Rechts­ruck stoppen!

H. S.

Welt­weit erle­ben wir einen mas­si­ven Rechts­ruck, der die sozia­len und demo­kra­ti­schen Rech­te der arbei­ten­den Klas­sen bedroht.

Demo in Freiburg i. Br., 14. Juli 2018. (Foto: RDL gemeinfrei.)

Demo in Frei­burg i. Br., 14. Juli 2018. (Foto: RDL gemeinfrei.)

Die gesell­schaft­li­che Ungleich­heit wächst immer wei­ter. Die Kli­ma­ka­ta­stro­phe ist längst spür­ba­re Rea­li­tät. Welt­weit sind nach UN-Anga­ben über 108 Mil­lio­nen Men­schen auf der Flucht. Gleich­zei­tig wen­den sich immer mehr Men­schen vom eta­blier­ten Poli­tik­be­trieb ab und rücken vor allem nach rechts.

Das zei­gen nicht nur die Ergeb­nis­se der Land­tags­wah­len in Hes­sen und Bay­ern, wo die rechts­po­pu­lis­ti­sche AfD mas­si­ve Stim­men­zu­ge­win­ne erreicht hat. Das bele­gen auch die Erfol­ge von Rechts­extre­men zum Bei­spiel bei den Par­la­ments­wah­len in den Nie­der­lan­den und der Prä­si­den­ten­wahl in Argentinien.

Zuneh­men­de gesell­schaft­li­che Polarisierung
Über vier­zig Jah­re der Umver­tei­lung von unten nach oben, egal unter wel­cher Regie­rung, und die mas­si­ve Zunah­me pre­kä­rer Arbeits- und Lebens­be­din­gun­gen haben die Klas­sen­spal­tung der Gesell­schaft ver­tieft. Dies ist nicht zuletzt Resul­tat der Jagd nach Höchst­pro­fi­ten im Spät­ka­pi­ta­lis­mus, die durch die neo­li­be­ra­le Poli­tik geför­dert wird.

Wäh­rend Kapi­tal und Regie­run­gen die Kri­sen­las­ten auf die lohn­ab­hän­gi­ge Bevöl­ke­rung und die Armen abwäl­zen, wach­sen gleich­zei­tig die Ver­mö­gen der Super­rei­chen ins Uner­mess­li­che. Die zehn reichs­ten Men­schen der Welt haben allein wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie ihr Ver­mö­gen verdoppelt.

Der Raub­bau an der Natur und die Zer­stö­rung unse­rer Umwelt sowie des Kli­mas haben ein dra­ma­ti­sches Aus­maß erreicht. Heu­te fin­det das größ­te Arten­ster­ben seit Mil­lio­nen von Jah­ren statt. Unse­re eige­nen Lebens­grund­la­gen wer­den unwi­der­ruf­lich zer­stört, soll­te nicht radi­kal umge­steu­ert werden.

Kon­kur­renz beför­dert Kon­flik­te und Kriege
Die kapi­ta­lis­ti­sche Kon­kur­renz befeu­ert glo­bal blu­ti­ge Kon­flik­te und Krie­ge. Kon­zer­ne und Staa­ten ver­su­chen, sich auf Kos­ten ande­rer zu berei­chern. Auch neh­men die Span­nun­gen zwi­schen den impe­ria­lis­ti­schen Groß­mäch­ten und zwi­schen eini­gen Regio­nal­mäch­ten seit Jah­ren zu. Das drückt sich in einem neu­en Wett­rüs­ten sowie in regio­na­len Kri­sen und Stell­ver­tre­ter­krie­gen aus.

Mit dem Krieg um die Ukrai­ne wur­de eine neue Stu­fe der Eska­la­ti­on im impe­ria­lis­ti­schen Wett­streit erreicht. Durch direk­te Waf­fen­lie­fe­run­gen ist Deutsch­land an die­sem Krieg betei­ligt. Die­se Poli­tik führt zu einer immer stär­ke­ren Mili­ta­ri­sie­rung der Gesellschaft.

Titelbild Avanti² Dezember 2023, nach El Lissitzkys „Mit dem roten Keil schlage die Weißen“ (1919/1920). Bildgestaltung: Avanti².

Titel­bild Avan­ti² Dezem­ber 2023, nach El Lis­sitz­kys „Mit dem roten Keil schla­ge die Wei­ßen“ (1919/1920). Bild­ge­stal­tung: Avanti².

Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter“ Pis­to­ri­us (SPD) hat gera­de erst die „Wie­der­her­stel­lung der Kriegs­tüch­tig­keit“ als poli­ti­sches Ziel für die Bun­des­wehr aus­ge­ge­ben. Das 100 Mil­li­ar­den EURO-Son­der­ver­mö­gen für die Bun­des­wehr und die von der NATO gefor­der­ten dau­er­haf­ten Mili­tär­aus­ga­ben von 2-Pro­zent des Brut­to­in­lands­pro­dukts sind dabei offen­sicht­lich nur Zwi­schen­etap­pen. Klar ist schon jetzt, dass vor allem die abhän­gig Beschäf­tig­ten und die Armen die Zeche der Kriegs­trei­be­rei bezah­len sollen.

Das­sel­be gilt auch für die enor­men Kos­ten der Kli­ma­kri­se. Nach dem Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts zum Bun­des­haus­halt ist nicht nur die Finan­zie­rung von Maß­nah­men des „Kli­ma­schut­zes“ in Fra­ge gestellt. Es ist zu befürch­ten, dass wei­te­rer Sozi­al­ab­bau droht.

Alle Kri­sen haben die glei­che Ursache
Wir haben es mit vie­len Kri­sen gleich­zei­tig zu tun. Die Kri­sen-Ele­men­te sind mit­ein­an­der ver­bun­den. Sie bedin­gen und ver­schär­fen sich gegen­sei­tig. Aber alle haben die glei­che Ursa­che: das kapi­ta­lis­ti­sche System.

Die Ant­wort der Herr­schen­den auf die­se Kri­sen besteht einer- seits fast über­all im hem­mungs­lo­sen Bedie­nen von Kon­zern­in­ter­es­sen. Ande­rer­seits wol­len sie mit dem Schü­ren von Frem­den­feind­lich­keit und Natio­na­lis­mus die Beherrsch­ten noch mehr spal­ten und von der Ursa­che der Pro­ble­me – dem Pro­fit­sys­tem – ablenken.

Die Fol­ge ist ein seit Jah­ren anhal­ten­der Auf­stieg natio­na­lis­ti­scher und faschis­ti­scher Par­tei­en in zahl­rei­chen Län­dern. Gegen inter­na­tio­na­le Soli­da­ri­tät und Klas­sen­kampf von unten pro­pa­gie­ren sie Natio­na­lis­mus, Ras­sis­mus, Aus­gren­zung, Het­ze und das Tre­ten nach unten. Dass die­se Kräf­te sich ange­sichts der mas­sen­haf­ten Abwen­dung von der neo­li­be­ra­len Poli­tik als „Alter­na­ti­ve“ posi­tio­nie­ren kön­nen, liegt auch an den Schwä­chen der Lin­ken und der Gewerkschaften.

Es ist höchs­te Zeit, der Rechts­ent­wick­lung und dem Klas­sen­kampf von oben durch die Bil­dung einer sozia­len und öko­lo­gi­schen Front von unten ent­ge­gen­zu­tre­ten. Wider­stand statt Wegducken!

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Dezem­ber 2023
Tagged , , , , , , . Bookmark the permalink.