Eröffnung der Wanderausstellung
N. B.
Für die Herbst- und Wintermonate holt die GEW Heidelberg/Rhein-Neckar die Wanderausstellung „Vinzenz Rose – Einer von uns?!“ in unsere Region. Zu ihrer feierlichen Eröffnung kamen am 1. Oktober 2025 gut 60 Personen in die Waldparkschule in Heidelberg-Boxberg.

Ausstellungseröffnung in Heidelberg, 1. Oktober 2025. (Foto: Privat.)
Die Ausstellung fasziniert aus verschiedenen Gründen. Besonders herausragend ist dabei wohl ihre Entstehungsgeschichte, welche einige der Ersteller:innen der Ausstellung auf der Vernissage erzählten: Devon Dreschner, Leonie Metz und Leni Wendt, ehemalige Schüler:innen der Geschichte-AG der Realschule Obrigheim.
Die Entstehungsgeschichte
 Vor vier Jahren machte sich ihr Lehrer Bernhard Edin zunächst mit seiner 10. Klasse und später dann mit einer freiwilligen Geschichte-AG auf den Weg, der Schule einen Namen zu geben. Dabei stießen sie auf Vinzenz Rose, ehemaliger Häftling in dem in unmittelbarer Nähe zur Schule gelegenen KZ Neckarelz, Sinto und späterer Begründer der Sinti- und Roma-Bürgerrechtsbewegung.
Die Idee der Schulbenennung erfreute sich jedoch zunächst keiner großen Beliebtheit. So recherchierten die Schüler:innen gemeinsam mit ihrem Lehrer die Biografie Vinzenz Roses und erstellten eine Ausstellung, um über ihn zu informieren. Dabei gelang es ihnen auf eindrückliche Weise, die persönliche Biografie mit der Verfolgung der Sinti und Roma in der Region und mit der Geschichte auf Bundesebene vor, während und nach dem Hitler-Faschismus zu verknüpfen.
Engagement über die Schule hinaus
 Die Realschule Obrigheim hätte die erste Schule bundesweit werden können, die bewusst nach einem Sinto benannt wird. Vor dem Gemeinderat hatten die Schüler:innen mit ihrem Vorhaben jedoch keine Chance. Vor über einem Jahr haben sie ihre Schule verlassen. Ihr Engagement bleibt jedoch, und das ist so besonders inspirierend an dem Projekt. Heute setzen sich die ehemaligen Schüler:innen dafür ein, dass im Ort öffentlich an die Sinti- Familie Reinhardt erinnert wird, die in Obrigheim festgesetzt und später nach Ausschwitz deportiert und dort vernichtet wurde.
Breites Interesse
 Historisch und doch brandaktuell stieß die Ausstellung offenbar auch in Heidelberg auf großes Interesse. Zur Vernissage kamen Familien aus dem Stadtteil ebenso wie Interessierte aus der ganzen Stadt. Die Geigerin Anastasia Gubanov umrahmte die Ausstellung musikalisch und stimmte die Anwesenden damit berührend auf die Ausstellung ein.
In einem Grußwort betonte die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein den Charakter der Ausstellung als gelebte Demokratiebildung und zeigte sich beeindruckt von den Schüler:innen und ihrem Engagement. Adriana Dörr vom Dokumentationszentrum deutscher Sinti und Roma verwies auf die anhaltende Diskriminierung von Sinti und Roma und lobte das Engagement der Schüler:innen, die sich nicht unterkriegen lassen.
Finanziert wurde die Ausstellung von der Lautenschläger-Stif- tung. Markus Lautenschläger sprach bei der Vernissage ein Grußwort, ebenso wie Antony Pattathu, Antidiskriminierungsbeauftragter der Stadt Heidelberg. Im Anschluss an die Grußworte und die Vorstellung des Projekts durch die ehemalige Geschichte-AG nahmen sich viele Gäste noch Zeit für die 14 Ausstellungsfahnen sowie für angeregte und angenehme Gespräche.
Bedeutung und Aktualität der Ausstellung
 Sowohl in der feierlichen Eröffnung als auch in den anschließenden Gesprächen wurde immer wieder deutlich: Die Ausstellung ist nicht nur historisch und pädagogisch hoch spannend, sondern auch aufgrund ihrer Aktualität. Seit zwei Jahren ist der deutsche Staat mit seinen Konzernen wieder aktiv beteiligt an einem Völkermord, diesmal vor aller Welt Augen. Mit dem zunehmenden Rechtsruck wird die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Faschismus immer drängender.
