100 Jah­re „Faschis­mus“

1922 - 2022

 

Hel­mut Dahmer

Es ist mög­lich, sich auf Ana­lo­gien zu beru­fen, ja, man kommt ohne sie gar nicht aus, will man aus der Ver­gan­gen­heit ler­nen und die Geschich­te nicht stets wie­der von vorn anfangen.“

Trotz­ki, 1929*

I
„Begrif­fe bil­den sich his­to­risch her­aus“, schrieb Max Hork­hei­mer 1941 in sei­nen „Bemer­kun­gen zur Tätig­keit des Insti­tuts“, näm­lich des Frank­fur­ter „Insti­tuts für Sozi­al­for­schung“, des­sen Mit­glie­der, soweit sie sich aus Hit­ler­deutsch­land hat­ten ret­ten kön­nen, in den USA ihre Arbeit fort­setz­ten.1 Begrif­fe benen­nen zunächst eine bestimm­te his­to­ri­sche Erfah­rung, über­lie­fern sie der Erin­ne­rung und legen damit den Grund zur mög­li­chen Ent­wick­lung eines Typus. Der neue Name gilt der Spe­zi­fik eines als „neu­ar­tig“ erfah­re­nen Phä­no­mens, sei es die Geburt eines neu­en Stils in Male­rei, Musik oder Lite­ra­tur, sei es das Auf­kom­men einer neu­ar­ti­gen poli­ti­schen Herr­schafts- oder Umsturz­pra­xis. Der all­mäh­lich sich ent­fal­ten­de Begriff dient zunächst zur Unter­schei­dung des Novums von schein­bar ähn­li­chen, bereits bekann­ten Phä­no­me­nen; zudem ermög­licht er auf­schluss­rei­che Ver­glei­che mit künf­ti­gen Pra­xen und Ereig­nis­sen, die dem Ori­gi­nal-Ereig­nis mehr oder weni­ger ähneln, dar­an erin­nern. Der Bezug des Kern­be­griffs zu Ver­gan­gen­heit, Gegen­wart und Zukunft macht ihn inter­es­sant und ver­leiht ihm inne­re Elas­ti­zi­tät und Leben­dig­keit. Er wird bestän­dig erwei­tert und modi­fi­ziert, gewinnt an his­to­ri­scher Sub­stanz und ver­än­dert sei­ne Bedeu- tung: Sei­ne Reich­wei­te wird gedehnt, auch über­dehnt, und dann wie­der – um der Spe­zi­fik des Gemein­ten wil­len – ein­ge­engt. Schließ­lich ruft sei­ne Nen­nung eine gan­ze Rei­he von his­to­ri­schen Erfah­run­gen auf – er wird zu deren Kon­den­sat.

II
Die Ent­wick­lung des poli­ti­schen Begriffs „Faschis­mus“ währt nun schon ein Jahr­hun­dert. Er bezeich­ne­te zunächst die Kampf­bün­de Mus­so­li­nis und deren Auf­ga­be, die anar­cho­ko­m­mu­nis­tisch, inter­na­tio­na­lis­tisch und pazi­fis­tisch ori­en­tier­ten ita­lie­ni­schen Arbei­ter- und Räte­or­ga­ni­sa­tio­nen der ers­ten Jah­re nach dem Ers­ten Welt­krieg gewalt­sam nie­der­zu­schla­gen. Mus­so­li­ni gewann mit sei­ner ultra­na­tio­na­lis­tisch-kolo­nia­lis­ti­schen Ideo­lo­gie und Poli­tik die tat­kräf­ti­ge Unter­stüt­zung der besit­zen­den, also zah­lungs­fä­hi­gen Klas­se (Land­be­sit­zer, Indus­tri­el­le, Ban­kiers) und die­je­ni­ge der Exe­ku­tiv­or­ga­ne (Heer, Poli­zei, Mon­ar­chie). Hit­ler, Doll­fuss und Sala­zar (1933), Meta­xas (1935), dann Fran­co (1936) und im Wei­te­ren eine gan­ze Rei­he von ost­eu­ro­päi­schen und latein­ame­ri­ka­ni­schen dik­ta­to­ri­schen Regi­men ver­such­ten, unter Berück­sich­ti­gung natio­na­ler Beson­der­hei­ten Mus­so­li­nis Bei­spiel zu folgen.

Die Funk­ti­on der faschis­ti­schen Bewe­gun­gen und Regime war (und ist) es, die Auf­recht­erhal­tung und Wei­ter­ent­wick­lung der kapi­ta­lis­ti­schen Wirt­schaft nach den bei­den ver­hee­ren­den „Welt­krie­gen“ und in der Kri­se unse­rer Gegen­wart gewalt­sam zu sichern. Das heißt: Die Kon­trol­le über die natio­na­len Wirt­schaf­ten – und über deren Ver­ket­tung mit der Welt­wirt­schaft – bleibt einer schrump­fen­den Grup­pe von Finanz­ka­pi­ta­lis­ten über­las­sen, die aus­schließ­lich auf maxi­ma­le Gewin­ne (Kapi­tal­ak­ku­mu­la­ti­on) aus und in der Lage ist, Par­tei­en, Mas­sen­me­di­en und para­mi­li­tä­ri­sche Ver­bän­de zu finan­zie­ren, sofern sie den für sie güns­ti­gen Sta­tus quo absi­chern. Die­ser Sta­tus quo bedeu­tet: Per­ma­nen­te Krie­ge um Boden­schät­ze, Absatz­märk­te und Ein­fluss­zo­nen; Ver­elen­dung gan­zer Bevöl­ke­run­gen in den „unter­ent­wi­ckelt“ gehal­te­nen und von Krie­gen ver­heer­ten Län­dern, Ver­wüs­tung unse­res Habi­tats durch Erwär­mung des glo­ba­len Klimas.

Die Pra­xis faschis­ti­scher Dem­ago­gen (ob Stra­che, Gau­land, Höcke, Sal­vi­ni oder Bol­so­n­a­ro), ihrer Orga­ni­sa­tio­nen (braun oder blau) und Dik­ta­to­ren besteht in der Agi­ta­ti­on und Mobi­li­sie­rung ers­tens der­je­ni­gen Tei­le der stän­dig wach­sen­den lohn­ab­hän­gi­gen Bevöl­ke­rung, die kei­ne Arbeit fin­den oder noch nie Arbeit hat­ten und dar­um zu Almo­sen­emp­fän­gern gewor­den sind, zwei­tens der schrump­fen­den, schein­selb­stän­di­gen, „ver­un­si­cher­ten“ Zwi­schen­schich­ten und drit­tens der hoff­nungs­lo­sen und des­ori­en­tier­ten, dar­um zu allem fähi­gen Paria-Schich­ten. Aus die­sen Mas­sen von unselb­stän­di­gen, ori­en­tie­rungs­lo­sen, ver­ängs­tig­ten Men­schen schmie­den die Agi­ta­to­ren-Dik­ta­to­ren Gefolg­schaf­ten, denen sie – als ver­meint­lich eben­falls „klei­ne“, dem­nächst aber gro­ße und in jedem Fall star­ke Män­ner (oder auch Frau­en) Bes­se­rung ver­spre­chen: vor allem eine Abrech­nung mit den ver­meint­lich an ihrer Mise­re Schuldigen.

Die faschis­ti­schen Agi­ta­to­ren sind Meis­ter in der Len­kung der Res­sen­ti­ments ihrer Kli­en­tel. Sie zei­gen ihr die „wah­ren Schul­di­gen“ – wehr­lo­se Min­der­hei­ten (Juden, Zigeu­ner, „Aso­zia­le“; „Volks­fein­de“, „Volks­ver­rä­ter“ und Frem­de aller Art: Aus­län­der, Flücht­lin­ge, Migran­ten, Lin­ke und Gewerk­schaf­ter, Anders­gläu­bi­ge und Athe­is­ten, Homo­se­xu­el­le und ande­re Abweich­ler – und stel­len ihnen deren Pau­pe­ri­sie­rung und „Besei­ti­gung“ in Aus­sicht. Je nach Kräf­te­ver­hält­nis und Volks­stim­mung läuft das auf Regle­men­tie­rung und Kon­zen­tra­ti­on in „Lagern“ die­ses oder jenes Typs, geziel­te Ver­elen­dung, Ent­eig­nung, Aus­wei­sung, Ver­trei­bung oder „Liqui­die­rung“ hinaus.

Als Ultra-Natio­na­lis­ten ver­spre­chen die faschis­ti­schen Dema-gogen die gewalt­sa­me Ret­tung (Wie­der­her­stel­lung, Ver­tei­di­gung und ruhm­rei­che Ver­grö­ße­rung) der Natio­nal­staa­ten, die seit 100 Jah­ren stän­dig an wirt­schaft­li­cher und poli­ti­scher Bedeu­tung ver­lie­ren. Das soll zum einen durch die „Siche­rung“ der natio­na­len Gren­zen gewähr­leis­tet wer­den – also durch Wäl­le und Mau­ern, Poli­zei- und Mili­tär­pa­trouil­len, Lager inner­halb und außer­halb der Lan­des­gren­zen –, zum andern durch gewalt­sa­me Rück­trans­por­te in als „siche­re Zufluchts­staa­ten“ aus­ge­ge­be­ne außer­eu­ro­päi­sche bzw. mit­tel­ame­ri­ka­ni­sche Län­der, deren poli­ti­sche Füh­run­gen zu die­sem Zweck groß­zü­gig besto­chen wer­den. Durch die­se und ähn­li­che Maß­nah­men sol­len Mil­lio­nen von Kriegs-, Hun­ger- und Kli­ma­flücht­lin­gen abge­schreckt wer­den, die ver­su­chen, dem Elend ihrer afri­ka­ni­schen, latein­ame­ri­ka­ni­schen oder mit­tel­öst­li­chen „Heimat“-Länder zu ent­kom­men, und die an die Türen der weni­gen Wohl­stands­oa­sen häm­mern, Ein­lass begeh­ren und ihren Teil am Welt­reich­tum einfordern.

Zudem wird den Ernied­rig­ten und Belei­dig­ten der hoch­ent­wi­ckel­ten Oasen­län­der eine Homo­ge­ni­sie­rung ihrer eth­nisch inho­mo­ge­nen Gesell­schaf­ten in Aus­sicht gestellt, also eine be- völ­ke­rungs­po­li­ti­sche „Säu­be­rung des jewei­li­gen Volks­kör­pers“ von allen Men­schen, die nicht seit Gene­ra­tio­nen schon in dem jewei­li­gen Land ansäs­sig waren und des­sen – als „glor­reich“ fin­gier­te – Geschich­te geteilt haben. Dies ras­sis­ti­sche Homo­ge­ni­sie­rungs­pro­gramm ist eine Kriegs­er­klä­rung an alle für nicht zuge- hörig erklär­ten Men­schen inner­halb und außer­halb der Lan­des­gren­zen. Abge­se­hen von der Hoff­nung auf einen künf­ti­gen Anteil am Raub­gut durch „Arisierungs“-Maßnahmen oder „gerech- te“ Kriegs­zü­ge ist es vor allem die Prä­mie, die den „Nicht­ge­hör­ten“ und „Abge­häng­ten“ allein dadurch zufällt, dass ihre Dem­ago­gen sie zu den ein­zig Hier­seins- und Daseins­be­rech­tig­ten erklä­ren, was sie dann dazu bewegt, die­ser Sor­te von „Volks­tri­bu­nen“ ihre Stim­men und ihre Fäus­te zu leihen.

Im Lau­fe der ver­gan­ge­nen 150 Jah­re haben sich die moder­nen Gesell­schaf­ten Euro­pas und Ame­ri­kas aus Gesell­schaf­ten klei­ner und mitt­le­rer Eigen­tü­mer in Gesell­schaf­ten abhän­gig Beschäf­tig­ter ver­wan­delt. Die­se Umbil­dung der Sozi­al­struk­tur hat das Auf­kom­men von neu­ar­ti­gen, „mas­sen­feind­li­chen Mas­sen­be­we­gun­gen“ (Hork­hei­mer-Ador­no) ermög­licht, mit deren Hil­fe demo­kra­ti­sche Struk­tu­ren zer­trüm­mert und durch jene „tota­li­tä­ren“ Regime ersetzt wur­den, die Mil­lio­nen von Men­schen ver­schlan­gen. Das Leben in „Abhän­gig­keit“ und die Erfah­rung, dass tota­li­tä­re Regime in der Lage sind, straf­los jede „auto­no­me“ Regung in der Bevöl­ke­rung zu ersti­cken, hat die Wider­stands­kräf­te gera­de in den höchst ent­wi­ckel­ten Län­dern nach­hal­tig geschwächt. Die oft beklag­te poli­ti­sche Apa­thie wei­ter Tei­le der Bevöl­ke­rung hat dar­in ihren Grund. Über­wie­gen soge­nann­te auto­ri­tä­re (oder faschis­to­ide) Cha­rak­te­re, die sich kon­for­mis­tisch, also auto­ri­täts­hö­rig ver­hal­ten, alles Abwei­chen­de has­sen, zu Pro­jek­tio­nen, zum Aber­glau­ben und zur Ste­reo­ty­pi­sie­rung nei­gen, dann steht es um die Ver­tei­di­gung der weni­gen par­la­men­ta­ri­schen Repu­bli­ken – geschwei­ge denn um deren aus­ste­hen­de wirt­schafts­de­mo­kra­ti­sche Fun­die­rung – schlecht.

Dar­um wie­der­holt sich gegen­wär­tig in Euro­pa und Ame­ri­ka die aus den drei­ßi­ger Jah­ren bekann­te Muta­ti­on schwä­cheln­der par­la­men­ta­ri­scher Regime zu auto­ri­tä­ren (Polen, Ungarn, Ita­li­en usw.). Der Putsch-Ver­such von vie­len Hun­der­ten von Trump-Anhän­gern – hin­ter denen 74 Mil­lio­nen Trump-Wäh­ler stan­den –, die am 6. Janu­ar 2021 durch ihren „Marsch aufs Kapi­tol“ den abge­wähl­ten Prä­si­den­ten gewalt­sam an der Macht hal­ten woll­ten, war ein Alarmsignal.

Schon in den drei­ßi­ger Jah­ren waren die unter ein­an­der zer­strit­te­nen Par­tei­en, die für eine gesell­schaft­li­che Alter­na­ti­ve zum Kapi­ta­lis­mus ein­tra­ten und an das Selbst­er­hal­tungs-Inter­es­se der Bevöl­ke­rung appel­lier­ten („Wer Hit­ler wählt, wählt den Krieg!“), außer­stan­de, durch die Bil­dung einer Arbei­ter­ein­heits­front den Sieg der faschis­tisch begeis­ter­ten Mas­sen und ihrer mäch­ti­gen Ver­bün­de­ten zu ver­hin­dern. Die Erin­ne­rung an das Desas­ter, zu dem die natio­na­len Auf­brü­che der drei­ßi­ger Jah­re führ­ten, ist aber inzwi­schen ver­blasst, und das Inter­es­se, die eige­nen Pri­vi­le­gi­en auf Kos­ten mög­lichst vie­ler ande­rer zu ver­tei­di­gen und aus­zu­bau­en, treibt ein Fünf­tel oder gar ein Drit­tel der Bevöl­ke­rung der höchst­ent­wi­ckel­ten Staa­ten rech­ten Dem­ago­gen zu, die heu­te wie ges­tern ver­spre­chen, die gesell­schaft­li­che Ent­wick­lung auf­zu­hal­ten oder umzu­keh­ren und all’ die­je­ni­gen zu beglü­cken, die „zu uns“ (also zum eige­nen Volks­stamm) gehören.

Nach ihrer mili­tä­ri­schen Nie­der­la­ge im Zwei­ten Welt­krieg und der Bekannt­ma­chung des zuvor öffent­li­chen Geheim­nis­ses des Geno­zids an den euro­päi­schen Juden durch die Nürn­ber­ger und die Ausch­witz-Pro­zes­se leug­ne­te ein Teil der deut­schen Faschis­ten hart­nä­ckig ihre Unta­ten; deren Mehr­heit zog es frei­lich vor, ein­fach ihren poli­ti­schen Namen zu wech­seln. In den Län­dern „ohne Juden“ gab es dar­um plötz­lich auch kei­ne Faschis­ten mehr.

Die Faschis­ten oder Nazis von heu­te („Neo­na­zis“) sind sol­che, die nicht mehr bei ihrem rich­ti­gen (Partei-)Namen genannt wer­den wol­len; sie tre­ten unter Pseud­ony­men auf und beto­nen gern ihre Sym­pa­thie für den israe­li­schen Staat in Paläs­ti­na. Das Pro­gramm die­ser heu­ti­gen Faschis­ten, die gera­de drauf und dran sind, sich wie in den drei­ßi­ger Jah­ren zu einer Inter­na­tio­na­le der Natio­na­lis­ten zusam­men­zu­schlie­ßen, gleicht dem ihrer Vor­gän­ger aufs Haar. Gegen die Herr­schaft der Finanz­ka­pi­ta­lis­ten haben sie nichts ein­zu­wen­den – im Gegen­teil. Sie hof­fen, dass die­se sie in der nächs­ten Kri­se zu Hil­fe rufen und dann für ihre Diens­te fürst­lich beloh­nen. Sie kämp­fen gegen die Gleich­be­rech­ti­gung von „Ras­sen“, Völ­kern und Klas­sen; sie ver­spre­chen, den jewei­li­gen Natio­nal­staat durch „Homo­ge­ni­sie­rung“ der „ange­stamm­ten“ Bevöl­ke­rung, aut­ar­ke Wirt­schafts­po­li­tik und Abschot­tung gegen Migran­ten zu ver­tei­di­gen; sie gelo­ben, die Stamm­be­völ­ke­rung gegen „Umvol­kung“ zu schüt­zen und deren „hei­mi­sche“ Kul­tur (die soge­nann­ten „über­kom­me­nen“ Wer­te) vor „Über­frem­dung“ zu bewah­ren. Erweist dies Pro­gramm sich als uto­pisch, so wer­den sie – wie ihre Vor­gän­ger – nicht zögern, es gewalt­sam in die Tat umzu­set­zen, gleich­gül­tig, wie­vie­le Opfer das fordert.

III
Trotz­ki hat sei­ne Drei-Klas­sen-Theo­rie des (deut­schen) Faschis­mus zuerst 1929 am Bei­spiel Öster­reichs ent­wi­ckelt.2 Sei­ne Inter­pre­ta­ti­on wur­de durch eine Rei­he von ande­ren, eben- falls mar­xis­tisch ori­en­tier­ten und nicht sta­li­nis­tisch gebun­de­nen Autoren bestä­tigt und ergänzt.3 Fas­sen wir das Ergeb­nis die­ser his­to­ri­schen Ana­ly­sen kurz zusammen:

1. Das Reser­voir, aus dem die faschis­ti­sche Bewe­gung ihre Wäh­ler und die Mann­schaf­ten ihrer para­mi­li­tä­ri­schen Ver­bän­de rekru­tier­te, bil­de­ten in ers­ter Linie die ver­arm­ten, ori­en­tie­rungs­lo­sen Zwi­schen­schich­ten – der alte Mit­tel­stand der Bau­ern, der Beam­ten, der mitt­le­ren und klei­nen Selb­stän­di­gen und Frei­be­ruf­ler, sowie der „Neue Mit­tel­stand“, die seit 1880 sprung­haft ange­wach­se­nen Ange­stell­ten­hee­re. Anfäl­lig für eine faschis­ti­sche, gewalt­sa­me „Lösung“ ihrer Pro­ble­me waren die dezi­mier­te, trau­ma­ti­sier­te, auf Revan­che sin­nen­de Front­ge­ne­ra­ti­on, der von den sozia­lis­tisch-kom­mu­nis­ti­schen Par­tei­en ent­täusch­te Teil der Arbei­ter­schaft, die mil­lio­nen­star­ke Arbeitslosen-„Reservearmee“ und das Lum­pen­pro­le­ta­ri­at.4 Ein­mal mit Rücken­de­ckung von Reichs­wehr und Indus­trie und mit Zustim­mung der bür­ger­li­chen Par­tei­en an die Macht gelangt, besetz­ten die Füh­rungs-Kader der faschis­ti­schen Bewe­gung Schlüs­sel­po­si­tio­nen der Exe­ku­ti­ve und koope­rier­ten mit den tra­di­tio­nel­len „Funk­ti­ons­eli­ten“. Die para­mi­li­tä­ri­schen Ver­bän­de ver­schmol­zen mit den bestehen­den Poli­zei­or­ga­ni­sa­tio­nen zu einem ter­ro­ris­ti­schen Staat im Staat. Neben den staats­ei­ge­nen Betrie­ben ent­stand ein par­tei­ei­ge­ner Wirt­schafts­sek­tor, und die oli­go­po­lis­tisch struk­tu­rier­te Pri­vat­wirt­schaft wur­de „befehls­wirt­schaft­lich“ diri­giert. Der faschis­ti­sche Staat ließ sich (mit Fraen­kel) als ein „Dop­pel­staat“5 oder auch (mit Neu­mann) als ein poly­zen­tri­scher „Nicht­staat“ oder „Unstaat“6 cha­rak­te­ri­sie­ren.7

2. För­de­rer und Nutz­nie­ßer der faschis­ti­schen Bewe­gung und der faschis­ti­schen Dik­ta­tur waren in ers­ter Linie die Indus­trie- und Finanz­ka­pi­ta­lis­ten sowie die Groß­grund­be­sit­zer. Die Wirt­schafts­kri­se von 1929 bewog sie, anstel­le der zur Durch­set­zung ihrer Inter­es­sen zuneh­mend untaug­li­chen („inef­fi­zi­en­ten“) par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie – die all­ge­mei­ne Men­schen- und Bür­ger­rech­te, die Gewal­ten­tei­lung, die Exis­tenz von Arbei­ter­par­tei­en und Gewerk­schaf­ten garan­tier­te – ein auto­ri­tä­res Regime zu favo­ri­sie­ren.8 Sie lie­ßen sich auf das ris­kan­te Bünd­nis mit der faschis­ti­schen Mas­sen­be­we­gung ein, die in der Lage schien, unter Rücken­de­ckung durch Armee und Büro­kra­tie die Orga­ni­sa­tio­nen der gespal­te­nen, sozi­al­de­mo­kra­tisch-kom­mu­nis­ti­schen Arbei­ter­be­we­gung zu zer­stö­ren und dadurch eine nach­hal­ti­ge Sen­kung der Lohn­kos­ten zu ermög­li­chen. Die plan­mä­ßi­ge Umstel­lung auf Rüs­tungs- und Kriegs­wirt­schaft, bei der die „Wirt­schafts­füh­rer“ der Kon­zern-Zen­tra­len mit denen der neu­en, faschis­ti­schen Minis­te­ri­en Hand in Hand arbei­te­ten, ermög­lich­te die Besei­ti­gung der Mas­sen­ar­beits­lo­sig­keit und eine Beschleu­ni­gung der Kon­zen­tra­ti­on des Kapi­tals auf Kos­ten klei­ner und mit­tel­stän­di­scher Unter­neh­men. Die Aus­sicht auf die Erwei­te­rung der Fir­men-Impe­ri­en in einem unter deutsch-faschis­ti­scher Hege­mo­nie ver­ein­ten Euro­pa, auf die Kon­trol­le über neue Roh­stoff­quel­len, Arbeits­kraft-Reser­voi­re und Absatz­märk­te, bewog die Her­ren der Wirt­schaft zur dau­er­haf­ten Koope­ra­ti­on mit der Nazi­füh­rung. Nach den ers­ten außen­po­li­ti­schen „Erfol­gen“ des Regimes wuchs die Kriegs­be­reit­schaft bei Gefolg­schaft und Gene­ra­li­tät.9

3. Das faschis­ti­sche Pro­gramm aktua­li­sier­te die anti­mo­dern-kon­ser­va­ti­ve Ideo­lo­gie und griff zugleich – im Hin­blick auf die des­ori­en­tier­ten Unter- und Mit­tel­schich­ten, die für die faschis­ti­sche „Lösung“ gewon­nen wer­den soll­ten – auf den Fun­dus anti­ka­pi­ta­lis­ti­scher Ideen zurück. Gemein­schaft wur­de gegen Gesell­schaft aus­ge­spielt, eine rus­ti­ka­le Lebens­form gegen die intel­lek­tu­ell-urba­ne, kos­mo­po­li­ti­sche, die „Ideen von 1914“ gegen die von 1789, der Eth­no­zen­tris­mus (die Nati­on) gegen den Uni­ver­sa­lis­mus (oder den Inter­na­tio­na­lis­mus); Mili­ta­ris­mus und Hero­is­mus wur­den gegen den Pazi­fis­mus, der Sozi­al­dar­wi­nis­mus gegen den Ega­li­ta­ris­mus ins Feld geführt … Die Wider­sprü­che die­ser bunt­sche­cki­gen Pro­gram­ma­tik wur­den durch die Beschwö­rung einer eben­so gran­dio­sen wie ima­gi­nä­ren völ­ki­schen Ver­gan­gen­heit und durch die Visi­on einer hel­di­schen Zukunft als „Her­ren­volk“ kaschiert und durch die Aus­rich­tung der Par­tei- und „Volks­ge­nos­sen“ auf den „Über­le­bens­kampf“ im Zwei-Fron­ten-Krieg gegen Kreml und Wall­street (bezie­hungs­wei­se die „Plu­to­kra­tien“) als Zita­del­len des „jüdi­schen Bol­sche­wis­mus“ über­blen­det. Nach der „Macht­er­grei­fung“ wur­de im Juli 1934 die SA-Füh­rung um Ernst Röhm „aus­ge­schal­tet“, um den „natio­nal­bol­sche­wis­tisch“ ori­en­tier­ten Teil der NS-Gefolg­schaft nie­der­zu­hal­ten. Die destruk­ti­ven Ener­gien der von einem Netz von Par­tei­or­ga­ni­sa­tio­nen erfass­ten und per­ma­nent mobi­li­sier­ten Anhän­ger, Sym­pa­thi­san­ten und Mit­läu­fer wur­den genutzt, um mit Regime­geg­nern, miss­lie­bi­gen Min­der­hei­ten wie der jüdi­schen, mit „Aso­zia­len“, „Schäd­lin­gen“ und Nicht-Volks­zu­ge­hö­ri­gen aller Art „abzu­rech­nen“ und deren Hab und Gut zu „ari­sie­ren“. So wur­de in den drei­ßi­ger Jah­ren die ter­ro­ris­tisch her­ge­stell­te „Volks­ge­mein­schaft“ zuerst zu einer Schuld- und dann, im Krieg, zu einer ver­schwie­ge­nen Mord­ge­mein­schaft. Der NS-Raub- und „Ver­sor­gungs­staat“, der den „Volks­ge­nos­sen“ bis zum Kriegs­en­de aus­rei­chen­de Ratio­nen garan­tier­te, um sich ihrer Loya­li­tät zu ver­si­chern, wur­de durch das umfas­sen­de Kon­troll­sys­tem von NSDAP, Gesta­po und SS wir­kungs­voll ergänzt. Die Exis­tenz der über das gan­ze Land ver­streu­ten Fol­ter- und Hin­rich­tungs­stät­ten, das öffent­li­che Geheim­nis der „Euthanasie“-Morde, der Schre­cken des dich­ten Net­zes der Zwangs­ar­beits- und Ver­nich­tungs­la­ger, von denen jeder wuss­te und kei­ner sprach, bewirk­te – im Zusam­men­spiel mit „repres­si­ver Ent­sub­li­mie­rung“10 – ein hohes Maß von Kon­for­mi­tät und ver­hin­der­te die Bil­dung einer Oppo­si­ti­ons­be­we­gung, die in der Lage gewe­sen wäre, den alli­ier­ten Armeen zuvor­zu­kom­men und das faschis­ti­sche Regime zu stürzen.

IV
Trotz­ki war der ein­zi­ge Sozi­al­wis­sen­schaft­ler, der in dem Jahr­zehnt zwi­schen 1929 und 1939/40 sowohl die Ent­wick­lung des Hit­ler-Faschis­mus in Deutsch­land und Öster­reich als auch die­je­ni­ge der sta­li­nis­ti­schen Dik­ta­tur in der Sowjet­uni­on fort­lau­fend ana­ly­sier­te.11 Das Spe­zi­fi­kum sei­ner zeit­ge­nös­si­schen Situa­ti­ons­deu­tun­gen bestand dar­in, dass er nicht nur (der Losung Fer­di­nand Lass­al­les ent­spre­chend, jeder­zeit furcht­los „aus­zu­spre­chen, was ist“) die jewei­li­ge „Lage“ – die Kräf­te­ver­hält­nis­se der Klas­sen und ihrer poli­ti­schen Orga­ni­sa­tio­nen – dia­gnos­ti­zier­te, son­dern aus die­ser Dia­gno­se eine Pro­gno­se der wahr­schein­li­chen wei­te­ren Ent­wick­lung und Hand­lungs­an­wei­sun­gen für die Grup­pen und Par­tei­en der poli­ti­schen Avant­gar­de ablei­te­te. Er war der bedeu­tends­te Alter­na­ti­ven-Den­ker unter den mar­xis­ti­schen Theo­re­ti­kern sei­ner Gene­ra­ti­on.12

Trotz­ki war kein „Pro­phet“, son­dern ein Pro­gnos­ti­ker. Sei­ne Pro­gno­sen beruh­ten auf Gedan­ken­ex­pe­ri­men­ten und his­to­ri­schen Ana­lo­gien, auf dem Abwä­gen ver­schie­den­ar­ti­ger Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten, auf dem gedank­li­chen Ope­rie­ren mit Ten­den­zen und Gegen­ten­den­zen unter­schied­li­cher Durch­set­zungs­kraft. Las­sen sich par­ti­el­le Ana­lo­gien zwi­schen einer bereits model­lier­ten Ver­gan­gen­heit und dem aktu­el­len Gesche­hen auf­spü­ren, las­sen sich auch mehr oder weni­ger wahr­schein­li­che Vari­an­ten der wei­te­ren Ent­wick­lung anti­zi­pie­ren. Sol­che Kon­jekt­u­ren blei­ben stets unge­wiss, und so fin­den sich bei Trotz­ki neben erstaun­lich treff­si­che­ren Vor­her­sa­gen auch nicht weni­ge Fehl­pro­gno­sen. Ohne Gedan­ken­ex­pe­ri­men­te (Rekon­struk­tio­nen und Anti­zi­pa­tio­nen) ist aber eine Ori­en­tie­rung über Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart nicht zu haben. Die Ein­bil­dungs­kraft, die Fähig­keit, auch das, was noch nicht ist, prä­zi­se sich vor­zu­stel­len und die­se Visi­on aus­zu­ge­stal­ten, ist dem Künst­ler, dem guten His­to­ri­ker und dem Revo­lu­tio­när eigen. Aus dem vor­lie­gen­den „Mate­ri­al“, den Fak­to­ren und Fak­ten von heu­te, schlie­ßen sie auf deren Wir­kung, also auf die zu erwar­ten­den „Tat­hand­lun­gen“ und „Tat­sa­chen“ von mor­gen und über­mor­gen. Jede Dar­stel­lung der Fak­ten bedarf des Vor­griffs auf ihren Zusam­men­hang, also einer Fik­ti­on, die sich im Wei­te­ren bewährt oder auch nicht. Ohne Hypo­the­sen, die unse­re Auf­merk­sam­keit len­ken und dem, was wir suchen, erst Bedeu­tung ver­lei­hen, kön­nen wir Tat­sa­chen“ weder ent­de­cken, noch kon­sta­tie­ren. Erst auf dem Hin­ter­grund von Fik­tio­nen (oder Theo­rien) erschei­nen die Fak­ten als Fakten.

Was Trotz­kis Ana­ly­sen der Ago­nie der Wei­ma­rer Repu­blik (und der Kom­in­tern) anlangt, war sein Ver­such von größ­ter Bedeu­tung, die ver­fein­de­ten Arbei­ter­or­ga­ni­sa­tio­nen der Kom­mu­nis­ten und der Sozi­al­de­mo­kra­ten zu einer Ein­heits­front zu bewe­gen, die imstan­de gewe­sen wäre, den Kampf mit den „brau­nen Batail­lo­nen“ auf­zu­neh­men. Für den Fall, dass sie nicht recht­zei­tig zustan­de käme, sah er die Ver­nich­tung der deut­schen Arbei­ter­or­ga­ni­sa­tio­nen vor­aus und – als deren Fol­gen – einen neu­en Welt­krieg, den Über­fall auf die Sowjet­uni­on und das, was wir heu­te den „Holo­caust“ nennen.

Arbei­ter-Kom­mu­nis­ten, Ihr seid Hun­dert­tau­sen­de, Mil­lio­nen; Ihr könnt nir­gend­wo­hin weg­fah­ren, für Euch gibt es nicht Rei­se­päs­se genug. Wenn der Faschis­mus an die Macht kommt, wird er wie ein furcht­ba­rer Tank über Eure Schä­del und Wir­bel­säu­len hin­weg­rol­len. Ret­tung liegt nur in unbarm­her­zi­gem Kampf. Und Sieg kann nur das Kampf­bünd­nis mit den sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Arbei­tern brin­gen. Eilt, Arbei­ter-Kom­mu­nis­ten, Ihr habt nicht mehr viel Zeit!“13

Wien, 4. Juli 2022


Fuß­no­ten
* Léon Trots­ky, „Où va la répu­bli­que sovié­tique?“ (25.2.1929), in: Trots­ky; Œuvres, volu­me III, 2e série, Paris (Insti­tut Léon Trots­ky) 1989, S. 65 f.
1 Max Hork­hei­mer, „Zur Tätig­keit des Insti­tuts, For­schungs­pro­jekt über den Anti­se­mi­tis­mus“ (1941), in: Hork­hei­mer, Gesam­mel­te Schrif­ten, Band 4, Frank­furt (Fischer) 1988, S. 372 ff.
2 Leo Trotz­ki, „Die öster­rei­chi­sche Kri­se, die Sozi­al­de­mo­kra­tie und der Kom­mu­nis­mus“ (13.11.1929), in: Trotz­ki, Schrif­ten über Deutsch­land, Bd. 1 und Bd. 2, Frank­furt (Euro­päi­sche Ver­lags­an­stalt) 1971, Bd. I, S. 53-66.
3 Otto Bau­er (1936), Ernst Fraen­kel (1940), Erich Fromm (1941), Theo­dor Gei­ger (1932), Dani­el Gué­rin (1933), Her­mann Hel­ler (1931), Sieg­fried Kra­cau­er (1933), Richard Löwen­thal (1935), Wil­helm Reich (1933), Arthur Rosen­berg (1934), Igna­zio Silo­ne (1934), Fritz Stern­berg (1935), Ange­lo Tas­ca (1938), August Thal­hei­mer (1930) – vor allem aber: Franz L. Neu­mann (1942, 1944), Behe­mo­th, Struk­tur und Pra­xis des Natio­nal­so­zia­lis­mus 1933 - 1944, Frank­furt / Köln (Euro­päi­sche Ver­lags­an­stalt) 1977.
4 Die NSDAP „war aus den unter­schied­lichs­ten Gesell­schafts­schich­ten zusam men­ge­wür­felt und zöger­te nie­mals, den Boden­satz aller Bevöl­ke­rungs­tei­le auf zuneh­men, [sie] wur­de von der Armee, der Jus­tiz und von Tei­len der Beam­ten­schaft unter­stützt, von der Indus­trie finan­ziert, mach­te sich die anti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Gefüh­le der Mas­sen zunut­ze und war doch vor­sich­tig genug, die ein­fluss­rei­chen Geld­ge­ber nie zu ver­prel­len.“ Neu­mann (1942, 1944), a. a. O. (Anm. 3), S. 59.
5 Zurück­drän­gung des „Nor­men-Staats“ durch den „Maß­nah­men-Staat“; „Will­kür in der poli­ti­schen und ratio in der öko­no­mi­schen Sphä­re“. Ernst Fraen­kel (1940), Der Dop­pel­staat, Frank­furt / Köln (Euro­päi­sche Ver­lags­an­stalt) 1974, S. 238.
6 Neu­mann, a. a. O. (Anm. 3), S. 16.
7 Her­bert Mar­cu­se resü­mier­te das Ergeb­nis der Unter­su­chun­gen der Insti­tuts-Arbeits­grup­pe Neu­mann, Kirch­hei­mer, Gur­land wie folgt: Der natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Staat ist „durch die drei­fäl­ti­ge Sou­ve­rä­ni­tät von Indus­trie, Par­tei und Wehr­macht mit dem Füh­rer als kon­flikt­re­gu­lie­ren­dem Zen­trum noch nicht ange­mes­sen beschrie­ben. Die kon­kur­rie­ren­den Kräf­te las­sen ihre Ent­schei­dun­gen von einer Büro­kra­tie aus­füh­ren, die zu den leis­tungs­stärks­ten und am stärks­ten durch­ra­tio­na­li­sier­ten der Moder­ne gehört.“ Her­bert Mar­cu­se, „Staat und Indi­vi­du­um im Natio­nal­so­zia­lis­mus“ (1942), in: Mar­cu­se, Nach­ge­las­se­ne Schrif­ten, Bd. 5, Ham­burg („zu Klampen!“-Verlag) 2007, S. 140 - 164; Zitat auf S. 150.
8 „Der Kapi­ta­lis­mus hat­te kei­ne Chan­ce in einer demo­kra­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit dem pro­le­ta­ri­schen Sozia­lis­mus, in des­sen Aus­rot­tung er sei­ne Ret­tung erblick­te.“ Fraen­kel, a. a. O. (Anm. 5), S. 236.
9 „Das Deut­sche Reich […] soll in kon­zen­tri­schen Krei­sen von Satel­li­ten­staa­ten umge­ben wer­den, die für die ‚Her­ren­ras­se‘ arbei­ten und sie ernäh­ren.“ Mar­cu­se (1942), a. a. O. (Anm. 7).
10 Mar­cu­se (1942), a. a. O., S. 159 - 163. Den Begriff einer „repres­si­ven” oder „insti­tu­tio­na­li­sier­ten Ent­sub­li­mie­rung” präg­te Mar­cu­se erst vie­le Jah­re spä­ter. Vgl. dazu Mar­cu­se (1964), Der ein­di­men­sio­na­le Mensch, Neu­wied (Luch­ter­hand) 1967, S. 92 - 102.
11 Die­se bei­den kri­ti­schen Chro­ni­ken der Ereig­nis­se in Deutsch­land und in der UdSSR wur­den durch sei­ne Kom­men­ta­re zum Über­gang Spa­ni­ens von der Mon­ar­chie zur Repu­blik und zum Bür­ger­krieg ergänzt. Vgl. Leo Trotz­ki, Revo­lu­ti­on und Bür­ger­krieg in Spa­ni­en 1931 - 1939 Köln (ISP-Ver­lag) 2016.
12 Davon legen bereits sei­ne ers­ten bedeu­ten­den Ver­öf­fent­li­chun­gen Zeug­nis ab, sowohl die Aus­ein­an­der­set­zung mit Lenin von 1904 als auch die Bilanz der Revo­lu­ti­on von 1905. Vgl. dazu Trotz­ki (1904), „Unse­re poli­ti­schen Auf­ga­ben“, in: Trotz­ki (1970), Schrif­ten zur revo­lu­tio­nä­ren Orga­ni­sa­ti­on, Rein­bek (Rowohlt), S. 7 und Leo Trotz­ki (1906), Unse­re Revo­lu­ti­on (russ.) mit dem berühm­ten Schluss­ka­pi­tel Ergeb­nis­se und Per­spek­ti­ven, Frank­furt (Neue Kri­tik) 1967.
13 Leo Trotz­ki, „Wie wird der Natio­nal­so­zia­lis­mus geschla­gen?“ (8.12.1931), in: Schrif­ten über Deutsch­land (Anm. 2), S. 175.

Aus Theo­rie­bei­la­ge Avan­ti² Rhein-Neckar Sep­tem­ber 2022
Tagged , , , , . Bookmark the permalink.