Gegen massenhafte Arbeitsplatzvernichtung –
radikale Arbeitsplatzverkürzung!!
S. T.
Seit Beginn des „Informationszeitalters“ und der damit einhergehenden „Computerisierung“ schreitet die Digitalisierung immer weiter voran. Während im 20. Jahrhundert die Informationstechnologie (IT) vor allem der Automatisierung und Optimierung diente, stehen seit Anfang des 21. Jahrhunderts neue Technologien, Autonomisierung, Flexibilisierung und Individualisierung im Vordergrund.
Die Digitalisierung hat zu verschiedenen Umwälzungen geführt, angefangen von der Umdeutung des Begriffs der Güter, der Vereinfachung von Kopier- und Distributionsmöglichkeiten über die Veränderung der Arbeitswelt bis hin zur Verschmelzung von Virtualität und Realität.
Schöne neue Arbeitswelt …
Es werden ganze Unternehmen und Branchen umgeformt. Spezialisierte Plattformen verdrängen traditionelle Firmen, obwohl sie keine eigenen Gerätschaften, Fahrzeuge oder Immobilien besitzen. Die Betreiber „sozialer Netzwerke“ erstellen keine bzw. kaum eigene Inhalte. „Nutzergenerierte Inhalte“ werden zur Analyse gebraucht, auf der wiederum die Personalisierung (auch von Werbung) beruht. Mit der „Industrie 4.0“ und ihrer „Smart Factory“ setzen sich neue Robotertypen und Prozessketten durch. Zudem werden Entwicklungen wie das „Internet der Dinge“ und der 3D-Druck gefördert. Künstliche Intelligenz (KI), „Big Data“ und „Cloud Computing“ erlauben bisher nicht gekannte Aktivitäten und Analysen. Neue Ein- und Ausgabegeräte und neue Verfahren wie die Datenbrille und die Gestensteuerung transformieren Büroraum und Werkbank sowie den Bereich der Unterhaltung.
… oder Einschränkung demokratischer Rechte
Nach wie vor ungelöst sind die bei der Digitalisierung entstehenden Probleme. Zum Beispiel Zugewinn und Verlust der persönlichen und informationellen Autonomie, die Abhängigkeit der Kunden von IT und IT-Unternehmen, die Verantwortung der Unternehmen bei der Datennutzung, bei Fertigungsprozessen gegenüber den BenutzerInnen und Beschäftigten sowie die Verantwortung der KonsumentInnen digitaler Güter und Dienstleistungen.
Wer bestimmt die Regeln, nach denen auf KI basierende Systeme die zukünftige Lebens- und Arbeitswelt bestimmen? Wer schützt die heute noch Beschäftigten, wenn sie ihre Arbeit verlieren, weil Hard- und Softwareroboter diese günstiger und schneller verrichten?
Profitmaximierung ist das Ziel
Vernetzte Maschinen, die miteinander kommunizieren, Roboter, die Reparaturen durchführen, die automatisierte Wartung von Anlagen – die Umsetzung der Digitalisierung ist in vollem Gange. Sie verändert die Abläufe und Prozesse mit dem Ziel der Profitmaximierung. So sind zum Beispiel in der chemischen Industrie erste Erfolge aus Sicht der Unternehmen erkennbar: 47 % der Firmen haben mithilfe digitaler Technologien schnellere Durchlaufzeiten erreicht. Für 45 % hat sich der Markt- und Kundenzugang verbessert. 44 % der Unternehmen konnten bereits Kosten senken – durchschnittlich um zwölf Prozent. Künftig erwarten die Unternehmen weitere „Kosteneinsparungen“ von durchschnittlich 17 %. In der Zukunft sehen sie allein bei der Automatisierung ein Potenzial von 34 %.
Drohende massenhafte*Arbeitsplatzvernichtung
Diese Zahlen bedeuten für die zukünftige Beschäftigung nichts Gutes. Es droht eine massenhafte Arbeitsplatzvernichtung mit den entsprechenden Folgen für die Betroffenen und die Gesellschaft. Dies wird die bisher schon vorhandene Klassenspaltung noch weiter vertiefen. Insbesondere die Rechten wollen von dieser Entwicklung profitieren. Die Konzepte der Gewerkschaftsapparate beschränken sich bisher auf die Hoffnung, eine „sozialen Gestaltung“ der Digitalisierung im Rahmen der Mitbestimmung durchsetzen zu können. Im Wesentlichen geht es dabei um die Weiterqualifizierung der Beschäftigten. Die Digitalisierung wird zudem als Voraussetzung für die zukünftige „Wettbewerbsfähigkeit“ der deutschen Unternehmen betrachtet. Vor dem Hintergrund der absehbaren Tragweite der Auswirkungen und Folgen der Digitalisierung, ist dies fatal, weil es den Widerstand dagegen unterminiert.
Mehr denn je, ist es für die Gewerkschaften und die Belegschaften notwendig, sich gemeinsam gegen die drohende Arbeitsplatzvernichtung zu wehren und sich für eine gerechte Verteilung der Arbeit auf Alle einzusetzen.
Für radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Entgeltausgleich bis alle Arbeit haben!
Für das Verbot von Entlassungen!
*[Teil II ist in Avanti² Nr. 58 erschienen.]