Frank­reich: Pro­tes­te, Streiks – und Repression

M. G.

Am 16. Okto­ber 2022 betei­lig­ten sich rund 140.000 Men­schen in Paris am Marsch gegen Teue­rung und für Klimaschutz.

Polizei gegen CGT in Paris, 18. Oktober 2022. (Foto: Martin Noda / Hans Lucas.)

Poli­zei gegen CGT in Paris, 18. Okto­ber 2022. (Foto: Mar­tin Noda / Hans Lucas.)

Zwei Tage spä­ter mar­kier­ten die Mobi­li­sie­run­gen und Arbeits­kämp­fe für höhe­re Löh­ne eine neue Etap­pe im Kampf gegen das Kapi­tal und sei­ne Regierung.

Die Streiks in den Raf­fi­ne­rien haben ande­re Sek­to­ren ermu­tigt, sich dem Lohn­kampf anzu­schlie­ßen. Das reicht jedoch nicht aus, um die Herr­schen­den zu stop­pen. Die­se set­zen ihre auto­ri­tä­ren Angrif­fe mit dem Rück­griff auf den Para­gra­phen 49.3 der fran­zö­si­schen Ver­fas­sung fort. Damit kann die Regie­rung Geset­ze ohne Abstim­mung im Par­la­ment beschließen.

Kein Tag ver­geht der­zeit, an dem nicht Beschäf­tig­te in ganz Frank­reich strei­ken – in Kli­ni­ken, Indus­trie­be­trie­ben, Atom­kraft­wer­ken oder Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men. Die For­de­run­gen sind immer die glei­chen: Real­lohn­er­hö­hung und manch­mal sogar die Anpas­sung der Löh­ne an die Inflationsrate.

Trotz der media­len Gegen­pro­pa­gan­da wer­den die Arbeits­nie­der­le­gun­gen in Mei­nungs­um­fra­gen stark unter­stützt. Die hohe Infla- tion, ins­be­son­de­re bei Ener­gie und Lebens­mit­teln, die sta­gnie­ren­den Löh­ne und die gleich­zei­ti­ge Aus­schüt­tung von Mil­li­ar­den­di­vi­den­den an die Aktio­nä­re der Kon­zer­ne blei­ben nur weni­gen verborgen.

Es ist des­halb kein Wun­der, dass die Wut wächst und sich immer deut­li­cher aus­drückt. Der ers­te Erfolg der Streiks im Okto­ber bestand dar­in, dass sie die Lohn­fra­ge in der öffent­li­chen Debat­te an die ers­te Stel­le rückte.

Eine Gesamt­be­we­gung aufbauen
Vor die­sem Hin­ter­grund hat die Regie­rung beschlos­sen, die Waf­fe des 49.3 zu zie­hen. Sie will damit ihren Ent­wurf für das Haus­halts­ge­setz durch­peit­schen: kei­ne Erhö­hung des Min­dest­lohns, kei­ne zusätz­li­chen Steu­ern auf Divi­den­den und Gewin­ne, kei­ne Steu­er­gut­schrift für Men­schen in Pfle­ge­hei­men. Der poli­ti­sche Kurs bleibt unver­än­dert: „Spar­sam­keit“ und Kür­zun­gen für die gro­ße Mehr­heit der Bevöl­ke­rung und wei­te­re Begüns­ti­gung der Reichs­ten und Konzerne.

Wie unse­re Schwes­ter­or­ga­ni­sa­ti­on NPA betont, ist der 49.3 der arbei­ten­den Klas­se die Mobi­li­sie­rung, der Streik und die Blo­cka­de der Wirt­schaft. Zwar wur­den von den kämp­fe­ri­schen Gewerk­schaf­ten zwei neue Akti­ons­ta­ge für den 27. Okto­ber und den 10. Novem­ber ange­kün­digt. Aber das reicht bei wei­tem nicht.

Jetzt braucht es der NPA zufol­ge den Auf­bau einer lan­des­wei­ten Bewe­gung. Dazu bedarf es der Orga­ni­sie­rung von unten in der Arbeits­welt, den Stadt­vier­teln und den Bil­dungs­ein­rich­tun­gen. Nicht zuletzt ist der Auf­bau von ein­heit­li­chen Kol­lek­ti­ven zur Unter­stüt­zung der Streiks für höhe­re Löh­ne und gegen die geplan­ten Ren- ten­kür­zun­gen erforderlich.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Novem­ber 2022
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