Ver­dachts­kün­di­gun­gen ver­sto­ßen gegen das Grundgesetz“

Komi­tee „Soli­da­ri­tät gegen BR-Mobbing!“

Konferenz in Mannheim, 14.Oktober 2023. (Foto: helmut-roos@web.de.)

Kon­fe­renz in Mann­heim, 14.Oktober 2023. (Foto: helmut-roos@web.de.)

Am Sams­tag, den 14.10.2023, fand in Mann­heim die 10. bun­des­wei­te Kon­fe­renz „Betriebs­rä­te im Visier – Bos­sing, Mob­bing & Co.” unter dem Mot­to „Soli­da­ri­tät stär­ken!“ statt.

Der gro­ße Saal des Gewerk­schafts­hau­ses war voll. Rund acht­zig Betriebs­rä­te und gewerk­schaft­lich Akti­ve nah­men an der seit 2014 jähr­lich durch­ge­führ­ten Tagung teil. Sie kamen aus sehr unter­schied­li­chen Berei­chen (Flug­zeug­bau, Che­mie, Solar­in­dus­trie, KFZ-Hand­werk, Tex­til, Trak­to­ren­her­stel­lung, Post, Pfle­ge, Bil­dung, Ener­gie, Omni­bus­bau, Zulie­fer­indus­trie, Dienst­leis­tun­gen, Werk­zeug­bau, Han­del und andere).

Auch dies belegt, wie sehr die ille­ga­le Bekämp­fung von betrieb­li­chen und gewerk­schaft­li­chen Inter­es­sen­ver­tre­tun­gen mitt­ler­wei­le ein weit ver­brei­te­tes und extrem beun­ru­hi­gen­des Phä­no- men gewor­den ist. Es ist fest­zu­stel­len, dass ein rück­sichts­lo­ses Vor­ge­hen gegen Betriebs­rä­te und Gewerk­schaf­ten in immer mehr Unter­neh­men und Ein­rich­tun­gen als „nor­mal“ ange­se­hen wird. Es han­delt sich dabei um schwe­re Ver­stö­ße gegen Grund- und Men­schen­rech­te. Deren Fol­gen sind fatal: gesund­heit­lich zer­stör­te Men­schen, schwer geschä­dig­te Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge, rui­nier­te beruf­li­che Exis­ten­zen und nicht zuletzt ein­ge­schüch­ter­te Belegschaften.

Drei Schwer­punkt­the­men präg­ten die dies­jäh­ri­ge Zusam­men­kunft: die Not­wen­dig­keit, Soli­da­ri­tät auch über­be­trieb­lich wirk­sa­mer zu ent­wi­ckeln, das skan­da­lö­ser Wei­se noch heu­te nach­wir­ken­de deut­sche faschis­ti­sche Arbeits­un­recht und aktu­el­le Ansät­ze zur Ver­tei­di­gung ver­brief­ter Rech­te in der Arbeitswelt.

Lars Treusch (DGB Baden-Würt­tem­berg) beton­te die vom gewerk­schaft­li­chen Dach­ver­band erkann­te drin­gen­de Not­wen­dig­keit, ver­stärkt gegen Betriebs­rats­mob­bing vor­zu­ge­hen. Dani­el War­kocz (IG Metall Mann­heim) beleg­te mit kon­kre­ten Bei­spie­len, wie mas­siv Unter­neh­men ver­su­chen, sogar die Grün­dung von Betriebs­rä­ten zu verhindern.

Der bekann­te Autor Gün­ter Wall­raff sag­te in sei­nem der Kon­fe­renz per Video über­mit­tel­ten Gruß­wort: „Unter­neh­men ver­schlei­ern ihr ille­ga­les Han­deln“. Er for­der­te die Gewerk­schaf­ten auf, sich gegen Fäl­le von BR-Mob­bing wie bei Pro­Mi­nent kon­se­quent zu weh­ren, dem Unter­neh­men des BDA-Prä­si­den­ten Rai­ner Dul­ger und sei­nes Bruders.

Eine Podi­ums­run­de von akti­ven Betriebs­rä­ten und Ver­trau­ens­leu­ten aus Nord­hes­sen beein­druck­te die Kon­fe­renz mit ihren ermu­ti­gen­den Erfah­rungs­be­rich­ten. Sie zeig­ten auf, wie mit klu­gen Aktio­nen Soli­da­ri­tät gegen alle Wider­stän­de auch über­be­trieb­lich wirk­sam wer­den kann.

Fort­wir­ken des faschis­ti­schen Arbeitsunrechtes
Rechts­an­walt Klaus-Die­ter Freund kri­ti­sier­te vehe­ment in sei­nem fun­dier­ten Vor­trag die gegen akti­ve Betriebs­rä­te aus­ge­spro­che­nen „Ver­dachts­kün­di­gun­gen“ als ein auch heu­te noch „fort­wir­ken­der Bestand­teil des faschis­ti­schen Arbeitsunrechtes“.

Alex­an­der Mohr­lang (IG Metall Vor­stand) stell­te anschau­lich die haar­sträu­ben­den Zustän­de im Tes­la-Werk Grün­hei­de dar. Gegen die enga­gier­ten Initia­ti­ven der IG Metall zur Ver­tei­di­gung der Inter­es­sen der Beschäf­tig­ten geht das Manage­ment des Mul­ti­mil­li­ar­därs und Gewerk­schafts­has­sers Musk mit geset­zes­wid­ri­gen Mit­teln vor.

Gemobb­te Betriebs­rä­te aus ver­schie­de­nen Fir­men beton­ten im Ver­lauf der Dis­kus­si­on, wie exis­ten­zi­ell wich­tig und mut­ma­chend der soli­da­ri­sche Aus­tausch im Rah­men von „BR im Visier“ für sie selbst ist.

Die Ent­schlie­ßung der Kon­fe­renz for­dert die Bun­des­re­gie­rung auf, end­lich „die Be- und Ver­hin­de­rung von Betriebs­rats­wah­len und von Betriebs­rats­tä­tig­keit zum Offi­zi­al­de­likt“ zu erklä­ren und damit sol­che Straf­ta­ten ohne Straf­an­trag von Amts wegen ver­fol­gen zu las­sen. Wei­ter heißt es: „Wir for­dern fer­ner, dass Schwer­punkt­staats­an­walt­schaf­ten ein­ge­rich­tet wer­den, die in der Lage sind, ent­spre­chen­de Vor­gän­ge zur Ankla­ge zu brin­gen! Wir for­dern schließ­lich und vor allem, dass die aus dem faschis­ti­schen Arbeits­un­recht her­rüh­ren­den ‚Ver­dachts­kün­di­gun­gen‘ für ille­gal erklärt wer­den. Sie ver­sto­ßen gegen Arti­kel 12 Abs. 1 und Arti­kel 20 Abs. 3 Grundgesetz.“

Orga­ni­siert wur­de die sehr posi­tiv bewer­te­te Tagung vom Komi­tee „Soli­da­ri­tät gegen BR-Mob­bing!“ in Koope­ra­ti­on mit IG Metall Mann­heim sowie DGB Baden-Würt­tem­berg, IG BCE Wein­heim, Kirch­li­chem Dienst in der Arbeits­welt Baden, Über­be­trieb­li­chem Soli­da­ri­täts­ko­mi­tee Rhein-Neckar, ver.di Rhein-Neckar und work-watch Köln.

Am 12. Okto­ber 2024 wird die 11. Bun­des­kon­fe­renz „BR im Visier“ in Mann­heim stattfinden.

[Wei­te­re Infos im Netz: www.gegen-br-mobbing.de]

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Novem­ber 2023
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