Verkauft an US-Konzern Interface!
K. W.
Am Donnerstag, dem 14.06.2018, teilte das Management von nora systems GmbH Betriebsrat und Belegschaft mit, dass mit dem US-Konzern Interface ein verbindlicher Übernahmevertrag geschlossen worden ist. Er soll – vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden – voraussichtlich im dritten Quartal 2018 wirksam werden. Der Bodenbelaghersteller nora systems GmbH ist in Weinheim mit derzeit rund 840 Beschäftigten der zweitgrößte Industriebetrieb.
Für Betriebsrat und Belegschaft kam diese Mitteilung völlig überraschend, zumal nora systems gerade erst vor zwei Jahren vom Finanzinverstor ICG übernommen worden war. Obwohl der Verkaufsprozess nach Angaben der Geschäftsführung schon seit Monaten betrieben worden ist, wurden dem Betriebsrat jegliche Informationen über den angestrebten Verkauf vorenthalten. Als Begründung für dieses gesetzeswidrige Vorgehen führte das Management an, dass Interface ein börsennotiertes Unternehmen sei. Um negative Auswirkungen für die Anteilseigner zu vermeiden, hätte nichts an die Öffentlichkeit dringen dürfen. Die „marktkonforme Demokratie“ lässt grüßen!
Diese Vorgehensweise erinnert fatal an den geplanten Verkauf der damaligen Freudenberg Bausysteme (und späteren nora systems GmbH) an den direkten Konkurrenten Forbo im Jahr 2006/2007. Mit massiven Tor-Blockadeaktionen verhinderte die Belegschaft seinerzeit diesen Coup, der die Arbeitsplätze massiv bedroht hätte.
Auch damals verschwieg die Geschäftsleitung Betriebsrat und Belegschaft Informationen über den geplanten Verkauf, um diesen nicht zu „gefährden“. Durch die Mobilisierung der Beschäftigten konnte aber durchgesetzt werden, dass beim nächsten anstehenden Verkauf schon im Vorfeld mit der Geschäftsführung eine Arbeitsplatz- und Tarifsicherungsvereinbarung abgeschlossen werden musste. Sie schrieb die Interessen der Belegschaft fest, und sie regelte verbindlich, dass vor Abschluss der Betriebsrat in einen Verkaufsprozess einbezogen werden muss.
Absicherung für Arbeitsplätze und Tarifverträge durchsetzen
Dies alles ist beim aktuellen Deal mit Interface nicht geschehen. Dies sollte Belegschaft, Betriebsrat und die zuständige Gewerkschaft IG BCE äußert hellhörig werden lassen.
Die Geschäftsführung fordert von der Belegschaft die Zustimmung zum Verkauf ein. Sie selbst spielt aber falsch, indem sie den Betroffenen alle Informationen vorenthält. Das muss misstrauisch machen.
Hinzu kommt: Das von der Geschäftsleitung veröffentlichte Schreiben an die Belegschaft trägt ebenfalls nicht dazu bei, dass Sicherheit für die Zukunft der KollegInnen garantiert wird. Es heißt dort, dass wegen des Verkaufs „vorerst“ alles gleichbleibt. Des Weiteren steht darin, „Kostenreduzierung und Personalabbau sind nicht das primäre Ziel der Akquisition“.
Was bedeutet das für die Belegschaft? Ist es nur eine Frage der Zeit, bis möglicherweise massive negative Veränderungen erfolgen, diese aber auf jeden Fall kommen sollen?
Es gibt nur einen Weg, um zu verhindern, dass die Belegschaftsinteressen auf der Strecke bleiben. Es ist erforderlich, eine verbindliche Absicherung aller Arbeits- und Ausbildungsplätze sowie für die bestehenden Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge einzufordern und durchzusetzen.
Interface ist ein in den USA börsennotiertes Unternehmen mit weltweit rund 3.100 Beschäftigten und Vertriebsniederlassungen in 110 Ländern, mit Sitz in Atlanta (USA). Interface produziert modulare Teppichfliesen für Büro, Verwaltung, Hotel und Gastronomie und ist in diesem Segment „Weltmarktführer“. Der Kaufpreis für nora systems beträgt 420 Mio. US-Dollar (umgerechnet knapp 360 Mio. Euro). |