Protest gegen braune Schmierereien in Hirschhorn!
K.S.
Am Freitag, den 4. Juni 2021, kamen in Hirschhorn rund 60 Menschen zu einer Protest-Kundgebung auf dem Marktplatz zusammen. Sie setzten damit ein antifaschistisches Zeichen gegen die Nazi-Umtriebe vor Ort. Die Teilnehmenden folgten einem Aufruf des DGB-Ortsverbands Hirschhorn.
Eine Woche zuvor waren auf die Schaufenster des örtlichen Gewerkschaftsbüros, das sich in der früheren Synagoge befindet, ein Hakenkreuz und eine SS-Rune gesprüht worden. Diese abscheuliche Tat richtete sich offensichtlich gegen ein dort angebrachtes Plakat der DGB-Jugend mit der Losung „Gegen jeden Antisemitismus!“
Die DGB Region Südhessen als Mieterin des Büros erstattete Strafanzeige wegen Nazi-Propaganda, der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole, Volksverhetzung und Sachbeschädigung. Auch das DGB-Büro in Bad König im benachbarten Odenwaldkreis war bereits zweimal das Ziel faschistischer Schmierereien.
„Gegen jeden Antisemitismus!“
An der Kundgebung „Gegen jeden Antisemitismus!“ beteiligten sich Menschen aus der gesamten Region, um ihre Solidarität zu bekunden. Auch Bürgermeister Oliver Berthold und Altbürgermeisterin Ute Stenger aus Hirschhorn fanden sich zur Kundgebung ein. Die jüdische Kultusgemeinde Heidelberg habe sich über die Schmierereien sehr betroffen gezeigt, berichtete DGB-Ortsverbandsvorsitzender Stefan Riedel von einem Telefonat.
In den Redebeiträgen wurde unterstrichen, dass Hakenkreuz und SS-Rune für das größte Massenverbrechen der Menschheitsgeschichte stehen: für einen beispiellosen Eroberungs-, Ausrottungs- und Vernichtungskrieg, für den industriell betriebenen Massenmord an Millionen Menschen in den faschistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern und den Holocaust an den europäischen Juden.
DGB-Regionssekretär Horst Raupp unterstrich die antisemitische Stoßrichtung der Tat: „Die Nazi-Schmiererei in Hirschhorn steht ganz offensichtlich in direktem Zusammenhang mit dem Plakat ‚Gegen jeden Antisemitismus!’. Die Schmieraktion richtet sich also nicht nur gegen den DGB und die Gewerkschaften, sondern gezielt gegen Jüdinnen und Juden.”
Raupp gedachte aus diesem Anlass daher auch eines Mitglieds der jüdischen Gemeinde in Hirschhorn, das der Verfolgung durch die Nazis zum Opfer fiel: „Wir gedenken auch Louis Salomon, an den eine Tafel an der früheren Synagoge erinnert. Louis Salomon wurde als letztes Mitglied der jüdischen Gemeinde Hirschhorn 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert und dort 1944 ermordet.”
Mit Blick auf die Gegenwart forderte der DGB-Vertreter „eine starke und solide Brandmauer nach rechts, die breit verteidigt werden muss.”
Faschismus: Todfeind der Gewerkschaften
Der Vorsitzende der Weinheimer Ortsgruppe der IG BCE, Helmut Schmitt, erinnerte daran, dass es „mit dem Sturm der Nazis auf die Gewerkschaftshäuser in ganz Deutschland am 2. Mai 1933” begonnen hatte. „Sie beschlagnahmten gewerkschaftliches Eigentum, misshandelten, verhafteten und ermordeten viele Gewerkschafter*innen. Jüd*innen und Gewerkschafter*innen fanden sich später wieder in den Konzentrationslagern der Nazis.”
Auch die ISO Rhein-Neckar war vor Ort und erklärte ihre Solidarität mit dem DGB in Hirschhorn und dem Kampf gegen Faschismus, Kriegstreiberei und Antisemitismus. „Gerade an solchen Schmierereien zeigt sich, wie nötig dieser noch immer ist und wie dünn das Eis doch ist, welches zwischen unserer Zeit und den dunkelsten und schrecklichsten Kapiteln deutscher Geschichte liegt. Symptomatisch ist es allemal, dass gerade ein Poster gegen Antisemitismus in Eurem Schaufenster Anlass für eine solche Tat war.“
Hakenkreuz und SS-Runen an einem Gewerkschaftsbüro, das sich noch dazu in einer ehemaligen jüdischen Synagoge befindet, das geht gar nicht, waren sich alle Anwesenden einig. Sie setzten mit der Kundgebung ein eindrucksvolles Zeichen gegen Antisemitismus und Faschismus in Hirschhorn und überall.