W. A.
Am 3. September 1938 wurde die IV. Internationale gegründet. Fünf Jahre hartnäckiger Vorbereitungsarbeit hatten ihr trotz vieler und schwerer Rückschläge den Weg geebnet. 1933 erlitten die deutsche und die internationale ArbeiterInnenbewegung eine vernichtende Niederlage. Die Nazidiktatur konnte errichtet werden. Das historische Versagen der SPD und der sozialdemokratischen II. sowie der KPD und der stalinistischen III. Internationale (Komintern) im Kampf gegen den Faschismus war offenkundig geworden.
Für die am 6. April 1930 formell gegründete Internationale Linke Opposition (und späteren Internationalen Kommunistischen Liga - IKL) stand seitdem nicht mehr die Reform der Komintern, sondern der Aufbau einer neuen revolutionären, keineswegs als „trotzkistisch“ verstandenen Internationale auf der Tagesordnung. 21 Delegierte der IKL-Sektionen aus elf Ländern hatten sich Anfang September 1938 in Périgny, einem kleinen Nest bei Paris, unter strengster Geheimhaltung versammelt. Aber die Vorsichts- maßnahmen nutzten wenig. Anwesend war auch Mark Zborowsky alias Étienne, einer der Geheimagenten Stalins.
Auf Stalins Geheiß sollte die Führung der IV. Internationale vernichtet werden. Nicht zuletzt fielen Leo Trotzki und andere Leitungsmitglieder wie Erwin Wolff, Leo Sedow, Rudolf Klement und Heinz Epe dem Mordplan Stalins und seiner GPU-Killer Ende der 30er und Anfang der 40er Jahre zum Opfer.
Tausende Mitglieder der IV. Internationale wurden in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts politisch verfolgt. In stalinistischen und faschistischen Gefängnissen und Lagern fielen sie dem jeweiligen Staatsterror zum Opfer. Andere waren in parlamentarischen Systemen der Kapitalherrschaft verhaftet worden.
Im Rückblick grenzt die Geburt und das Überleben der jungen Internationale fast an ein Wunder.
Ungeachtet der Unterdrückung durch eine Welt von Todfeinden beanspruchte die neu gegründete Internationale, ein entscheidender Faktor sein zu können. Sie wollte den erwarteten neuen Aufschwung der Weltrevolution nach dem Ende des schon damals vorhersehbaren 2. Weltkrieges mit vorbereiten und anführen.
Mit der Annahme eines „Übergangsprogramms“, sah sich die Organisation für diese enorme Herausforderung inhaltlich gerüstet. Es beinhaltet eine Strategie der Massenmobilisierung, die am aktuellen Bewusstsein der ArbeiterInnenklasse anknüpft. Mit Hilfe von Übergangsforderungen soll nicht nur die Logik des Kapitalismus in Frage gestellt werden, sondern eine Brücke von den aktuellen Kämpfen zur Überwindung des Kapitalismus geschlagen werden.
Dieses Ziel ist durch den Kollaps des Stalinismus, die tiefe Krise der Sozialdemokratie und den vermeintlichen Triumph des Kapitalismus nicht überholt. Im Gegenteil! Gerade heute ist die demokratische und sozialistische Alternative zur Herrschaft des Kapitals aktueller denn je.
(Zur Vertiefung: https://www.inprekorr.de/504-fi-gruend.htm und https://inprekorr.de/504-fi-uebp.htm)