Vor 80 Jahren

Erklä­rung der Inter­na­tio­na­lis­ti­schen Kom­mu­nis­ten Buchenwalds“

 

W. F.

Kurz vor Kriegs­en­de, am 20. April 1945, ver­fass­te nach der Befrei­ung des KZ Buchen­wald eine Grup­pe von vier Genos­sen und Sym­pa­thi­san­ten der IV. Inter­na­tio­na­le die wenig bekann­te, aber inhalt­lich her­aus­ra­gen­de „Erklä­rung der Inter­na­tio­na­lis­ti­schen Kom­mu­nis­ten Buchen­walds“.1

Gedenkstätte Buchenwald, 11. Oktober 2025. (Foto: Privat.)

Gedenk­stät­te Buchen­wald, 11. Okto­ber 2025. (Foto: Privat.)

Die­sen Kämp­fern und ihrem poli­ti­schen Ver­mächt­nis war eine vom deutsch-fran­zö­si­schen Ver­ein „Die Freun­de von Arbei­ter und Sol­dat2 orga­ni­sier­te zwei­tei­li­ge Ver­an­stal­tung am 11. Okto­ber 2025 gewidmet.

Gedenk­stät­te Buchenwald
An der Ver­an­stal­tung in der Gedenk­stät­te Buchen­wald nah­men etwa 30 Genoss:innen teil.

Oli­vi­er Doria­ne ord­ne­te die Erklä­rung der Buchen­wal­der Trotz­kis­ten als in der Tra­di­ti­on von Marx, Lieb­knecht und Luxem­burg sowie der Erklä­run­gen der IV. Inter­na­tio­na­le zum Zwei­ten Welt­krieg ste­hend ein. Er beton­te den unab­hän­gi­gen Kampf der Arbei­ter­klas­se gegen Auf­rüs­tung, Mili­ta­ri­sie­rung und impe­ria­lis­ti­sche Krie­ge, aber auch die Unter­stüt­zung der Kämp­fe gegen den Kolo­nia­lis­mus wie in Indien.

Clau­di­us Nau­mann gedach­te der in den KZ und im Wider­stand ums Leben gekom­me­nen Genoss:innen und ver­las ihre Namen, soweit sie über­haupt bekannt sind. Dem schloss sich eine Schwei­ge­mi­nu­te an.

Kol­lo­qui­um Weimar
Das Kol­lo­qui­um hat­te 35 Teilnehmer:innen.
Nach einem Gruß­wort von Tors­ten Ler­che, Vor­sit­zen­der des DGB Weimar/Weimarer Land, refe­rier­te Fran­çois Pre­neau (Vor­sit­zen­der des Ver­eins „Die Freun­de von Arbei­ter und Sol­dat“) über die Unter­grund­zei­tun­gen Front Ouvrier und die Zei­tung für Sol­dat und Arbei­ter im Wes­ten3, die in Brest her­aus­ge­ge­ben wurden.
Pre­neau ging auf die gemein­sa­men Beweg­grün­de ein, die deut­sche Sol­da­ten in Uni­form und jun­ge fran­zö­si­sche Arbei­ter dazu brach­ten, sich im Kampf gegen den Faschis­mus, für Frie­den und Brü­der­lich­keit der Völ­ker zu vereinen.

Jan Wil­lem Stut­je, nie­der­län­di­scher His­to­ri­ker, stell­te sein Buch Fol­ter­fa­b­riek Buchen­wald vor. In die­ser Ver­öf­fent­li­chung steht Ernst Federn im Mit­tel­punkt, der eben­falls Mit­ver­fas­ser der „Erklä­rung der Inter­na­tio­na­lis­ti­schen Kom­mu­nis­ten Buchen­walds“ war.

Bedeu­tung für heute
Clau­di­us Nau­mann sprach über die „Erklä­rung der Inter­na­tio­na­lis­ti­schen Kom­mu­nis­ten Buchen­walds“ und ihre Bedeu­tung für den heu­ti­gen Kampf gegen impe­ria­lis­ti­sche Krie­ge. Die Erklä­rung ana­ly­sier­te die Welt­la­ge von einem inter­na­tio­na­lis­ti­schen Klas­sen­stand­punkt aus. Sie stell­te fest, dass nur die „erfolg­rei­che unab­hän­gi­ge Akti­on der Arbei­ter­klas­se gegen den Kapi­ta­lis­mus imstan­de ist, das Übel des Faschis­mus samt sei­ner Wur­zel auszureißen“.

Loïc Le Bars behan­del­te in sei­nem Vor­trag den Wer­de­gang Mar­cel Bau­frè­res von der Sozia­lis­ti­schen Jugend zur IV. Inter­na­tio­na­le. Bau­frè­re wur­de am 7. Okto­ber 1943 von der Gesta­po ver­haf­tet und nach Buchen­wald depor­tiert, wo er maß­geb­lich an der Grün­dung einer trotz­kis­ti­schen Zel­le mit Kämp­fern aus ver­schie­de­nen Län­dern betei­ligt war. Er ist Mit­ver­fas­ser der „Erklä­rung der Inter­na­tio­na­lis­ti­schen Kom­mu­nis­ten Buchenwalds“.

Ver­öf­fent­li­chung der Referate
Ernst Newe­ling, deut­scher His­to­ri­ker, behan­del­te „die revo­lu­tio­nä­re Initia­ti­ve der deut­schen Arbei­ter­schaft nach Faschis­mus und Krieg – Betriebs­rä­te, Akti­ons­ko­mi­tees, Betriebs­be­set­zun­gen in ganz Deutsch­land und die Ant­wort der alli­ier­ten Sie­ger­mäch­te“. Es gab kei­ne „Stun­de Null“ der deut­schen Arbeiter­be- wegung. Ihrer Orga­ni­sa­tio­nen durch die Nazi-Dik­ta­tur beraubt, setz­te die Arbei­ter­schaft ihren Kampf in der Ille­ga­li­tät bis in die Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger hin­ein fort, trotz Ver­bot und Zerschlagung.

Eine Ver­öf­fent­li­chung aller Refe­ra­te im „Bul­le­tin“ des Ver­eins „Die Freun­de von Arbei­ter und Sol­dat“ ist geplant.


Fuß­no­ten

1 Vgl. hier­zu https://inprekorr.de/283-buchenwald.htm und https://iso-4-rhein-neckar.de/einrevolutionaerer-aufruf-aus-dem-befreiten-kz-buchenwald/.
2 Web­sei­te: www.arbeiter-und-soldat.org.
3 Die­se Unter­grund­zei­tung erschien neben den 6 Aus­ga­ben von Arbei­ter und Sol­dat. Die Num­mer 1 vom August 1943 wur­de erst vor kur­zem in den Ernest Esra Man­del Papers des IISG Ams­ter­dam entdeckt.


Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Novem­ber 2025
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