Super­rei­che zur Kasse!

 

U. D.

Mit Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts vom 15.11.2023 ver­stößt das Zwei­te Nach­trags­haus­halts­ge­setz 2021 gegen die Schul­den­brem­se. Die Fol­ge ist eine Kre­dit­lü­cke von 60 Mrd. Euro im Bun­des­haus­halt für 2024 und für die fol­gen­den Jahre.

Mannheimer GE-Arbeiter in Paris, 8. April 2016.
(Foto: Avanti².)

Mann­hei­mer GE-Arbei­ter in Paris, 8. April 2016.
(Foto: Avanti².)

Die neo­li­be­ra­len Scharf­ma­cher for­der­ten sofort eine noch strik­te­re „Spar­po­li­tik“. Sozi­al- und Trans­fer­leis­tun­gen (ALG, Pfle­ge­geld, Bür­ger­geld, Ren­te, Kin­der­grund­si­che­rung, Gesund­heits­aus­ga­ben usw.) müss­ten über­prüft und „pass­ge­nau­er“ wer­den. Damit berei­ten sie wei­te­re Angrif­fe auf die sozia­len Siche­rungs­sys­te­me und die öffent­li­chen Dienst­leis­tun­gen vor.

Poli­ti­sche Schaukämpfe
Trotz der in der Öffent­lich­keit geführ­ten poli­ti­schen Schau­kämp­fe sind sich die dar­an Betei­lig­ten im Kern einig: Es muss „gespart“ werden.

Bereits im Som­mer 2023 hat­te die Ampel­ko­ali­ti­on einen Haus­halts­ent­wurf 2024 vor­ge­legt, der Kür­zun­gen von 31 Mrd. Euro (6,4 %) vor­sah. Gekürzt wer­den soll­ten unter ande­rem die Zuschüs­se zur Ren­ten­ver­si­che­rung und zur Pflegeversicherung.

Mit dem neu­en Haus­halts­ent­wurf 2024 wird die­se Poli­tik ver­schärft: Im Sozi­al­be­reich soll wei­ter gekürzt wer­den; die CO₂-Steu­er wird erhöht, die Strom­preis­brem­se und die Zuschüs­se zu den Netz­ent­gel­ten ent­fal­len. Dies trifft vor allem die arbei­ten­den Klas­sen. Gleich­zei­tig blei­ben die Gewin­ne der Kon­zer­ne und die Ver­mö­gen der Rei­chen unangetastet.

Die „Spar“-Lüge
Bereits 1992 wur­den in der EU mit den Maas­tricht-Kri­te­ri­en strik­te Rege­lun­gen zur Staats­ver­schul­dung ver­ein­bart. 2009 wur­de in Deutsch­land die soge­nann­te Schul­den­brem­se im Grund­ge­setz verankert.

Par­al­lel zu die­sen „strik­ten“ Haus­halts­re­geln wur­den der glo­ba­li­sier­te Kapi­tal­ver­kehr dere­gu­liert, Unter­neh­mens- und Kapi­tal­steu­ern gesenkt, Unter­neh­mens­bei­trä­ge zur Sozi­al­ver­si­che­rung gede­ckelt, der Kauf und Ver­kauf von Unter­neh­men und Unter­neh­mens­tei­len erleich­tert, unge­schütz­te und „fle­xi­ble“ Arbeits­ver­hält­nis­se ermög­licht, der Nied­rig­lohn­sek­tor stark aus­ge­wei­tet und vie­les ande­re mehr.

Die­se Poli­tik hat die Pro­fi­te gestei­gert und die Rei­chen noch rei­cher gemacht. Gleich­zei­tig wur­den damit bewusst die Staats­ein­nah­men gesenkt. Die dadurch feh­len­den Gel­der die­nen immer wie­der zur Begrün­dung unso­zia­ler „Ein­spa­run­gen“, die zu einer Ver­schlech­te­rung von Sozi­al­sys­te­men und öffent­li­chen Dienst­leis­tun­gen (u. a. Bil­dung, Gesund­heit, Öffent­li­cher Nah- und Fern­ver­kehr) führen.

Steu­er­po­li­tik für die Reichen
In Deutsch­land gibt es 227 Mil­li­ar­dä­rin­nen und Mil­li­ar­dä­re. Von 2009 bis 2019 hat sich die Zahl der Ein­kom­mens­mil­lio­nä­re mit 27.410 mehr als ver­dop­pelt. Das reichs­te Pro­zent der Bevöl­ke­rung besitzt 25 % des gesam­ten Vermögens.

Das Netz­werk Steu­er­ge­rech­tig­keit hat den Reich­tum in Deutsch­land ermit­telt. Allein die Mil­li­ar­dä­re besit­zen ein Ver­mö­gen von sagen­haf­ten 1,4 Bil­lio­nen Euro.

Wei­ter belegt das Netz­werk, dass Deutsch- land für Rei­che ein Nied­rig­steu­er­land ist. „Der deut­sche typi­sche Mul­ti­mil­lio­när zahlt [wenn über­haupt, Anm. d. Red] auf sein Ein­kom­men von 1,6 Mil­lio­nen Euro nur 21 % Steuern.“

Wesent­li­che Grün­de dafür sind unter ande­rem die Aus­set­zung der Ver­mö­gen­steu­er (1997), die Abschaf­fung der Gewer­be­ka­pi­tal­steu­er (1998), die Sen­kung des Spit­zen­steu­er­sat­zes bei der Ein­kom­men­steu­er (2001 bis 2005) und die mehr­fa­che Sen­kung der Kör­per­schaft­steu­er (2001, 2009).

Zusätz­lich wer­den wei­te­re Mil­li­ar­den mit lega­len Steu­er­op­ti­mie­rungs­mo­del­len und ille­ga­ler Steu­er­hin­ter­zie­hung “pri­va­ti­siert”.

Dies alles ermög­licht es den Super­ei­chen, ihre Steu­ern auf unglaub­li­che 1 % oder weni­ger zu drü­cken (sie­he die ZDF-Doku­men­ta­ti­on „Die gehei­me Welt der Super­rei­chen - Das Milliardenspiel“).

Die Rei­chen sol­len zahlen
Seit Jahr­zehn­ten wer­den die Kri­sen­kos­ten auf die arbei­ten­de Klas­se abge­wälzt. Wenn die Gewerk­schaf­ten dage­gen nicht end­lich einen nen­nens­wer­ten Wider­stand orga­ni­sie­ren, wer­den sie wei­ter an poli­ti­scher Glaub­wür­dig­keit und orga­ni­sa­to­ri­scher Kraft ver­lie­ren. Nutz­nie­ßer davon wer­den die Kapi­ta­lis­ten und die auto­ri­tä­re wie die faschis­ti­sche Rech­te sein.

Daher set­zen wir uns dafür ein, dass Gewerk­schaf­ten, sozia­le Bewe­gun­gen und Lin­ke gemein­sam den Kampf gegen die Fort­set­zung der neo­li­be­ra­len Umver­tei­lungs­po­li­tik aufnehmen.

Unse­re Ziele:
• Soli­da­ri­täts­steu­er von 20 % auf alle Geld­ver­mö­gen über 1 Mio. €
• Steu­er von 80 % auf alle Ein­kom­men, die das Tau­send­fa­che des Durch­schnitts be tragen
• Beschlag­nah­me aller zur „Steu­er-Opti­mie­rung“ ver­steck­ten Milliarden
• Auto­ma­ti­scher Infla­ti­ons­aus­gleich wie in Bel­gi­en oder Luxemburg
• Für einen Min­dest­lohn von 15 Euro in der Stunde
• Direk­te Besteue­rung statt indi­rek­ter Verbrauchssteuern
• Aus­bau der sozia­len Sicherungssysteme 
• Sozia­le Grund­si­che­rung in Höhe von 1500 Euro net­to im Monat
• Aus­bau der öffent­li­chen Daseins­vor­sor­ge (Bil­dung, Gesund­heit, Kli­ma­schutz, Kul tur, Ver­kehr usw.).

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Janu­ar 2024
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