März 1919

Krieg gegen die Revolution

E. B.

Schon wäh­rend der Anfän­ge der Novem­ber­re­vo­lu­ti­on hat­te sich rasch ein effi­zi­en­tes Bünd­nis ihrer Fein­de her­aus­ge­bil­det: MSPD-Spit­ze um Ebert, Groß­ka­pi­tal, Militär …

Die Lin­ke hat­te jedoch die im Novem­ber 1918 mas­sen­haft ver­tre­te­nen und danach vom ers­ten Reichs­rä­te­kon­gress unter­stütz­ten Zie­le – Sozia­li­sie­rung der Schlüs­sel­in­dus­trien, Räte­de­mo­kra­tie und Volks­be­waff­nung – nicht vergessen.

Freikorps Soldaten in Berlin, März 1919, Ansichtskarte (Abbildung: Privatarchiv)

Frei­korps Sol­da­ten in Ber­lin, März 1919, Ansichts­kar­te (Abbil­dung: Privatarchiv)

Am 3. März 1919 beschließt die Voll­ver­samm­lung der Ber­li­ner Arbei­ter- und Sol­da­ten­rä­te den Gene­ral­streik. For­de­run­gen sind vor allem Aner­ken­nung der Arbei­ter- und Sol­da­ten­rä­te, Ent­mach­tung der Reichs­wehr, Frei­las­sung aller poli­ti­schen Gefan­ge­nen, Auf­lö­sung der „Frei­korps“ und Abur­tei­lung der Haupt­schul­di­gen am Krieg.

Bereits am Nach­mit­tag kommt es in der Haupt­stadt zu gewalt­tä­ti­gen, wahr­schein­lich von Lock­spit­zeln pro­vo­zier­ten Zusam­men­stö­ßen mit der Poli­zei. Unmit­tel­bar danach ver­hängt Reichs- wehr­mi­nis­ter Noske (MSPD) den Bela­ge­rungs­zu­stand über Ber­lin. Nicht zufäl­lig wird der fol­gen­de Krieg gegen Arbei­ter­vier­tel und Lin­ke auch heu­te noch meist totgeschwiegen.

Die Regie­rung setzt die neue Ver­fas­sung teil­wei­se außer Kraft, ver­bie­tet die KPD-Zei­tung Rote Fah­ne, ver­folgt Lin­ke und Mit­glie­der der Volksmarinedivision.

31.000 Sol­da­ten bekämp­fen mit Pan­zern, Artil­le­rie, Flam­men- und Minen­wer­fern, schwe­ren MG und Flie­ger­bom­ben meist unbe­waff­ne­te Zivi­lis­tIn­nen. Das Ber­li­ner Tage­blatt berich­tet: „Zum ers­ten Mal in der Geschich­te der Revo­lu­ti­on wer­den alle Mit­tel der Feld­schlacht angewandt.“

Unter die­sem bru­ta­len Druck nimmt die Voll­ver­samm­lung der Ber­li­ner Arbei­ter- und Sol­da­ten­rä­te am 8. März den Antrag der USPD auf Been­di­gung des Gene­ral­streiks an. Noske lässt aber erst am 16. März den Schieß­be­fehl auf­he­ben. Sei­nen Anga­ben zufol­ge sind dadurch 1.200 Men­schen (davon 75 auf Sei­ten der Regie­rungs­trup­pen) ums Leben gekom­men. Ande­re Quel­len spre­chen von 2.000 Opfern (dar­un­ter der KPD-Füh­rer Leo Jogiches).

Sebas­ti­an Haff­ner schreibt zu den März­kämp­fen: „In Wirk­lich­keit ging es über­all nur um eins: um die Exis­tenz der Arbei­ter- und Sol­da­ten­rä­te und damit um die Legi­ti­mi­tät der Revolution.“

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar März 2019
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