Vor 100 Jahren

März­auf­stand in Mitteldeutschland

 

E. B.

Nach dem Gene­ral­streik gegen den reak­tio­nä­ren Kapp-Putsch im März 1920 blieb ins­be­son­de­re im mit­tel­deut­schen Indus­trie­re­vier die Lage zuge­spitzt. Streiks waren an der Tages­ord­nung. Sie rich­te­ten sich gegen die elen­de wirt­schaft­li­che Lage der arbei­ten­den Klas­sen und die pro­ka­pi­ta­lis­ti­sche Regierungspolitik.

Revo­lu­tio­nä­re Arbei­ter wer­den im März 1921 in Eis­le­ben von der Poli­zei abge­führt (Foto: Gemeinfrei)

Die KPD-Füh­rung ver­such­te die Bewe­gung zu radi­ka­li­sie­ren. Sie ver­trat damals eine gegen die Ein­heits­front der Arbei­ter­be­we­gung gerich­te­te ultra­lin­ke „Offen­siv­theo­rie“.

Zur Wie­der­her­stel­lung von „Ord­nung und Sicher­heit“ mar­schier­ten schwer bewaff­ne­te Poli­zei­trup­pen am 19. März 1921 ein. Den Befehl dazu hat­te der preu­ßi­sche Innen­mi­nis­ter Seve­ring (SPD) gegeben.
Der Auf­ruf der KPD-Bezirks­lei­tung in Hal­le zum Gene­ral­streik am 21. März ver­hall­te zunächst unge­hört. Aber am Fol­ge­tag wei­te­ten sich die Arbeits­nie­der­le­gun­gen im Berg­bau­ge­biet Mans­feld-Eis­le­ben aus. 2.000 bewaff­ne­te Arbei­ter besetz­ten die Leuna-Werke.

Bru­ta­le Unterdrückung
Die Pro­tes­te brei­te­ten sich unter ande­rem bis nach Ham­burg aus. Reich­prä­si­dent Ebert (SPD) erklär­te dar­auf­hin am 24. März den nicht­mi­li­tä­ri­schen Aus­nah­me­zu­stand für Ham­burg und Sachsen.

In der Lau­sitz, im Ruhr­ge­biet und in Thü­rin­gen kam es danach zu Soli­da­ri­täts­streiks. Im mit­tel­deut­schen Indus­trie­ge­biet spitz­ten sich die Kämp­fe wei­ter zu und grif­fen auf wei­te­re Städ­te über. Reichs­weit betei­lig­ten sich aber nur 200.000 Arbei­ter an Streiks.

Ende März 1921 konn­te die Staats­macht die Auf­stands­be­we­gung blu­tig nie­der­schla­gen. Rund 180 Men­schen ver­lo­ren ihr Leben, dar­un­ter 35 Poli­zis­ten. 4.000 Auf­stän­di­sche wur­den zu ins­ge­samt 2.000 Jah­ren Gefäng­nis, vier sogar zum Tode verurteilt.

Die mit der „Offen­siv­theo­rie“ begrün­de­te Poli­tik der KPD war kom­plett geschei­tert und hat­te die Par­tei stark geschwächt. Auf der ande­ren Sei­te bedeu­te­te die bru­ta­le Unter­drü­ckung des März­auf­stands durch die SPD-Füh­rung eine Fort­set­zung ihrer kon­ter­re­vo­lu­tio­nä­ren Poli­tik seit Ende 1918. Sie war eine wei­te­re Etap­pe auf dem Weg, der 1933 die Nazi-Dik­ta­tur ermög­li­chen sollte.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar März 2021
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