sour­cen zum Erhalt des Muse­ums. Wir pla­nen nun, die­ses Muse­um gemein­sam zu besu­chen und dort einen guten Ries­ling für eine gute Sache zu trinken.

Nach dem erfolg­rei­chen Start unse­rer Ver­an­stal­tungs­rei­he im März freu­en wir uns auf die wei­te­ren Aben­de im April zu Rosa Luxem­burg (10. 04.) und Ernest Man­del (24. 04.2015.

aus der Rhein-Neckar Bei­la­ge zur Avan­ti 232, April 2015
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