Vor 90 Jah­ren Grün­dung der Lin­ken Oppo­si­ti­on der KPD

Für Ein­heits­front gegen Faschismus!*

W. A.

Das Dra­ma der deut­schen Arbei­te­rIn­nen­be­we­gung im 20. Jahr­hun­dert ist von zwei Eck­da­ten bestimmt – dem Schei­tern der Novem­ber­re­vo­lu­ti­on 1918 und der Macht­über­ga­be an die Nazis 1933. Die blu­ti­ge Unter­drü­ckung des poli­ti­schen und sozia­len Auf­stands der radi­ka­len Tei­le der arbei­ten­den Klas­se 1918/1919 war das gemein­sa­me Werk von Mehr­heits-SPD um Ebert-Noske, Kapi­tal­ver­bän­den, Reichs­wehr und Frei­korps. Die­ses Bünd­nis berei­te­te, wie Sebas­ti­an Haff­ner zu Recht geschrie­ben hat, das faschis­ti­sche Deutsch­land vor.

LO-Broschüre von 1932 (Foto: Privatarchiv)

LO-Bro­schü­re von 1932 (Foto: Privatarchiv)

Eine zen­tra­le Zwi­schen­etap­pe auf dem Weg in den brau­nen Abgrund war der ver­pass­te Okto­ber­auf­stand 1923. Sie been­de­te nicht nur die 1917 in Euro­pa begon­ne­ne Pha­se revo­lu­tio­nä­rer Erhe­bun­gen, son­dern öff­ne­te gleich­zei­tig dem Sta­li­nis­mus in der Sowjet­uni­on das Tor.

Dort hat­te im sel­ben Jahr der zyni­sche Kampf gegen die Lin­ke Oppo­si­ti­on in der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei Ruß­lands begon­nen. Sie war im Herbst 1923 um pro­mi­nen­te Bol­sche­wi­ki wie Leo D. Trotz­ki und Jew­ge­ni A. Preo­bra­schen­ski gebil­det wor­den. Die Lin­ke Oppo­si­ti­on for­der­te einen „neu­en Kurs“ – ins­be­son­de­re die Demo­kra­ti­sie­rung der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei und die plan­mä­ßi­ge Indus­tria­li­sie­rung der sowje­ti­schen Wirtschaft.

Obwohl ihre Reform­vor­schlä­ge von der Par­tei­ba­sis mehr­heit­lich unter­stützt wur­den, konn­te sie vom Par­tei­ap­pa­rat unter Sta­lin büro­kra­tisch aus­ge­schal­tet wer­den. Die­se Ent- wick­lung war im Wesent­li­chen bereits im Janu­ar 1924 abgeschlossen.

Die genann­ten Rah­men­be­din­gun­gen bestimm­ten die wei­te­re Ent­wick­lung der KPD. Aus ihren Rei­hen soll­te spä­ter auch in Deutsch­land eine links­op­po­si­tio­nel­le Strö­mung ent­ste­hen. Ihre geschicht­li­chen Bezugs­punk­te sind in der Ver­tei­di­gung der Errun­gen­schaf­ten der Okto­ber­re­vo­lu­ti­on von 1917 und im Kampf gegen die sta­li­nis­ti­sche Büro­kra­ti­sie­rung des Räte­staa­tes zu finden.

Nach sei­ner Aus­wei­sung aus der UdSSR im Febru­ar 1929 begann Trotz­ki damit, die zer­split­ter­ten Kräf­te der inter­na­tio­na­len links­op­po­si­tio­nel­len Grup­pen zu bün­deln. Ziel die­ser Bestre­bun­gen war die Reform und poli­ti­sche Wie­der- bele­bung der Drit­ten Inter­na­tio­na­le auf der Grund­la­ge ihrer revo­lu­tio­nä­ren Traditionen.

Die bedeu­tends­te deut­sche links­kom­mu­nis­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on mit anfangs rund 6.000 Mit­glie­dern war der im April 1928 gegrün­de­te Lenin­bund. Aller­dings wirk­te das ver­gif­te­te Erbe der schar­fen inner­par­tei­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen der KPD auf poli­ti­scher und per­sön­li­cher Ebe­ne im links­op­po­si­tio­nel­len Spek­trum noch lan­ge nach.

Dies war nicht zuletzt ein Ergeb­nis der vom sowje­ti­schen Geheim­dienst GPU seit Mit­te der 1920er Jah­re begon­ne­nen Zer­set­zungs­ar­beit gegen­über links-oppo­si­tio­nel­len Kom­mu­nis­tIn­nen. Die deut­sche Geheim­po­li­zei konn­te die­se Akti­vi­tä­ten übri­gens detail­liert über­wa­chen. (Vgl. hier­zu Gün­ter Wer­ni­cke, Ope­ra­ti­ver Vor­gang [OV] „Abschaum“; in: Andre­as G. Graf [Hg.], Anar­chis­ten gegen Hit­ler, Ber­lin 2001, S. 284 f.)

Ab Som­mer 1929 führ­te ein offe­ner Streit zwi­schen der Mehr­heit um Hugo Urbahns und einer Min­der­heit um Anton Gry­l­e­wicz zur Spal­tung des Lenin­bundes. Bereits im Febru­ar 1930 wur­de die Min­der­heit aus­ge­schlos­sen. Bei die­sem Dis­put ging es im Kern um die Fra­ge: Reform der KPD oder Schaf­fung einer neu­en Kom­mu­nis­ti­schen Partei?

Die ver­deck­te Spit­zel- und Spal­tungs­tä­tig­keit von GPU-Agen­ten wie Roman Well (d. i. Ruvin Sobo­le­vici­us), sei­nem Bru­der Adolf Sen­in (d. i. Abra­ham Sobo­le­vici­us) oder Jakob Frank ver­zö­ger­ten zunächst die Samm­lung der Lin­ken Oppo­si­ti­on in Deutschland.

Start­pro­ble­me
Die Ver­ei­nig­te Lin­ke Oppo­si­ti­on der K.P.D. (Bol­sche­wi­ki-Leni­nis­ten) (VLO) konn­te des­halb erst am 30. März 1930 in Ber­lin unter gro­ßen Schwie­rig­kei­ten gegrün­det wer­den. Die­ser Zusam­men­schluss von Lenin­bund-Min­der­heit mit den Res­ten der eben­falls links­kom­mu­nis­ti­schen Wed­din­ger Oppo­si­ti­on um Kurt Land­au wur­de weni­ger auf einer fes­ten poli­ti­schen als auf einer for­ma­len Grund­la­ge vollzogen.

Broschüre von 1933 - Neuauflage von 1947 (Foto: Privatarchiv)

Bro­schü­re von 1933 - Neu­auf­la­ge von 1947 (Foto: Privatarchiv)

Als Zen­tral­or­gan ver­öf­fent­lich­te die VLO die zwei­wö­chent­lich erschei­nen­de Zei­tung Der Kom­mu­nist. Die rund 200 Mit­glie­der zäh­len­de VLO war jedoch kei­ne ein­heit­li­che, ge- schwei­ge denn eine wirk­lich hand­lungs­fä­hi­ge Organisation.

Zudem konn­te der immer noch nicht ent­tarn­te sta­li­nis­ti­sche Pro­vo­ka­teur Well als Mit­glied der neu gewähl­ten Reichs­lei­tung (RL) der VLO an pro­mi­nen­ter Stel­le sein spal­te­ri­sches Trei­ben fortsetzen.

Erschwe­rend hin­zu kam das Aus­ein­an­der­klaf­fen zwi­schen Anspruch und Wirk­lich­keit. Die büro­kra­ti­sier­te KPD ließ kaum Spiel­raum für die von der VLO ange­streb­te „Erobe­rung der Par­tei für die Leh­ren des Mar­xis­mus-Leni­nis­mus“. In den Orga­ni­sa­ti­ons­richt­li­ni­en des ZK der KPD hieß es: „Jedes trotz­kis­ti­scher Ideen ver­däch­ti­ge Par­tei­mit­glied ist ohne Ver­fah­ren unver­züg­lich aus­zu­schlie­ßen.“ Die zeit­ge­nös­si­sche links­op­po­si­tio­nel­le Pres­se berich­te­te über 53 Aus­schlüs­se von Mit­glie­dern der Lin­ken Oppo­si­ti­on in den Jah­ren 1930 bis 1933.

Am 6. April 1930 wur­de in Paris die Inter­na­tio­na­le Lin­ke Oppo­si­ti­on (ILO) als „Frak­ti­on der Kom­in­tern“ gegrün­det. Die VLO konn­te als deut­sche Sek­ti­on der ILO anfangs nur begrenz­te orga­ni­sa­to­ri­sche und poli­ti­sche Hil­fe erwar­ten – wenn wir von der außer­or­dent­li­chen Unter­stüt­zung Trotz­kis ein­mal absehen.

Bereits im Juni 1930 ver­schärf­te sich in der VLO eine Dis­kus­si­on über das aktu­el­le Aus­maß der Bedro­hung durch den Faschis­mus. Ein nur schwer durch­schau­ba­res Knäu­el von Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten, Intri­gen und Pro­vo­ka­tio­nen bean­spruch­te meh­re­re Mona­te lang die Kräf­te der Organisation.

In der Fol­ge zer­fiel die VLO am 31. Mai 1931 – nur vier­zehn Mona­te nach ihrer Grün­dung – in zwei Tei­le. Sie waren nahe­zu iden­tisch mit der ehe­ma­li­gen Min­der­heit des Lenin­bundes und der Wed­din­ger Oppo­si­ti­on. Die GPU konn­te einen wei­te­ren Erfolg verbuchen.

Mit der Tren­nung von der Grup­pe um Land­au fand die Anfangs­pha­se der Lin­ken Oppo­si­ti­on der KPD ihren Abschluss. Mehr als ein Jahr lang hat­ten inter­ne Que­re­len die VLO weit­ge­hend gelähmt. Der beschei­de­ne Zuwachs an neu­en Kräf­ten war durch die Spal­tung wie­der ver­lo­ren gegan­gen. 80 Mit­glie­der ver­lie­ßen mit Land­au die Orga­ni­sa­ti­on. Sie ver­teil­ten sich auf Ber­lin, Lud­wigs­ha­fen, Leip­zig und Hamburg-Harburg.

Ins­ge­samt 150 Mit­glie­der in Baut­zen, Ber­lin, Bruch­sal, Forst, Gold­ap, Ham­born, Ham­burg, Hei­dels­heim, Königs­berg, Leip­zig und Mag­de­burg wag­ten den Neuanfang.

Da Land­au die Kon­trol­le über die Zei­tung Der Kom­mu­nist erfolg­reich ver­tei­digt hat­te, muss­te die Lin­ke Oppo­si­ti­on zunächst mit­tels eines hek­to­gra­phier­ten Mit­tei­lungs­blat­tes den Kon­takt zu den Grup­pen auf­recht­erhal­ten. Im Juli 1931 erschien dann end­lich die ers­te Num­mer der neu­en gedruck­ten Zeit­schrift Per­ma­nen­te Revolution.

Noch im Okto­ber 1931 sprach die LO selbst von einer „Peri­ode der gewis­sen Sta­gna­ti­on“, aber im Dezem­ber mein­te sie, das „Sta­di­um der Schwä­chung“ ver­las­sen zu haben und eine lang­sa­me Auf­wärts­ent­wick­lung fest­stel­len zu können.

Nach Belgien vor der Nazi-Diktatur geflüchtete IKD-Mitglieder unter UnterstützerInnen - E. Mandel, 2. von links unten (Foto: Gertjan Desmet, „Eine kostbare Kette standhafter Revolutionäre“, De Internationale Kommunisten Deutschlands in Antwerpen en Brussel (1933-1940); in: Journal of Belgian History, XLV, 2015, 2/3, S. 80-119)

Nach Bel­gi­en vor der Nazi-Dik­ta­tur geflüch­te­te IKD-Mit­glie­der unter Unter­stüt­ze­rIn­nen - E. Man­del, 2. von links unten (Foto: Gert­jan Des­met, „Eine kost­ba­re Ket­te stand­haf­ter Revo­lu­tio­nä­re“, De Inter­na­tio­na­le Kom­mu­nis­ten Deutsch­lands in Ant­wer­pen en Brussel (1933-1940); in: Jour­nal of Bel­gi­an Histo­ry, XLV, 2015, 2/3, S. 80-119)

Erst jetzt konn­te sich die eigent­li­che Stär­ke der Lin­ken Oppo­si­ti­on der KPD, die scharf­sin­ni­ge Ana­ly­se der End­pha­se der Wei­ma­rer Repu­blik, bes­ser entfalten.

Die mas­si­ven Aus­wir­kun­gen der Welt­wirt­schafts­kri­se 1929 hat­ten das Gefü­ge Deutsch­lands fun­da­men­tal erschüt­tert. Sozia­le Ver­wer­fun­gen erga­ben sich aus der ver­hee­ren­den Mas­sen­ar­beits­lo­sig­keit, poli­ti­sche durch die Auf­lö­sung der par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie und die Erfol­ge der Nazi­be­we­gung ins­be­son­de­re seit den Reichs­tags­wah­len vom 14. Sep­tem­ber 1930.

Die sich ver­schär­fen­de Kri­se des kapi­ta­lis­ti­schen Wirt­schafts­sys­tems und des bür­ger­li­chen Par­la­men­ta­ris­mus, der nur schein­bar unauf­halt­sa­me Auf­stieg der Nazi-Bewe­gung und das kata­stro­pha­le Ver­sa­gen der Füh­run­gen der Arbei­ter­or­ga­ni­sa­tio­nen waren zen­tra­le The­men der LO-Publikationen.

Die auch heu­te noch beein­dru­cken­de Klar­heit ihrer Kom­men­ta­re, Ein­schät­zun­gen und Akti­ons­vor­schlä­ge ver­dank­ten sie vor allem den Stel­lung­nah­men Trotzkis.

Von sei­nem tür­ki­schen Exil in Prin­ki­po aus ver­stand er es wie kein Zwei­ter, immer wie­der über­zeu­gen­de, aktua­li­sier­te Ant­wor­ten auf die „Schick­sals­fra­gen des deut­schen Pro­le­ta­ri­ats“ zu geben. Uner­müd­lich plä­dier­ten Trotz­ki und die Lin­ke Oppo­si­ti­on in einer Viel­zahl von Arti­keln und Bro­schü­ren für die Schaf­fung einer Ein­heits­front der Arbei­te­rIn­nen­be­we­gung gegen die faschis­ti­sche Gefahr.

Faschis­mus­ana­ly­se
Das Anwach­sen der NSDAP war Trotz­ki zufol­ge durch zwei Fak­to­ren bedingt: einer­seits der schar­fen gesell­schaft­li­chen Kri­se und ande­rer­seits der „revo­lu­tio­nä­ren Schwä­che des deut­schen Proletariats“.

Wo sich die „fort­schritt­li­che Klas­se“, also das Pro­le­ta­ri­at, unfä­hig zei­ge, die Macht zu ergrei­fen und Wirt­schaft und Gesell­schaft auf sozia­lis­ti­scher Grund­la­ge neu zu gestal­ten, kön­ne der nie­der­ge­hen­de, ster­ben­de Kapi­ta­lis­mus nur mit­tels der bar­ba­ri­schen Metho­den des Faschis­mus auf­recht erhal­ten werden.

Es sei ver­häng­nis­voll für die Arbei­ter­klas­se, den Unter­schied zwi­schen bür­ger­li­cher Demo­kra­tie und Faschis­mus zu leug­nen oder zu ver­wi­schen. Zwar bezeich­ne­te er bei­de als ledig­lich unter­schied­li­che Arten kapi­ta­lis­ti­scher Herr­schaft. Aber in der bür­ger­lich-par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie sei die Exis­tenz unab­hän­gi­ger pro­le­ta­ri­scher Orga­ni­sa­tio­nen wie poli­ti­scher Par­tei­en und Gewerk­schaf­ten möglich.

Die­se Orga­ni­sa­tio­nen bil­de­ten vom Stand­punkt der Lin­ken Oppo­si­ti­on Kei­me der pro­le­ta­ri­schen Demo­kra­tie im Rah­men der bür­ger­li­chen Demo­kra­tie. Sie waren also für die LO Stütz- punk­te, von denen aus die arbei­ten­de Klas­se den revo­lu­tio­nä­ren Kampf für ihre Inter­es­sen und gegen die Herr­schaft des Kapi­tals füh­ren könnte.

Die Auf­ga­be eines faschis­ti­schen Sys­tems bestehe nicht allein in der Zer­schla­gung und phy­si­schen Ver­nich­tung der „pro­le­ta­ri­schen Vor­hut“, son­dern auch dar­in, die gan­ze Arbei­ter­klas­se im Zustand erzwun­ge­ner Zer­split­te­rung zu hal­ten. Das bedeu­te die Ver­nich­tung aller pro­le­ta­ri­schen Orga­ni- satio­nen und Stütz­punk­te. Der Natio­nal­so­zia­lis­mus wer­de sich nicht auf sein dro­hen­des Ver­nich­tungs­werk in Deutsch­land beschrän­ken, warn­te Trotz­ki. Auch die Sowjet­uni­on müs­se mit einer direk­ten Bedro­hung durch ein faschis­ti­sches Deutsch­land rech­nen. Denn: „Hit­lers Sieg bedeu­tet Krieg gegen (die) U[d]SSR“.

Was tun?
Die poli­ti­sche Schwä­che des Pro­le­ta­ri­ats als zwei­te Ursa­che für das Anwach­sen des Natio­nal­so­zia­lis­mus setz­te sich Trotz­kis Ansicht nach „aus zwei Ele­men­ten zusam­men: aus der beson­de­ren his­to­ri­schen Rol­le der Sozi­al­de­mo­kra­tie, die­ser all­mäch­ti­gen kapi­ta­lis­ti­schen Agen­tur in den Rei­hen des Pro­le­ta­ri­ats, und aus der Unfä­hig­keit der zen­tris­ti­schen Lei­tung der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei, die Arbei­ter unter dem Ban­ner der Revo­lu­ti­on zu vereinigen”.

Die KPD stel­le den „sub­jek­ti­ven Fak­tor“ dar. Hin­ge­gen sei die SPD „ein objek­ti­ves Hin­der­nis, das man hin­weg­räu­men muß“, zumal sie mit ihrer fak­ti­schen Ver­tei­di­gung der Kapi­tal- inter­es­sen „alle Bedin­gun­gen für den Sieg des Faschis­mus vor­be­rei­tet“ habe.

Grund­te­nor sei­ner Schrif­ten war die lei­den­schaft­li­che Auf­for­de­rung an KPD und Kom­in­tern, ihren ver­häng­nis­vol­len Kurs – die Ein­schät­zung der Sozi­al­de­mo­kra­tie als Haupt­feind, die Unter­schät­zung der faschis­ti­schen Gefahr – auf­zu­ge­ben. Denn die­se Poli­tik erlau­be es der SPD – trotz des auch in den Augen brei­ter Mas­sen immer offen­sicht­li­cher wer­den­den Bank­rotts ihrer refor­mis­ti­schen Poli­tik – wei­ter­hin den Groß­teil ihrer Anhän­ge­rIn­nen unter Kon­trol­le zu hal­ten. Statt­des­sen soll­te die KPD zur Ein­heits­front­tak­tik „von oben und von unten“ zurückkehren.

Nach Belgien geflüchtete IKD-Mitglieder (Foto: Gertjan Desmet, „Eine kostbare Kette standhafter Revolutionäre“, De Internationale Kommunisten Deutschlands in Antwerpen en Brussel (1933-1940); in: Journal of Belgian History, XLV, 2015, 2/3, S. 80-119)

Nach Bel­gi­en geflüch­te­te IKD-Mit­glie­der (Foto: Gert­jan Des­met, „Eine kost­ba­re Ket­te stand­haf­ter Revo­lu­tio­nä­re“, De Inter­na­tio­na­le Kom­mu­nis­ten Deutsch­lands in Ant­wer­pen en Brussel (1933-1940); in: Jour­nal of Bel­gi­an Histo­ry, XLV, 2015, 2/3, S. 80-119)

Er war davon über­zeugt, dass die­se das ein­zi­ge Mit­tel sei, um die Arbei­ter­klas­se ver­eint in den Abwehr­kampf gegen den Natio­nal­so­zia­lis­mus zu füh­ren und um brei­te Tei­le der Arbei­ter­schaft dem Ein­fluss der SPD-Füh­rung zu ent­zie­hen. Zudem schaf­fe sie auch die Vor­aus­set­zung, um spä­ter in die Offen­si­ve überzugehen.

Mehr als zuvor sah Trotz­ki die Stär­ke der revo­lu­tio­nä­ren Par­tei wäh­rend der Kri­se des bür­ger­li­chen Regimes im außer­par­la­men­ta­ri­schen Mas­sen­kampf. Nur auf die­sem Gebiet könn­ten ent­schei­den­de Erfol­ge errun­gen und die sozia­le und poli­ti­sche Bedeu­tung des Pro­le­ta­ri­ats voll zur Ent­fal­tung gebracht werden.

Auf­schwung der LO
Auf die Grund­zü­ge der Faschis­mus­ana­ly­se Trotz­kis konn­te sich die VLO von Anfang an stüt­zen. Als mas­sen­wirk­sa­mes Pro­pa­gan­da­mit­tel in Form von Bro­schü­ren und Arti­keln stand sie der Lin­ken Oppo­si­ti­on im Wesent­li­chen jedoch erst ab Herbst 1931 zur Verfügung.

Seit­dem kon­zen­trier­te sich die Füh­rung der LO auf die Her­aus­ga­be und Ver­brei­tung preis­wer­ter Trotz­ki-Bro­schü­ren. Ab Ende 1931 / Anfang 1932 fan­den Trotz­kis in kur­zen Abstän­den ver­fass­te Ana­ly­sen der deut­schen Ent­wick­lung einen wach­sen­den Wider­hall bei Mit­glie­dern von KPD, SPD und Sozia­lis­ti­scher Arbei­ter­par­tei (SAP), ja sogar bei „links­bür­ger­li­chen Kreisen“.

Im Juni 1932 bezif­fer­te Anton Gry­l­e­wicz die Gesamt­auf­la­ge der seit April 1931 her­aus­ge­ge­be­nen Bro­schü­ren auf 67.000, von denen zum dama­li­gen Zeit­punkt 55.000 Exem­pla­re ver­brei­tet wor­den waren.

Appel­le wie der fol­gen­de im inter­nen Mit­tei­lungs­blatt der Reichs­lei­tung waren kei­ne Sel­ten­heit: „Jeder Genos­se muß es sich zur Pflicht machen, min­des­tens 10 Stk. der neu­en Bro­schü­re des Gen. Trotz­ki: ‚Der ein­zi­ge Weg‘ zu verbreiten.“

Seit Anfang 1932 wid­me­te die LO zudem ihrer Monats­zei­tung Per­ma­nen­te Revo­lu­ti­on ver­stärk­te Auf­merk­sam­keit. Ab 1. Janu­ar 1932 erschien sie vier­zehn­tä­gig und schließ­lich ab Ende Juli 1932 als Wochen­zei­tung im Zeitungsformat.

Die Auf­la­ge, die sich seit dem Erschei­nen der ers­ten Aus­ga­be mehr als ver­dop­pelt hat­te, wur­de im August 1932 mit 5.000 Exem­pla­ren pro Num­mer ange­ge­ben. Im Ver­gleich zum Kom­mu­nist stell­te die Per­ma­nen­te Revo­lu­ti­on auf­grund ihres ver­bes­ser­ten Inhalts und des häu­fi­ge­ren Erschei­nens sicher­lich einen Fort­schritt dar. Die Zei­tung und die Bro­schü­ren Trotz­kis waren das eigent­li­che Bin­de­glied der LO.

Die pro­pa­gan­dis­ti­schen Anstren­gun­gen der Lin­ken Oppo­si­ti­on erhöh­ten den Ein­fluss ihrer Ideen in einem Aus­maß, das im Ver­hält­nis zur Grö­ße der Orga­ni­sa­ti­on bedeu­tend war. In Dis­kre­panz dazu befand sich die orga­ni­sa­to­ri­sche Ent­wick­lung der LO, wenn auch seit Ende 1931 ein deut­li­ches Wachs­tum und die Grün­dung neu­er Orts­grup­pen zu ver­zeich­nen waren.

Der Lin­ken Oppo­si­ti­on gehör­ten sowohl win­zi­ge Pro­pa­gan­da-Stütz­punk­te als auch eini­ge weni­ge, aber ört­lich rela­tiv ein­fluss­rei­che Grup­pen in klei­ne­ren Städ­ten wie Bruch­sal, Ora­ni­en­burg oder Dins­la­ken an.

Dem zum grö­ße­ren Teil aus älte­ren Kadern bestehen­den Kern der LO schlos­sen sich seit Ende 1931 vor allem jün­ge­re, das heißt 18- bis 35-jäh­ri­ge Men­schen an. Trotz ihrer Jugend waren sie meist schon meh­re­re Jah­re Mit­glie­der, teil­wei­se auch Funk­tio­nä­rIn­nen der KPD oder des Kom­mu­nis­ti­schen Jugend­ver­ban­des (KJV) gewesen.

Von ihrer sozia­len Zusam­men­set­zung her war die LO im Gegen­satz zu der auch heu­te noch ver­brei­te­ten Legen­de des „intel­lek­tu­el­len Trotz­kis­mus“ eine Orga­ni­sa­ti­on von Arbei­te­rIn­nen. Ledig­lich in Uni­ver­si­täts­städ­ten wie Ber­lin oder Leip­zig waren Stu­den­tIn­nen stär­ker vertreten.

Ins­ge­samt dürf­te die Lin­ke Oppo­si­ti­on Ende 1932 unge­fähr 600 Mit­glie­der in 44 Orts­grup­pen und Stütz­punk­ten gezählt haben. Die Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tur der LO ori­en­tier­te sich an den ursprüng­li­chen Prin­zi­pi­en des demo­kra­ti­schen Zentralismus.

Die Lei­tung einer Orts­grup­pe wur­de von der ört­li­chen Mit­glie­der­ver­samm­lung gewählt. Sofern regio­nal eine grö­ße­re Anzahl funk­ti­ons­fä­hi­ger Orts­grup­pen der LO ange­hör­ten, kon­sti­tu­ier­ten sie sich auf einer Bezirks­kon­fe­renz zu einem Bezirk und wähl­ten sich eine Bezirks­lei­tung. Außer dem bereits 1930 geschaf­fe­nen Bezirk Sach­sen ent­stan­den bis Anfang 1932 wei­te­re Bezir­ke unter ande­rem Rhein-Ruhr, Ber­lin-Bran­den­burg, Was­ser­kan­te und Südwest.

Die Reichs­kon­fe­renz, auf der die Orts­grup­pen durch Dele­gier­te ver­tre­ten waren, wähl­te das Füh­rungs­or­gan der LO, die 16-köp­fi­ge Reichs­lei­tung. Eine sie­ben­köp­fi­ge Redak­ti­ons­kom­mis­si­on besorg­te die Her­aus­ga­be der Per­ma­nen­ten Revo­lu­ti­on.

Ein­heits­front in Bruchsal …
Rich­ten wir an die­ser Stel­le unser Augen­merk auf die nord­ba­di­sche Klein­stadt Bruch­sal. Denn dort befand sich die mit 100 Mit­glie­dern stärks­te loka­le Orga­ni­sa­ti­on der LO.

Sehr zum Ärger der füh­ren­den badi­schen KPD-Funk­tio­nä­re stell­ten die „Trotz­kis­ten“ dort die ein­zi­ge kom­mu­nis­ti­sche Kraft dar. Alle Ver­su­che der KPD-Büro­kra­tie, die Bruch­sa­ler LO um Paul Speck zu „liqui­die­ren“, schei­ter­ten an deren star­ker Ver­an­ke­rung in der Bruch­sa­ler Arbei­te­rIn­nenn­schaft. Die Lin­ke Oppo­si­ti­on spiel­te eine füh­ren­de Rol­le in den ört­li­chen Gewerk­schaf­ten und der Arbeitersportbewegung.

Permanente Revolution, Zeitung der ILO (Foto: Privatarchiv)

Per­ma­nen­te Revo­lu­ti­on, Zei­tung der ILO (Foto: Privatarchiv)

Bei den badi­schen Kom­mu­nal­wah­len erhiel­ten die Bruch­sa­ler Links­op­po­si­tio­nel­len 889 Stim­men und damit neun Gemein­de­rats­sit­ze. Im Gemein­de­par­la­ment setz­ten sich die Ver­tre­ter der LO vor allem für die Inter­es­sen der Erwerbs­lo­sen ein.

Auf Initia­ti­ve der Bruch­sa­ler LO gelang es gegen den anfäng­li­chen Wider­stand der ört­li­chen SPD-Füh­rung, im Okto­ber 1931 einen pari­tä­ti­schen Akti­ons­aus­schuss aus LO, SPD, Gewerk­schaf­ten und ande­ren pro­le­ta­ri­schen Orga­ni­sa­tio­nen zu bilden.

Zu Ver­samm­lun­gen gegen Lohn­ab­bau und Faschis­mus konn­te der Akti­ons­aus­schuss jeweils weit über 1.000 Men­schen mobi­li­sie­ren. Das star­ke Wachs­tum der Bruch­sa­ler LO-Grup­pe und ihr Ein­fluss in den umlie­gen­den Ort­schaf­ten Forst, Brett­en und Hei­dels­heim ver­dank­te sie nicht zuletzt die­sen Bemühungen.

Offen­sicht­lich auf Anwei­sung einer höhe­ren Par­tei­in­stanz ver­ließ die SPD 1932 das Ein­heits­ko­mi­tee. Die „bewuss­te Spren­gungs­po­li­tik“ des ört­li­chen SPD-Füh­rers, so mein­te die Bruch­sa­ler Lin­ke Oppo­si­ti­on, sei dadurch erleich­tert wor­den, dass ihre Ein­heits­front­po­li­tik nicht über Bruch­sal hin­aus ver­wirk­licht wor­den war.

Trotz die­ses Rück­schlags konn­te die Bruch­sa­ler LO ihren poli­ti­schen Ein­fluss aus­wei­ten. Bei den Reichs­tags­wah­len am 31. Juli 1932 erhielt die LO für die KPD 1.000 Stim­men, die SPD ledig­lich 500 Stim­men. In sei­ner Bro­schü­re Was nun? nann­te Trotz­ki Bruch­sal „trotz der beschei­de­nen Aus­ma­ße ein Vor­bild für das gan­ze Land“.

… und in Oranienburg
Eine ande­re rela­tiv ein­fluss­rei­che Orts­grup­pe der Lin­ken Oppo­si­ti­on befand sich in Oranienburg.

Die KPD schloss dort am 8. Janu­ar 1932 Hel­mut Schnee­weiß, den ört­li­chen Lei­ter des Kampf­bun­des gegen den Faschis­mus wegen angeb­li­cher Zuge­hö­rig­keit zur LO aus. Die KPD zog damit einen Schluss­strich unter die schon län­ge­re Zeit schwe­len­den Dif­fe­ren­zen in der Ein­heits­front­fra­ge. 56 wei­te­re Mit­glie­der des Kampf­bun­des, die sich mit Schnee­weiß soli­da­ri­siert hat­ten, wur­den eben­falls ausgeschlossen.

Mit ent­schei­dend für den Über­tritt der Ora­ni­en­bur­ger Dis­si­den­tIn­nen zur Lin­ken Oppo­si­ti­on war die poli­ti­sche Anzie­hungs­kraft der Schrif­ten Trotz­kis. Die neue LO-Grup­pe und der Pro­le­ta­ri­sche Selbst­schutz Ora­ni­en­burg, einer Nach­fol­ge­or­ga­ni­sa­ti­on des Kampf­bun­des, waren per­so­nell weit­ge­hend deckungsgleich.

Dank die­ser fast 100 Arbei­te­rIn­nen und Erwerbs­lo­se umfas­sen­den Orga­ni­sa­ti­on stell­te die Ora­ni­en­bur­ger LO einen für die ört­li­chen Ver­hält­nis­se beacht­li­chen poli­ti­schen Fak­tor dar. Sie wur­de sofort im Sin­ne der Ein­heits­front­be­stre­bun­gen der LO aktiv.

Das Arbei­ter-Mai-Komi­tee, ein Bünd­nis aus LO bzw. Pro­le­ta­ri­schem Selbst­schutz und SPD orga­ni­sier­te 1932 eine erfolg­rei­che 1. Mai-Demons­tra­ti­on. Es zeig­te der­art deut­lich die iso­lie­ren­den Fol­gen der ultra­lin­ken KPD-Poli­tik auf, dass die KPD sich kur­ze Zeit spä­ter gezwun­gen sah, dem in Arbei­ter-Kampf­ko­mi­tee umbe­nann­ten Ein­heits­front­or­gan beizutreten.

Das aus je fünf Ver­tre­te­rIn­nen von LO, SPD und KPD zusam­men­ge­setz­te Komi­tee ent­fal­te­te eine inten­si­ve Akti­vi­tät. Außer der Ver­an­stal­tung meh­re­rer anti­fa­schis­ti­scher Kund­ge­bun­gen und der Schaf­fung von Arbei­ter­schutz­staf­feln wid­me­te es der koor­di­nier­ten Betriebs- und Erwerbs­lo­sen­ar­beit beson­de­re Aufmerksamkeit.

Ähn­lich wie in Bruch­sal übte die Ora­ni­en­bur­ger Ein­heits­front­be­we­gung einen star­ken Ein­fluss auf die umlie­gen­den Ort­schaf­ten aus. Auch dort ent­stan­den Ein­heits­front­ko­mi­tees und Selbst­schutz-Orga­ni­sa­tio­nen der ArbeiterInnenschaft.

In ver­schie­de­nen ande­ren Städ­ten ergriff die LO die Initia­ti­ve zur Bil­dung loka­ler Ein­heits­front­aus­schüs­se. Meist schei­ter­ten die­se Bestre­bun­gen jedoch schon im Anfangs­sta­di­um, weil die LO dort zu schwach war, um den Wider­stand sozi­al­de­mo­kra­ti­scher und sta­li­nis­ti­scher Funk­tio­nä­re zu brechen.

Letz­te Warnung
Anfang Janu­ar 1933 schlug die Per­ma­nen­te Revo­lu­ti­on erneut Alarm: „1933 [wird] das Jahr der Ent­schei­dung sein“. (Per­ma­nen­te Revo­lu­ti­on, 3. Jg., Nr. 1, 1. Janu­ar­wo­che 1933.) Die Ernen­nung Hit­lers zum Reichs­kanz­ler stell­te für die Lin­ke Oppo­si­ti­on das Ende der Epo­che der „bona­par­tis­ti­schen“ Über­gangs­re­gimes dar, der mit dik­ta­to­ri­schen Voll­mach­ten aus­ge­stat­te­ten Regie­run­gen Papen und Schleicher.

Eini­ge Tage nach Hit­lers Ernen­nung zum Reichs­kanz­ler am 30. Janu­ar 1933 lie­fer­te Leo Sedow von Ber­lin aus sei­nem Vater und Genos­sen Leo Trotz­ki eine ernüch­tern­de Beschrei­bung der Lage: „Was wir durch­le­ben ähnelt einer Aus­lie­fe­rung der Arbei­ter­klas­se an den Faschis­mus […] An der Spit­ze Unent­schlos­sen­heit, nie­mand weiß, was er tun soll; an der Basis kein Ver­trau­en in unse­re eige­nen Kräf­te. […] Wenn jetzt nicht eine ent­schlos­se­ne Akti­on geschieht […], ist eine schreck­li­che Nie­der­la­ge unver­meid­lich. Die­se Akti­on […] ist […] mei­ner Mei­nung nach nicht mehr sehr wahr­schein­lich.“ (Leo Sedow, 05.02.1933, zit. nach Pierre Broué, Trotz­ki, Köln o. J. [2003], S. 880.)

Noch ein letz­tes Mal warn­te die Per­ma­nen­te Revo­lu­ti­on: „Hit­lers Pro­gramm ist die völ­li­ge Zer­schla­gung aller poli­ti­schen und gewerk­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen der Arbei­ter­schaft, um den Weg für eine noch unge­heu­er­li­che­re Ver­elen­dung der Arbei­ter­schaft zu öff­nen. Sein außen­po­li­ti­sches Ziel ist der Krieg mit Sowjet­ruß­land.“ (Per­ma­nen­te Revo­lu­ti­on, 3. Jg., Nr. 5, 1. Febru­ar­wo­che 1933, Her­vor­he­bun­gen im Original.)

In die­ser poli­tisch ent­schei­den­den Situa­ti­on orga­ni­sier­te die GPU eine erneu­te Spal­tung der Lin­ken Oppo­si­ti­on. Bereits im Herbst 1932 hat­ten Roman Well und sein Bru­der Adolf Sen­in durch eine erneu­te Ver­schär­fung der orga­ni­sa­ti­ons­in­ter­nen Debat­te die­sen Schritt vorbereitet.

Es war kein Zufall, dass dies fast zeit­gleich zu Trotz­kis Rei­se nach Kopen­ha­gen im Novem­ber 1932 und der dor­ti­gen inof­fi­zi­el­len Kon­fe­renz der Inter­na­tio­na­len Lin­ken Oppo­si­ti­on geschah.

In der zwei­ten Janu­ar-Hälf­te 1933 ver­such­ten Well und Kon­sor­ten der Arbei­te­rIn­nen­öf­fent­lich­keit mit einer gefälsch­ten Aus­ga­be der Per­ma­nen­ten Revo­lu­ti­on weis­zu­ma­chen, dass die Mehr­heit der LO poli­tisch und orga­ni­sa­to­risch mit Trotz­ki und der ILO gebro­chen habe. Sowohl die Rote Fah­ne der KPD als auch das Kom­in­tern-Organ Inpre­korr ver­brei­te­ten umge­hend die Mel­dung vom „Zusam­men­bruch der deut­schen Trotz­ki-Grup­pe“. Davon konn­te jedoch kei­ne Rede sein. Es gelang der GPU mit die­sem Coup ledig­lich, etwa 35 Mit­glie­der von der LO abzuspalten.

Bezeich­nen­der­wei­se kom­men­tier­ten ande­re lin­ke Orga­ni­sa­tio­nen wie SAP, KPO, Lenin­bund und die Land­au-Grup­pe mit unver­hoh­le­ner Befrie­di­gung die Spaltung.

Zwar fiel es der LO nicht schwer, die absur­den Behaup­tun­gen der sta­li­nis­ti­schen Agen­ten als „bestell­te Arbeit“ zu wider­le­gen. Den­noch muss­te die LO zuge­ben: „Daß sol­che Leu­te so lan­ge in unse­ren Rei­hen weil­ten, ist sicher Aus­druck unse­rer Schwäche.“

Wider­stand und Emigration
Die Macht­über­ga­be an Hit­ler und die Errich­tung der Nazi-Dik­ta­tur mar­kier­te für Trotz­ki die „bedeu­tends­te Nie­der­la­ge in der Geschich­te der Arbei­ter­klas­se“. Erneut hat­te die Lin­ke Oppo­si­ti­on im Wett­lauf mit der poli­ti­schen Ent­wick­lung wich­ti­ge Zeit ver­lo­ren: Auf­grund der Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit der Well-Grup­pe konn­te die ursprüng­lich für Ende Janu­ar 1933 geplan­te Reichs­kon­fe­renz der LO erst in der Ille­ga­li­tät stattfinden.

Unser Wort - Zeitung der IKD (Foto: Privatarchiv)

Unser Wort - Zei­tung der IKD (Foto: Privatarchiv)

Am 11. und 12. März 1933 tra­fen sich Dele­gier­te der Orts­grup­pen, Ver­tre­ter der Reichs­lei­tung und der ILO in Leip­zig, um die neue Situa­ti­on zu ana­ly­sie­ren. Haupt­auf­ga­be sei es, den Wider­stand der Arbei­ter­klas­se zu orga­ni­sie­ren, den Auf­bau einer neu­en Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei lehn­te die Kon­fe­renz noch ab.

Zwar glaub­te sich die Lin­ke Oppo­si­ti­on im Rah­men ihrer Mög­lich­kei­ten gut auf die Ille­ga­li­tät vor­be­rei­tet, aber sie muss­te bereits in den ers­ten Mona­ten der NS-Dik­ta­tur zahl­rei­che Ver­haf­tun­gen vor allem in den ört­lich bekann­ten Grup­pen hin­neh­men (Bruch­sal, Ora­ni­en­burg, West­deutsch­land, Leipzig …).

Schon nach Papens Staats­streich am 20. Juli 1932 hat­te die LO auf Beschluss der Reichs­lei­tung mit der Vor­be­rei­tung auf die Ille­ga­li­tät begon­nen. Die Orts­grup­pen waren in klei­ne, drei bis fünf Per­so­nen umfas­sen­de Grup­pen auf­ge­teilt wor­den. Die­se wähl­ten jeweils eine Lei­tungs­per­son, die zusam­men mit den ande­ren auf Orts­ebe­ne eine soge­nann­te Fün­fer­grup­pe bil­de­te. Die­se wie­der­um wähl­te eine Kon­takt­per­son zur Bezirks­lei­tung bzw. direkt zur Reichsleitung.

Durch die­se Maß­nah­men soll­te die LO bes­ser vor dem Zugriff staat­li­cher Repres­si­ons­or­ga­ne geschützt wer­den. Trotz der gerin­gen Grö­ße und der spär­li­chen mate­ri­el­len Res­sour­cen der Lin­ken Oppo­si­ti­on dür­fen ihre orga­ni­sa­to­ri­schen und pro­pa­gan­dis­ti­schen Anstren­gun­gen im Wider­stand nicht unter­schätzt werden.

Die Zuge­hö­rig­keit zur Inter­na­tio­na­len Lin­ken Oppo­si­ti­on erwies sich erneut als gro­ßer poli­ti­scher und orga­ni­sa­to­ri­scher Vor­teil. Sie mil­der­te anfangs die Pro­ble­me, die aus der zwangs­läu­fi­gen Tren­nung in eine im Unter­grund arbei­ten­de Inlands- und eine im Exil akti­ve Aus­lands­or­ga­ni­sa­ti­on resultierten.

Es war des­halb auch kein Zufall, dass Unser Wort, die neue Zei­tung der LO, schon ab Mit­te März 1933 in Prag her­aus­ge­ge­ben wer­den konn­te. Unser Wort war nicht nur eine der ers­ten Zeit­schrif­ten der ille­ga­len deut­schen Oppo­si­ti­on gegen die Nazis, sie war auch eine der Publi­ka­tio­nen, die am längs­ten über­leb­te.. Ihre letz­te Aus­ga­be erschien im Som­mer 1941 in New York.

Ins­ge­samt flüch­te­ten zunächst etwa 50 Mit­glie­der der Lin­ken Oppo­si­ti­on ins Aus­land. Nicht nur in Prag, son­dern auch in Paris, Ams­ter­dam, Ant­wer­pen, Basel, Wien, Rei­chen­berg, Kopen­ha­gen und Lon­don ent­stan­den Grup­pen und Stütz­punk­te. Sie betreu­ten von dort aus den jeweils geo­gra­phisch benach­bar­ten Inlands­be­zirk. So war zum Bei­spiel die Ams­ter­da­mer Grup­pe für die west­deut­sche LO zuständig.

Im Som­mer 1933 wur­de Paris als Sitz des Aus­lands­ko­mi­tees (AK) bestimmt. Das Aus­lands­ko­mi­tee stell­te die offi­zi­el­le Füh­rung der LO dar. Aller­dings war die Ver­bin­dung zwi­schen Exil- und Inlands­grup­pen sehr fra­gil. Wege und Mög­lich­kei­ten der Kom­mu­ni­ka­ti­on und des Mate­ri­al­trans­ports muss­ten erst müh­sam gefun­den, wei­ter­ent­wi­ckelt und oft neu her­ge­stellt werden.

Obwohl die Gesta­po die Kon­tak­te mit dem Aus­land immer wie­der unter­bre­chen konn­te, besa­ßen die meis­ten Inlands­grup­pen zunächst aus­rei­chen­de tech­ni­sche und poli­ti­sche Res­sour­cen, um eigen­stän­dig arbei­ten zu können.

Neben ille­gal hek­to­gra­phier­ten Flug­blät­tern und Zeit­schrif­ten (wie Das ande­re Deutsch­land, Der Vor­trupp, Die kri­ti­sche Par­tei­stim­me, Der Rote Kurier) konn­te sich der Wider­stand auf das Zen­tral­or­gan Unser Wort stüt­zen. Es wur­de nach Deutsch­land ein­ge­schmug­gelt und bei­spiels­wei­se in Ber­lin vervielfältigt.

Wie Oskar Hip­pe, ein füh­ren­des Mit­glied der Grup­pe berich­te­te, stell­te die Ber­li­ner LO etwa 300 bis 400 klein­for­ma­ti­ge Foto­ab­zü­ge von jeder Zei­tungs­sei­te her und ver­kauf­te die Repro­duk­tio­nen zusam­men mit einem ein­fa­chen Ver­grö­ße­rungs­glas der Waren­haus­ket­te Wool­worth an inter­es­sier­te Kontakte.

Kurs auf eine neue Partei
Offen­sicht­lich konn­te die LO in den ers­ten Mona­ten der Nazi-Dik­ta­tur die durch Ver­haf­tun­gen ent­stan­de­nen Lücken teil­wei­se wie­der schlie­ßen. Sie ver­moch­te sogar kurz­zei­tig, neue Kräf­te vor allem aus SPD und KPD zu gewin­nen. Dadurch war trotz des NS-Ter­rors die Funk­ti­ons­fä­hig­keit der LO zunächst rela­tiv gut gesi­chert, aber die poli­ti­sche Ver­stän­di­gung über die neue Lage stand noch aus.

Zur glei­chen Zeit, als die Mehr­heit der LO auf ihrer Reichs­kon­fe­renz den Kurs auf eine neue Par­tei ablehn­te, hat­te Trotz­ki für die Vor­be­rei­tung einer neu­en Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei plä­diert. Die kampf­lo­se Nie­der­la­ge der KPD im Früh­jahr 1933, die er mit der poli­ti­schen Kapi­tu­la­ti­on der SPD zu Beginn des Ers­ten Welt­kriegs ver­glich, bedeu­te ihr Ende als revo­lu­tio­nä­re Partei.

LO-Broschüre von 1932 (Foto: Privatarchiv)

LO-Bro­schü­re von 1932 (Foto: Privatarchiv)

Für die Inter­na­tio­na­le Lin­ke Oppo­si­ti­on stand nun nicht mehr die bis­her ange­streb­te „Reform“ der Kom­in­tern, son­dern der Auf­bau einer neu­en, kei­nes­wegs als „trotz­kis­tisch“ ver­stan­de­nen Inter­na­tio­na­le auf der Tagesordnung.

Der Bruch der ILO mit ihrer bis­he­ri­gen Ori­en­tie­rung und die Wen­de zum Auf­bau neu­er revo­lu­tio­nä­rer Par­tei­en und einer neu­en Inter­na­tio­na­le führ­te zu Namens­än­de­run­gen. Seit Herbst 1933 nann­te sich die LO Inter­na­tio­na­le Kom­mu­nis­ten Deutsch­lands (IKD), die ILO hieß seit­dem Liga der Kom­mu­nis­ten-Inter­na­tio­na­lis­ten (LKI).

In die­ser Pha­se war die SAP ein enger Bünd­nis­part­ner. Aber noch bevor die dama­li­gen Ver­ei­ni­gungs­ver­hand­lun­gen zwi­schen SAP und ILO/LKI bzw. SAP und LO/IKD end­gül­tig schei­ter­ten, leg­te das Aus­lands­ko­mi­tee der LO/IKD mehr Wert als bis­her dar­auf, die eige­ne Orga­ni­sa­ti­on in der Öffent­lich­keit herauszustellen.

So erreg­ten die Über­trit­te der ehe­ma­li­gen KPD-Reichs­tags­ab­ge­or­den­ten Maria Ree­se sowie der pro­mi­nen­ten Alt­kom­mu­nis­ten Karl Fried­berg (d. i. Karl Retz­law) und Erich Wol­len­berg zur IKD eini­ges Aufsehen.

Ent­schei­den­de Schläge
Abge­se­hen von den schwe­ren Ver­lus­ten in den ers­ten Mona­ten nach der Macht­über­ga­be an die Nazis war die Lin­ke Oppo­si­ti­on und spä­te­re IKD zunächst weit­ge­hend vor wei­te­ren Ver­haf­tun­gen ver­schont geblieben.

Aber von Novem­ber 1935 bis Ende 1936 – im Lau­fe eines Jah­res – waren die Struk­tu­ren des inner­deut­schen IKD prak­tisch zer­schla­gen wor­den. Nach die­ser Ver­haf­tungs­wel­le ver­füg­te die IKD seit Anfang 1937 nur noch über zwei intak­te Grup­pen, die eine in Ber­lin-Char­lot­ten­burg, die ande­re in Dres­den. In wei­te­ren Städ­ten stan­den ledig­lich ein­zel­ne Mit­glie­der noch in Kon­takt mit dem Auslandskomitee.

Die Ver­haf­te­ten muss­ten teil­wei­se eine mehr­jäh­ri­ge Unter­su­chungs­haft ertra­gen, wäh­rend der die Gesta­po durch Fol­te­rung wei­te­re Infor­ma­tio­nen über die IKD zu erpres­sen ver­such­te. Die Ankla­gen wegen „Vor­be­rei­tung des Hoch­ver­rats“ dien­ten als Grund­la­ge für die Ver­hän­gung meist hoher Gefäng­nis- oder Zuchthausstrafen.

Für vie­le Opfer der NS-Jus­tiz war nach der Ver­bü­ßung ihrer Haft­stra­fen der Lei­dens­weg nicht been­det. Vor allem die Wider­stands­kämp­fe­rIn­nen, die die Gesta­po als Lei­tungs­mit­glie­der der IKD iden­ti­fi­zie­ren konn­te, wur­den danach in Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger in „Schutz­haft“ überführt.

Eine nicht bekann­te Zahl von links­op­po­si­tio­nel­len Kom­mu­nis­ten wur­de in der Gefan­gen­schaft durch Nazis ermor­det, teil­wei­se wie im Fal­le Wer­ner Scholems mit Unter­stüt­zung von Sta­li­nis­ten. Vie­le der Ver­ur­teil­ten muss­ten wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs im Straf­ba­tail­lon 999 Kriegs­dienst leis­ten. Nach Schät­zung des Aus­lands­ko­mi­tees waren 1940 min­des­tens 150 IKD-Mit­glie­der Gefan­ge­ne des Regimes.

Ver­such einer Bilanz
Wel­ches Resü­mee kön­nen wir zie­hen? Die ers­ten drei Jah­re des orga­ni­sier­ten deut­schen „Trotz­kis­mus“ waren geprägt von der schar­fen Kri­se der Arbei­te­rIn­nen­be­we­gung. Anfang 1933 schlu­gen die Nazis die deut­sche Arbei­te­rIn­nen­be­we­gung vernichtend.

Ausschnitt aus Diego Riveras Fresko „Der Mensch am Scheideweg / Der Mensch kontrolliert das Universum“, 1934, Museo del Palacio de Bellas Artes, Mexiko-Stadt (Foto:Privat)

Aus­schnitt aus Die­go Rive­ras Fres­ko „Der Mensch am Schei­de­weg / Der Mensch kon­trol­liert das Uni­ver­sum“, 1934, Museo del Pala­cio de Bel­las Artes, Mexi­ko-Stadt (Foto:Privat)

Das poli­ti­sche Ver­sa­gen der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen II. und der sta­li­nis­ti­schen III. Inter­na­tio­na­le (Kom­in­tern) war offen­kun­dig gewor­den. Die bedeu­tends­te sozi­al­de­mo­kra­ti­sche und die größ­te kom­mu­nis­ti­schen Par­tei der dama­li­gen kapi­ta­lis­ti­schen Welt woll­ten kei­ne Ein­heits­front gegen den Faschis­mus bil­den. Auch die deut­schen Gewerk­schaf­ten hat­ten kampf­los kapituliert.

SPD und KPD hat­ten die poli­ti­sche Spal­tun­gund Läh­mung der Arbei­ter­be­we­gung zu ver­ant­wor­ten, die direkt in die ver­hee­ren­de Kapi­tu­la­ti­on von 1933 führ­te. Sie ermög­lich­te nicht nur die blu­ti­ge faschis­ti­sche Dik­ta­tur, son­dern auch den Tri­umph des sta­li­nis­ti­schen Terrorregimes.

Dies war eine his­to­ri­sche Nie­der­la­ge, die bis heu­te nachwirkt.

Die Lin­ke Oppo­si­ti­on konn­te die­se kata­stro­pha­len Ent­wick­lun­gen nicht ver­hin­dern, aber sie skiz­zier­te eine rea­lis­ti­sche Alter­na­ti­ve zum ideo­lo­gisch begrün­de­ten Ver­sa­gen der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen und sta­li­nis­ti­schen Par­tei-Füh­run­gen. Eine Alter­na­ti­ve, deren Grund­ge­dan­ken auch für den heu­ti­gen Kampf gegen den Faschis­mus und des­sen kapi­ta­lis­ti­schen Nähr­bo­den sehr aktu­ell sind.

Die Geschich­te von LO (und IKD) ist ein kon­kre­ter Beleg für die oft unter­schätz­te oder gar miss­ach­te­te Funk­ti­on klei­ner Orga­ni­sa­tio­nen. Zum einen als sen­si­ble Seis­mo­gra­phen sich ankün­di­gen­der gesell­schaft­li­cher und poli­ti­scher Ver­än­de­run­gen. Zum ande­ren als Zen­tren prak­ti­schen poli­ti­schen Wider­stands, der kei­nen Ver­gleich zur Wirk­sam­keit von par­la­men­ta­risch ori­en­tier­ten und büro­kra­ti­sier­ten Mas­sen­par­tei­en zu scheu­en braucht.

Der muti­ge und selbst­lo­se Ein­satz hun­der­ter Genos­sin­nen und Genos­sen von LO und IKD gegen die Bar­ba­rei ist vor dem Ver­ges­sen zu bewahren.


*[Die­ser Text ist die über­ar­bei­te­te Fas­sung eines Refe­rats des Autors auf der Gel­sen­kir­che­ner Tagung zum Wider­stand lin­ker Klein­or­ga­ni­sa­tio­nen gegen den Natio­nal­so­zia­lis­mus am 28. Febru­ar 2004. Unge­kürzt ist es in Inpre­korr, Nr. 396/397 von November/Dezember 2004 ver­öf­fent­licht worden.
Soweit nicht anders ange­ge­ben beruht die Dar­stel­lung auf Wolf­gang Alles, Zur Poli­tik und Geschich­te der deut­schen Trotz­kis­ten ab 1930, Köln 1994 (2. Auf­la­ge). Alle Zita­te ohne Quel­len­an­ga­be sind die­ser Unter­su­chung entnommen.]

Theo­rie­bei­la­ge Avan­ti² Rhein-Neckar März 2020
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