100 Jah­re unga­ri­sche Räterepublik

 

E.B.

Vom 21. März bis zum 1. August 1919 bestand in Ungarn eine Räte­re­pu­blik. Ihr war im Herbst 1918 eine bür­ger­li­che Revo­lu­ti­on vor­aus­ge­gan­gen. Am 16. Novem­ber wur­de dann die Unga­ri­sche Volks­re­pu­blik aus­ge­ru­fen. In den Betrie­ben ent­stan­de­ne Arbei­ter­rä­te for­der­ten die Ent­eig­nung des Groß- und Finanz­ka­pi­tals sowie die Auf­tei­lung des Großgrundbesitzes.

Plakat der ungarischen Räterevolution 1919, "Rote Soldaten voraus", (Abbildung: Privatarchiv)

Pla­kat der unga­ri­schen Räte­re­vo­lu­ti­on 1919, “Rote Sol­da­ten vor­aus”, (Abbil­dung: Privatarchiv)

Bereits Anfang Janu­ar 1919 stan­den gro­ße Wer­ke in Buda­pest unter Kon­trol­le der Räte. Bau­ern­rä­te orga­ni­sier­ten die Ent­eig­nung des Groß­grund­be­sit­zes und bil­de­ten Genossenschaften.

Die Sozi­al­de­mo­kra­ten ent­wi­ckel­ten sich nach links. Am 21. März ver­ei­nig­ten sich 600.000 Sozi­al­de­mo­kra­tIn­nen mit 200. 000 Kom­mu­nis­tIn­nen zur Ungar­län­di­schen Sozia­lis­ti­schen Par­tei. Gleich­zei­tig wur­de die Räte­re­pu­blik proklamiert.

In der Fol­ge wur­den Betrie­be ab 20 Arbei­te­rIn­nen eben­so ver­staat­licht wie Ban­ken und der Boden. Kir­che und Staat wur­den getrennt, Akkord­sys­tem und Kin­der­ar­beit abge­schafft. Es galt nun der Acht­stun­den­tag. Für glei­che Arbeit erhiel­ten Frau­en und Män­ner den glei­chen Lohn. Ent­gelt­un­ter­schie­de wur­den stark redu­ziert. Die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung war kos­ten­los. Im Som­mer 1919 konn­te die Getrei­de­pro­duk­ti­on um ein Drit­tel gegen­über 1914 gestei­gert werden.

Rund 590 Per­so­nen ver­lo­ren vor allem durch soge­nann­te Revo­lu­ti­ons­tri­bu­na­le ihr Leben.

Das Ende der Räte­re­pu­blik war mit dem Ein­marsch rumä­ni­scher Trup­pen in Buda­pest Anfang August 1919 besie­gelt. An ihre Stel­le trat das König­reich Ungarn. Min­des­ten 5.000 Men­schen fie­len dem kon­ter­re­vo­lu­tio­nä­ren Ter­ror zum Opfer.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Juli/August 2019
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