Gedanken zur politischen Arbeit im Betrieb
F. K.
Wer eine politische und/oder gewerkschaftliche Arbeit im Betrieb aufnimmt, tut dies in der Regel, um für eine Verbesserung des Arbeitsalltags und die Einhaltung bestehender Rechte und Gesetze zu kämpfen. Vielleicht sogar, um die arbeitende Klasse gegen die Klasse der Besitzenden politisch zu organisieren und letztendlich den Kapitalismus zu überwinden.
So oder so, mit diesem Anspruch kommt es schnell zu Konflikten mit Unternehmen und Vorgesetzten. Dabei wird es derzeit kaum breite Unterstützung für AktivistInnen geben. Denn in immer weniger Betrieben gibt es kämpferische Vertrauensleute und Betriebsräte. Und viele Kolleginnen und Kollegen werden aus Angst vor Repression oder Entlassung stillhalten.
Gerade in den aktuellen Zeiten gibt es bei einer solchen Arbeit in der Regel keine schnellen Erfolge. Damit der dafür notwendige lange Atem nicht vorzeitig ausgeht, sollten einige Punkte beachtet werden.
Gemeinsamkeiten erkennen
Auch wenn die Bedingungen in verschiedenen Unternehmen und Branchen sehr unterschiedlich sind, findet sich nahezu überall eine Gemeinsamkeit: Die Erzielung des maximalen Profits als Unternehmensziel. Ein wesentliches Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, ist die permanente organisatorische, ideologische und finanzielle „Optimierung“ des Einsatzes aller für das Unternehmen notwendigen Arbeitskräfte. Kurzum, die maximale Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft.
Die Folgen davon sind: Rationalisierung, Arbeitsverdichtung, psychologische Führungsmethoden, Entlassungen, Umstrukturierungen, Auslagerungen, Fremdvergabe, Leiharbeit, Betriebsschließungen, Verschlechterung betrieblicher Sozialleistungen, Angriffe auf Entgelte bis hin zur Tarifflucht und vieles andere mehr.
Die dafür notwendige gesellschaftspolitische Begleitmusik lieferte vor allem die Schröder-Fischer-Regierung mit ihrem sozialpolitischen Großangriff der Agenda 2010, der die Zerstörung „normaler“ Arbeitsverhältnisse, die Verschlechterung der sozialen Sicherungssysteme, Hartz IV und vieles mehr zur Folge hatte. Damit wurde die Existenzangst bei den Beschäftigten vertieft und gleichzeitig deren Widerstandskraft geschwächt.
Anpassen oder Widerstand organisieren
Die meisten Beschäftigten eines Unternehmens geraten irgendwann in einen kleinen oder größeren Konflikt mit „ihrem“ Unternehmen oder Vorgesetzten. Zum Beispiel wegen der Höhe ihrer Löhne und Gehälter, des Führungsverhaltens, der allgemeinen Arbeitsbedingungen und wegen des (fehlenden) Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Doch das führt nicht automatisch zu einem widerständigen Verhalten.
Aber die genannten Konfliktbeispiele können gute Anknüpfungspunkte sein, um mit den Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch zu kommen und eventuell einen Schritt in Richtung Gegenwehr zu gehen. Unter Umständen kann so der Grundstein einer organisierten betrieblichen Arbeit gelegt werden.
Vom Machbaren ausgehen
Mittel- und langfristig ist nur die kollektive Gegenwehr der Beschäftigten erfolgreich. Um diese aufzubauen, braucht es Geduld, Engagement und einen politischen und organisatorischen „Aufbauplan“. Dabei muss von dem ausgegangen werden, was im Unternehmen mit der vorhandenen Belegschaft und den gemachten Erfahrungen möglich und persönlich leistbar ist.
Vereinzelung überwinden
Die vielleicht wichtigste Aufgabe ist dabei, die politische Vereinzelung zu überwinden und eine Gruppe von kämpferischen Kolleginnen und Kollegen – einen harten Kern – aufzubauen oder sich einer solchen Gruppe anzuschließen.
Ob und wie der Vertrauensleutekörper oder der Betriebsrat dafür nützlich sind, muss jeweils konkret geprüft werden. Aber wer von vornherein eine politische Arbeit in diesen Gremien ablehnt, vergibt die Chance, in den real vorhandenen und von den Beschäftigten gewählten Strukturen um politische Mehrheiten zu kämpfen.
Ein weiterer wichtiger Schritt gegen die Vereinzelung ist, sich überbetrieblich zu vernetzen und zu organisieren. Nur so kann die Erfahrung anderer Menschen genutzt, Betriebsblindheit vermieden und Kraft von „außerhalb“ geschöpft werden.
Wissen erwerben
Weiterhin braucht es grundlegende Kenntnisse: Welche Gesetze und Rechte sind zu nutzen? Wie ist das Unternehmen organisatorisch und wirtschaftlich „aufgestellt“? Ist die Belegschaft widerständig oder angepasst und verängstigt? Welche Probleme und Konflikte gibt es? Gibt es gewerkschaftliche Vertrauensleute und Tarifbindung? Sind die Vertrauensleute kämpferisch oder sozialpartnerschaftlich? Gibt es einen Betriebsrat? Kuschelt oder mauschelt dieser mit der Unternehmensleitung oder steht er ausschließlich auf Seiten der Belegschaft?
Geduld haben
Schließlich braucht es Geduld. Nur so lässt sich Schritt für Schritt das Fundament für kämpferische Gegenwehr gegen die profitorientierte Unternehmenspolitik aufbauen. Nur so lässt sich persönliche Anerkennung in der Belegschaft erreichen. Nur so lässt sich vermeiden, dass die gesteckten Ziele zu groß sind und die eigene Kraft zu schnell verbraucht wird.
Aber der größte Fehler wäre es, mit dieser Arbeit zu warten.
Empört euch! Organisiert euch! Kämpft!