Zum Geden­ken an Alain Kri­vi­ne (1941 – 2022)

W.A.

Am 12. März 2022 ist unser Genos­se Alain Kri­vi­ne im Alter von 80 Jah­ren in Paris gestorben.

Alain Krivine am 15. November 2014 in Paris (Foto: Photothèque Rouge / MILO).

Alain Kri­vi­ne am 15. Novem­ber 2014 in Paris (Foto: Pho­to­t­hè­que Rouge / MILO).

Alain erblickt wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs als Sohn einer Fami­lie ukrai­ni­scher Juden in Paris das Licht der Welt. Mit 17 Jah­ren tritt er wie sei­ne vier Brü­der in die Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on der sta­li­nis­ti­schen KPF ein.

Ein Mos­kau-Besuch und sein Enga­ge­ment für die Unab­hän­gig­keit Alge­ri­ens füh­ren zum Bruch mit dem Sta­li­nis­mus. Sei­ne Kri­tik an der KP-Spit­ze beant­wor­tet die­se mit dem Parteiausschluss.

Mit ande­ren Dis­si­den­ten grün­det er im April 1966 die JCR (Revo­lu­tio­när Kom­mu­nis­ti­sche Jugend). Sie spielt bei den Pro­tes­ten gegen den Viet­nam­krieg und bei der Revol­te im Mai 1968 eine füh­ren­de Rolle.

Im Juni 1968 ver­bie­tet die gaul­lis­ti­sche Staats­füh­rung die JCR. Alain wird als pro­mi­nen­tes Mit­glied für eini­ge Wochen inhaftiert.

1969 ist er maß­geb­lich an der Grün­dung der Ligue com­mu­nis­te (Kom­mu­nis­ti­scher Bund, fran­zö­si­sche Sek­ti­on der IV. Inter­na­tio­na­le) betei­ligt. Im sel­ben Jahr (und noch­mals 1974) kan­di­diert er bei den Prä­si­dent- schaftswahlen.

Nach dem von der Ligue im Juni 1973 orga­ni­sier­ten Angriff auf eine faschis­ti­sche Groß­ver­an­stal­tung wird Alain erneut meh­re­re Wochen inhaf­tiert und die Orga­ni­sa­ti­on verboten.

Auch die­ses Mal lässt er sich nicht ein­schüch­tern. Er spielt in der 1974 gegrün­de­ten Nach­fol­ge­or­ga­ni­sa­ti­on LCR eine füh­ren­de Rol­le – und befür­wor­tet 2009 deren Über­gang in die NPA. Er straft alle Lügen, die mei­nen, das revo­lu­tio­nä­re Enga­ge­ment wür­de auch bei ihm mit dem Alt­wer­den erlahmen.

Bei den Euro­pa­wah­len 1999 erringt er sein ein­zi­ges par­la­men­ta­ri­sches Man­dat. Im Gegen­satz zu der auch bei den meis­ten „Lin­ken“ übli­chen Gier auf die üppi­gen „Diä­ten“ eines Par­la­men­ta­ri­ers beschei­det er sich mit dem dama­li­gen Par­tei­lohn von 1.500 Euro.

Alains Leben hat übri­gens, was kaum bekannt ist, auch Bezü­ge zu Mann­heim. Der Grün­dungs­kon­gress der Ligue fin­det an Ostern 1969 getarnt im dor­ti­gen Eich­baum-Stamm­haus in den Qua­dra­ten statt.

Im Juli 2003 betei­ligt sich Alain auf unse­re Ein­la­dung hin an der inter­na­tio­na­len Demo von rund 5.000 Als­tom-Beschäf­tig­ten in Paris. Zudem schickt er in sei­ner Eigen­schaft als revo­lu­tio­nä­rer Euro­pa­ab­ge­ord­ne­ter eine Soli­da­ri­täts­adres­se an den Käfer­ta­ler Betriebs­rat, die die­ser – sehr zum Ärger der Kon­zern­lei­tung – umge­hend der Beleg­schaft bekannt gibt.

In der Mit­tei­lung der NPA zum Abschied von Alain heißt es: „Salut, vieux, et mer­ci pour tout. On con­ti­nue le com­bat!“ Das bedeu­tet auf Deutsch: „Tschüss, Alter, und dan­ke für alles. Wir set­zen den Kampf fort!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar April 2022
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