Vor ein­hun­dert Jahren

Meu­te­rei vor Wilhelmshaven

 

M. G.

Ende Okto­ber 1918 soll­te auf Befehl der deut­schen Admi­ra­li­tät die kai­ser­li­che Kriegs­ma­ri­ne in Abstim­mung mit der Obers­ten Hee­res­lei­tung zu einem letz­ten gro­ßen See­ge­fecht gegen über­le­ge­ne bri­ti­sche Ver­bän­de aus­lau­fen. Mit die­sem eigen­mäch­ti­gen Vor­ge­hen woll­te sie die bereits lau­fen­den Vor­ver­hand­lun­gen der Kriegs­par­tei­en zu einem Waf­fen­still­stand torpedieren.

Letz­te­res gelang den reak­tio­nä­ren Mili­tärs zwar, aber gleich­zei­tig pro­vo­zier­ten sie den Wider­stand der kriegs­mü­den deut­schen Matro­sen in Wil­helms­ha­ven – mit uner­war­te­ten Folgen.

Soldatenrat an Bord des Linienschiffs Prinzregent Luitpold

(Sol­da­ten­rat an Bord des Lini­en­schiffs Prinz­re­gent Luit­pold. Foto: Bun­des­ar­chiv Bild 183-J0908-0600-002, Novem­ber­re­vo­lu­ti­on. CC BY-SA 3.0 de.)

Am spä­ten Abend des 29. Okto­ber 1918 gab es dort gegen 22:00 Uhr Mel­dun­gen von „Aus­schrei­tun­gen“ auf den Kriegs­schif­fen KÖNIG, MARKGRAF und KRONPRINZ WILHELM, auf den Klei­nen Kreu­zern REGENSBURG und STRAß­BURG sowie auf dem Lini­en­schiff NASSAU. Die Mann­schaf­ten wehr­ten sich gegen den ihnen zuge­dach­ten „Hel­den­tod“. 

Die­se Meu­te­rei war der Fun­ke, der einen Umsturz aus­lös­te – die Novem­ber­re­vo­lu­ti­on. Das III. Geschwa­der der Kriegs­ma­ri­ne, das als Haupt­un­ru­he­herd galt, wur­de nach Kiel beor­dert. Eini­ge Matro­sen und Hei­zer wur­den als „Rädels­füh­rer“ verhaftet.

Aber die Repres­si­on kam zu spät. Die Rebel­li­on der See­leu­te griff in Kiel auf das Fest­land über. Die Arbei­te­rIn­nen­klas­se trat an die Sei­te der Matro­sen, und der Auf­stand brei­te­te sich Anfang Novem­ber in weni­gen Tagen im gan­zen Reich aus. In allen grö­ße­ren Städ­ten kam es zur Bil­dung von Arbei­ter- und Sol­da­ten­rä­ten. Die muti­gen Matro­sen von Wil­helms­ha­ven aber waren die Vor­hut der Novemberrevolution.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Okto­ber 2018
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