Kapi­ta­lis­mus abwählen?

Sozia­le und öko­lo­gi­sche Front aufbauen!

U. D.

Kapi­ta­lis­mus kann weder Soli­da­ri­tät noch Kli­ma. Er ist die wesent­li­che Ursa­che für die glo­ba­len Kri­sen unse­rer Zeit: Er kann nicht ohne per­ma­nen­tes Wachs­tum exis­tie­ren; er ver­ur­sacht Hun­ger und Krie­ge; er bedeu­tet Aneig­nung des gesell­schaft­lich geschaf­fe­nen Reich­tums durch weni­ge; er steht für Kon­zen­tra­ti­on von Macht; er strebt nach maxi­ma­lem Pro­fit und beu­tet dafür rück­sichts­los Mensch und Natur aus.

Kapi­ta­lis­mus kann nicht abge­wählt wer­den
Kapi­ta­lis­mus kennt vie­le Herr­schafts­for­men: Auto­ri­tä­re Feu­dal-Sys­te­me wie im deut­schen Kai­ser­reich, mör­de­ri­sche Dik­ta­tu­ren wie in Nazi-Deutsch­land oder kapi­ta­lis­ti­sche Demo­kra­tien wie zur­zeit in der BRD. Die­se For­men sind grund­le­gend ver­schie­den, aber haben eines gemein­sam: Die eigent­li­che Macht hat das Kapital.

ISO-Plakat in Mannheim, 26. April 2019. (Foto: Avanti².)

ISO-Pla­kat in Mann­heim, 26. April 2019. (Foto: Avanti².)

Die Kapi­tal­macht kann nicht durch Wah­len abge­schafft wer­den. Spä­tes­tens mit der Pari­ser Kom­mu­ne vor 150 Jah­ren wur­de deut­lich, dass die arbei­ten­de Klas­se den bür­ger­lich-kapi­ta­lis­ti­schen Staat nicht ein­fach „über­neh­men“ kann. Sie muss ihn durch ihre eige­ne radi­kal­de­mo­kra­ti­sche Ord­nung, eine sozia­lis­ti­sche Räte­de­mo­kra­tie, ersetzen.

Wahl­recht nutzen
Obwohl freie Wah­len den Kapi­ta­lis­mus nicht grund­le­gend ändern oder gar über­win­den kön­nen, sind sie nicht bedeu­tungs­los. Dies zeigt ihre Abschaf­fung in Diktaturen.

Wahl­er­geb­nis­se kön­nen mas­si­ve Fol­gen haben. Zum Bei­spiel bezüg­lich der Ein­schrän­kung von Frei­heits- und Men­schen­rech­ten oder der Bele­bung ras­sis­ti­scher Bewe­gun­gen. Das haben die letz­ten Jah­re in Bra­si­li­en, Polen, Ungarn oder den USA gezeigt.

CDU/CSU, FDP, GRÜNE und SPD sind kei­ne Alter­na­ti­ve. Trotz unter­schied­li­cher huma­ni­tä­rer, sozia­ler und öko­lo­gi­scher Posi­tio­nen ver­tre­ten die­se Par­tei­en das bestehen­de Sys­tem. Sie wol­len den Kapi­ta­lis­mus nicht besei­ti­gen. Im Gegen­teil: Sie wer­den die an Pro­fit­in­ter­es­sen ori­en­tier­te Poli­tik der letz­ten Jahr­zehn­te zu Las­ten der arbei­ten­de Klas­se fort­set­zen. Des­halb sind sie für uns nicht wählbar.

Kei­ne Stim­me für Nazis, AFD und Coronaleugner
Kreu­ze für die­se Par­tei­en haben zu vie­le Haken. Die­se Par­tei­en wol­len nicht den Kapi­ta­lis­mus besei­ti­gen, son­dern die kapi­ta­lis­ti­sche Demo­kra­tie durch offen ras­sis­ti­sche, auto­ri­tä­re oder faschis­ti­sche Sys­te­me ersetzen.

Sie rufen heu­te nach „Frei­heit und Demo­kra­tie“, um sie mor­gen abzu­schaf­fen. Sie nut­zen die Metho­den der Hit­ler-Faschis­ten und schüch­tern ihre Gegner*innen mit Gewalt und Mord ein. Ein gutes Wahl­er­geb­nis wür­de die­se Par­tei­en und ihre Schlä­ger­trupps stär­ken. Dies muss ver­hin­dert werden.

Auto­ri­tä­re und faschis­ti­sche Par­tei­en müs­sen kon­se­quent und auf allen Ebe­nen bekämpft wer­den. Eine sol­che Ebe­ne kön­nen auch Wah­len sein. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Die Lin­ke wäh­len – ohne Illusionen
In der Par­tei Die Lin­ke gibt es zwar anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Strö­mun­gen. Vie­le ihrer Mit­glie­der set­zen sich in Betrie­ben, Gewerk­schaf­ten und Bewe­gun­gen für die Inter­es­sen der arbei­ten­den Klas­se ein.

Aber in der Lin­ken gibt es vor allem auch Strö­mun­gen, die nicht auf außer­par­la­men­ta­ri­sche Bewe­gun­gen und die Abschaf­fung des Kapi­ta­lis­mus ori­en­tie­ren. Gera­de die inner­par­tei­lich domi­nie­ren­de und medi­al wahr­nehm­ba­re par­la­men­ta­ri­sche Füh­rungs­rie­ge ver­kör­pert die­se poli­ti­sche Ange­passt­heit und das Stre­ben nach Regierungsbeteiligung.

Die Lin­ke bie­tet also kei­nen Anlass zu Illu­sio­nen. Aber ein gutes Wahl­er­geb­nis für Die Lin­ke ist ein Signal gegen Nazis und bür­ger­lich-neo­li­be­ra­le Poli­tik, und für die poli­ti­sche Lin­ke schafft es Frei­räu­me außer­halb des Parlaments.

Nicht die Stim­me abge­ben, son­dern sie erheben
Das Kräf­te­ver­hält­nis zwi­schen unten und oben wird aber nicht durch Wah­len, son­dern nur durch eine außer­par­la­men­ta­ri­sche Mas­sen­be­we­gung ver­än­dert, wel­che die Pro­fit­lo­gik des Kapi­ta­lis­mus in Fra­ge stellt.

Es gilt, eine sol­che Bewe­gung zu schaf­fen. Bau­en wir dort, wo wir leben, ler­nen, arbei­ten und poli­tisch han­deln, klas­sen­kämp­fe­ri­sche Ker­ne und Strö­mun­gen auf und ver­net­zen die­se aktiv in einer sozia­len und öko­lo­gi­schen Front.

War­ten wir nicht auf bes­se­re Zei­ten. War­ten wir vor allem nicht dar­auf, dass ande­re für uns handeln.

Han­deln wir selbst, gemein­sam und soli­da­risch für den Auf­bau einer orga­ni­sier­ten und orga­ni­sie­ren­den anti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Kraft – über alle Gren­zen hinweg.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Sep­tem­ber 2021
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