Vor 100 Jahren

Gene­ral­streik gegen Kapp-Putsch

M. G.

Am 13. März 1920 besetzt die Haken­kreu­ze tra­gen­de „Bri­ga­de Ehr­hardt“ das Ber­li­ner Regie­rungs­vier­tel. Die­ser Staats­streich wird als Kapp-Putsch bekannt. Mit Unter­stüt­zung von Gene­ral Lütt­witz erklärt sich der Jurist und Poli­ti­ker Kapp zum neu­en Reichs­kanz­ler. Die Reichs­wehr­füh­rung lehnt jede mili­tä­ri­sche Maß­nah­me gegen die Put­schis­ten ab.

Gewerkschaftsaufruf zum Generalstreik (Abbildung: Privatarchiv)

Gewerk­schafts­auf­ruf zum Gene­ral­streik (Abbil­dung: Privatarchiv)

Noch am Vor­mit­tag rufen Reichs­prä­si­dent Ebert und die sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Minis­ter der Reichs­re­gie­rung zum Gene­ral­streik auf. Am Nach­mit­tag for­dern auch der All­ge­mei­ne Deut­sche Gewerk­schafts­bund und die Arbeits­ge­mein­schaft frei­er Ange­stell­ten­ge­werk­schaf­ten zur all­ge­mei­nen Arbeits­nie­der­le­gung auf. USPD und KPD unter­stüt­zen spä­ter eben­falls den Generalstreik.

Gegen den Putsch ent­steht die größ­te Streik­be­we­gung der deut­schen Geschich­te. Etwa 12 Mil­lio­nen Beschäf­tig­te legen die Arbeit nie­der. In nahe­zu sämt­li­chen Groß­städ­ten kommt das öffent­li­che Leben zum Still­stand. Nach­rich­ten- und Ver­kehrs­ver­bin­dun­gen sowie Ver­sor­gungs­be­trie­be (Gas, Was­ser, Strom) sind lahmgelegt.

Am 17. März geben die Put­schis­ten ihren Umsturz­ver­such auf. Kapp erklärt sei­nen Rück­tritt als Reichs­kanz­ler. Kapp und Lütt­witz kön­nen unge­hin­dert ins Aus­land ausreisen.

Am 22. März erklärt die Gene­ral­streik­lei­tung den Aus­stand für beendet.

Nach dem Gene­ral­streik gegen den Kapp-Putsch wird die Chan­ce ver­tan, die faschis­ti­sche und reak­tio­nä­re Rech­te nach­hal­tig aus­zu­schal­ten und die orga­ni­sier­te Arbei­te­rIn­nen­be­we­gung als ent­schei­den­den Macht­fak­tor zu festigen.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar März 2020
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