E. B.
In der Nachfolge der Memminger Zwölf Artikel von 1525 verfasste Michael Gaismair seine „64 Meraner Artikel“. Anfang 1526 formulierte er dann die „Tiroler Landesordnung“ als Grundlage für einen egalitären und demokratischen Knappen-, Handwerker- und Bauernstaat protestantischer Prägung.

Käthe Kollwitz, Die Gefangenen (aus dem Zyklus „Bauernkrieg“), 1908. (Bild: Gemeinfrei.)
Gaismairs Verfassung beinhaltet einen konkreten Plan für ein Sozialsystem sowie eine Reform von Landwirtschaft, Bergbau, Produktion und Handel im Sinne des Gemeinwohls.
Mit zentralen Punkten seines Verfassungsentwurf weist Gaismair den Weg in eine bessere Zukunft.
Der darin formulierte Gleichheitsgrundsatz hebt die Vorrechte von Adel und Klerus auf.
Soziale Gerechtigkeit wird wirksam gefördert. Der Zehnt wird für die Armenfürsorge verwendet. Klöster werden als Altenheime und Spitäler genutzt. Eine staatliche Sozialhilfe ist ebenso vorgesehen wie ein staatliches Gesundheitssystem mit kostenlosen Arzneimitteln und eine Grundversorgung mit Nahrung und Kleidern. 
 Regelmäßige demokratische Wahlen (auch von Pfarrern und Richtern) sind von der Gemeinde bis zur Landesregierung durchgängig verankert.
Die Wirtschaft ist dem allgemeinen Nutzen verpflichtet. Vergesellschaftung wird angestrebt. Zins und Wucher sind stark eingeschränkt. Die Leibeigenschaft ist ebenso verboten wie eine unmenschliche Behandlung. Frauenunterdrückung wird nicht mehr akzeptiert. Bildung gilt als wichtige Basis eines demokratischen Gemeinwesens.
Friedrich Engels bezeichnete Michael Gaismair nicht zu Unrecht als einen „Müntzerschen“.
