W.A.
Am 12. März 2022 ist unser Genosse Alain Krivine im Alter von 80 Jahren in Paris gestorben.
Alain erblickt während des Zweiten Weltkriegs als Sohn einer Familie ukrainischer Juden in Paris das Licht der Welt. Mit 17 Jahren tritt er wie seine vier Brüder in die Jugendorganisation der stalinistischen KPF ein.
Ein Moskau-Besuch und sein Engagement für die Unabhängigkeit Algeriens führen zum Bruch mit dem Stalinismus. Seine Kritik an der KP-Spitze beantwortet diese mit dem Parteiausschluss.
Mit anderen Dissidenten gründet er im April 1966 die JCR (Revolutionär Kommunistische Jugend). Sie spielt bei den Protesten gegen den Vietnamkrieg und bei der Revolte im Mai 1968 eine führende Rolle.
Im Juni 1968 verbietet die gaullistische Staatsführung die JCR. Alain wird als prominentes Mitglied für einige Wochen inhaftiert.
1969 ist er maßgeblich an der Gründung der Ligue communiste (Kommunistischer Bund, französische Sektion der IV. Internationale) beteiligt. Im selben Jahr (und nochmals 1974) kandidiert er bei den Präsident- schaftswahlen.
Nach dem von der Ligue im Juni 1973 organisierten Angriff auf eine faschistische Großveranstaltung wird Alain erneut mehrere Wochen inhaftiert und die Organisation verboten.
Auch dieses Mal lässt er sich nicht einschüchtern. Er spielt in der 1974 gegründeten Nachfolgeorganisation LCR eine führende Rolle – und befürwortet 2009 deren Übergang in die NPA. Er straft alle Lügen, die meinen, das revolutionäre Engagement würde auch bei ihm mit dem Altwerden erlahmen.
Bei den Europawahlen 1999 erringt er sein einziges parlamentarisches Mandat. Im Gegensatz zu der auch bei den meisten „Linken“ üblichen Gier auf die üppigen „Diäten“ eines Parlamentariers bescheidet er sich mit dem damaligen Parteilohn von 1.500 Euro.
Alains Leben hat übrigens, was kaum bekannt ist, auch Bezüge zu Mannheim. Der Gründungskongress der Ligue findet an Ostern 1969 getarnt im dortigen Eichbaum-Stammhaus in den Quadraten statt.
Im Juli 2003 beteiligt sich Alain auf unsere Einladung hin an der internationalen Demo von rund 5.000 Alstom-Beschäftigten in Paris. Zudem schickt er in seiner Eigenschaft als revolutionärer Europaabgeordneter eine Solidaritätsadresse an den Käfertaler Betriebsrat, die dieser – sehr zum Ärger der Konzernleitung – umgehend der Belegschaft bekannt gibt.
In der Mitteilung der NPA zum Abschied von Alain heißt es: „Salut, vieux, et merci pour tout. On continue le combat!“ Das bedeutet auf Deutsch: „Tschüss, Alter, und danke für alles. Wir setzen den Kampf fort!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.