„Verantwortung“ für Profite und Aufrüstung
H. N.
Die neueste Variante der GroKo mit Merz als Kanzler und Klingbeil als Vize will laut Koalitionsvertrag „Verantwortung für Deutschland“ übernehmen. Vom politischen Neusprech ins Deutsche übersetzt heißt das: Die Höhe der Profite ist unantastbar.

Demo gegen Rechts in Mannheim, 22. Februar 2025. (Foto: Helmut Roos.)
Nach den Wahlen haben Union und SPD mit Unterstützung der Grünen noch im alten Bundestag Grundgesetzänderungen zur „Schuldenbremse“ durchgepeitscht. Damit hat sich eine noch nicht amtierende Bundesregierung enorme finanzielle Spielräume für die Aufrüstung und für die Unterstützung von Kapitalinteressen geschaffen.
Geschenke für das Kapital
Die Aussetzung der „Schuldenbremse“ für Rüstungsausgaben und das nebulöse 500 Milliarden Euro schwere Paket für Investitionen werden zweifelsohne sehr viel Geld in die Kassen meist großer Unternehmen spülen. Kriegswaffen sind nicht nur tödlich und umweltzerstörend, sondern sie sind totes Kapital ohne gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Nutzen.
Zwar gehen Merz & Co. bei „Bürokratieabbau“ und Rassismus noch nicht so weit wie Trump, aber sie wollen acht Prozent der Behördenstellen streichen und Geflüchtete „remigrieren“.
Firmen sollen noch weniger Einkommens-, Körperschafts- und Stromsteuer zahlen und zudem von massiv auf 30 % pro Jahr erhöhten Abschreibungen profitieren. Laut ersten Berechnungen drohen dem Staat dadurch jährliche Einnahmeausfälle von mindestens 30 Milliarden Euro.
Von einer Reaktivierung der im Grundgesetz festgelegten Vermögenssteuer für Reiche ist natürlich im Koalitionsvertrag keine Rede.
Angriffe auf soziale Rechte
Die neue Koalition bereitet weitere Angriffe auf die sozialen und demokratischen Rechte der arbeitenden Klasse vor.
Die Rente soll zwar vorerst auf dem bisherigen, zu niedrigen Niveau „stabilisiert“ werden, aber die enormen Finanzierungsbedarfe der Kranken- und Pflegeversicherung sind nicht gedeckt. Deshalb drohen spürbare Leistungskürzungen und höhere Beiträge. Pflegebedürftige Menschen sollen zukünftig noch mehr aus der eigenen Tasche zahlen.
Zudem will die neue Regierung das „Bürgergeld“ abschaffen und das Anrecht auf die soziale Grundsicherung weiter einschränken. Mit „Vermittlungsvorrang“ und noch härteren Sanktionen will sie Erwerbslose zur Annahme jedes noch so mies bezahlten Jobs zwingen. Dadurch steigt der Lohndruck auf Beschäftigte und verringert deren Verhandlungsspielraum.
Politik gegen die Arbeitenden
Die Regierung Merz-Klingbeil kündigt eine Politik gegen die Arbeitenden an. Sie will die historische Errungenschaft des Achtstundentags abschaffen. Statt der täglichen soll zukünftig eine wöchentliche Höchstarbeit gelten. Das geplante neue Arbeitszeitgesetz öffnet Missbrauch Tür und Tor. Die Steuerbefreiung von Mehrarbeit höhlt den Gesundheitsschutz für Arbeitende weiter aus.
Zwar sprechen die Koalitionspartner von einem – schon heute viel zu geringen – Mindestlohn von 15 Euro ab 2026. Über diese Lohnuntergrenze soll aber die Mindestlohnkommission entscheiden, wo die Kapitalseite blockieren kann.
Die Verabschiedung eines „Bundestariftreuegesetzes“ soll garantieren, dass nur Unternehmen mit Tarifvertrag öffentliche Aufträge erhalten. Die schon jetzt viel zu geringe Tarifbindung wird dadurch nicht spürbar erhöht. Komplett fehlen natürlich die Einführung allgemeinverbindlicher Tarifverträge, eine Ausweitung des Streikrechts und eine Stärkung der Rechte von Beschäftigten und ihrer Interessenvertretungen.
Anpassung oder Widerstand?
Im Regierungsprogramm gibt es keine Vorhaben für eine reale Verbesserung der Lage der arbeitenden Klasse und insbesondere des längst ausgegrenzten unteren Viertels der Bevölkerung.
Kein Gedanke wird in dem Koalitionsvertrag für den Kampf gegen die sich immer weiter ausbreitende Armut „verschwendet“. Stattdessen unterstützt die GroKo weiter die ungehemmte Bereicherung der Reichen und Superreichen.
Die Gewerkschaftsspitzen üben nur zaghafte Kritik an einzelnen Regierungsvorhaben. Im Grundsatz sind insbesondere die Vorstände der Industriegewerkschaften offenbar froh über die geplante weitere wirtschaftliche und militärische Stärkung des deutschen Kapitalismus.
Protest und Widerstand gegen diese bedrohliche Entwicklung, die die faschistische AfD noch weiter stärkt, muss von unten entwickelt werden.