Betriebs­rats­wah­len 2022 – Was tun?“

Gemein­sam enga­gie­ren und organisieren!

H. N.

Am 13. Novem­ber 2021 fand das Herbst­se­mi­nar der ISO Rhein-Neckar statt. Unser The­ma: „Betriebs­rats­wah­len 2022 – Was tun?“ Unter strik­ter Beach­tung des Gesund­heits­schut­zes tra­fen sich Betriebs­rats­mit­glie­der, Ver­trau­ens­leu­te und gewerk­schaft­lich Akti­ve aus sie­ben Betrie­ben. Lei­der konn­ten wir trotz gro­ßer Räum­lich­kei­ten nicht alle Inter­es­sier­ten teil­neh­men las­sen, da die Ein­hal­tung der Abstands­re­geln gewähr­leis­tet wer­den musste.

Herbstseminar am 13. November 2021 in Mannheim. (Foto: Avanti²)

Herbst­se­mi­nar am 13. Novem­ber 2021 in Mann­heim. (Foto: Avanti²)

Die Betriebs­rats­wah­len im Früh­jahr 2022 sind von enor­mer Bedeu­tung. Sie ent­schei­den dar­über, ob es in den nächs­ten Jah­ren gelingt, eine an den Inter­es­sen der Beleg­schaf­ten aus­ge­rich­te­te Betriebs­rats­ar­beit zu ermöglichen.

Unser Semi­nar war in vier Tei­le untergliedert:
• Chan­cen akti­ver BR-Arbeit – Aus­tausch über bei­spiel­haf­te Erfahrungen
• Poli­ti­sche und orga­ni­sa­to­ri­sche Vor­be rei­tung der BR-Wahlen
• Erar­bei­tung eines umsetz­ba­ren Akti onsplans
• Fazit und Verabredungen.

Die bei­den ers­ten Punk­te wur­den mit Refe­ra­ten im Ple­num ein­ge­lei­tet, der drit­te in drei Arbeits­grup­pen dis­ku­tiert. Die Dar­stel­lung der AG-Ergeb­nis­se erfolg­te in der abschlie­ßen­den Schluss­run­de wie­der gemein­sam mit allen Teilnehmenden.

Bei­spiel­haf­ter Kampf
Unser ers­ter Refe­rent ver­mit­tel­te in einem fes­seln­den Vor­trag, war­um das Enga­ge­ment in einem Betriebs­rat trotz der sehr ein­ge­schränk­ten gesetz­li­chen Mit­be­stim­mungs­mög­lich­kei­ten nicht nur not­wen­dig ist, son- dern auch erfolg­reich sein kann.

Am Bei­spiel der Aus­ein­an­der­set­zun­gen um den Ver­kauf der Freu­den­berg Bau­sys­te­me KG in den Jah­ren 2006 und 2007 konn­te er dies über­zeu­gend darstellen.

Betriebs­ver­samm­lun­gen, Demons­tra­tio­nen und eine kon­se­quen­te Tor­blo­cka­de waren die Kampf­mit­tel von Betriebs­rat und Beleg­schaft. Dadurch ver­hin­der­ten sie damals den Ver­kauf an einen direk­ten Kon­kur­ren­ten und einen mas­si­ven Arbeitsplatzabbau.

Die­ser Erfolg war Ergeb­nis eines sys­te­ma­ti­schen Vor­ge­hens. Stra­te­gie und Tak­tik hat­ten sie mit dem har­ten Kern der Akti­ven im Rah­men unse­rer regio­na­len Betriebs- und Gewerk­schafts­grup­pe vorbesprochen.

Die dyna­mi­sche Ent­wick­lung hin zu einem akti­ven Wider­stand gegen die Kon­zern­plä­ne wur­de von den weni­gen klas­sen­kämp­fe­ri­schen Kol­le­gen in Betriebs­rat und Ver­trau­ens­kör­per bewusst ange­sto­ßen und vor­be­rei­tet. So gelang es, das anfäng­li­che Zau­dern des Betriebs­rats zu über­win­den und das Wider­stands­po­ten­zi­al der Beleg­schaft zu entfesseln.

Kämp­fe­ri­sche BR-Arbeit
Die Aus­ein­an­der­set­zung um den Ver­kauf der Bau­sys­te­me KG hat unse­rem Refe­ren­ten zufol­ge gezeigt: „Um erfolg­rei­che Kämp­fe füh­ren zu kön­nen, braucht es Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, die Wil­lens und in der Lage sind, sich aus­schließ­lich für die Inter­es­sen der Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen im Betrieb zu engagieren.“

Gefragt sei­en dabei „kei­ne Ein­zel­kämp­fer“, son­dern „Betriebs­rä­te, die bewusst die Beleg­schaft bei den Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit der Geschäfts­füh­rung ein­be­zie­hen, um dadurch nach­hal­ti­ge Erfol­ge zu errin­gen“. Dies sei auch der bes­te Schutz gegen BR-Mob­bing durch die Geschäfts­lei­tung und ihre Handlanger.

Unse­rem zwei­ten Refe­ren­ten gelang es in her­vor­ra­gen­der Wei­se, die­sen roten Faden auf­zu­grei­fen und wei­ter zu spin­nen: „Wir von der ISO […] set­zen uns ein für eine akti­ve und kämp­fe­ri­sche Betriebs­rats­ar­beit, die sich aus­schließ­lich den Beleg­schafts­in­ter­es­sen ver­pflich­tet fühlt“.

Aller­dings müss­te uns klar sein: „Nicht immer fin­den wir für eine sol­che Posi­ti­on Mehr­hei­ten. Weder im Betriebs­rat, noch in der Gewerk­schaft, noch in der Beleg­schaft. Manch­mal ste­hen wir viel­leicht sogar allei­ne da.“

Das sei aller­dings kein Grund zur Resi­gna­ti­on. Im Gegen­teil: „Dann gilt es zu über­le­gen, wie wir das ändern kön­nen. Die eige­ne Posi­ti­on stär­ken und über Jah­re durch­zu­hal­ten gelingt dabei nur, wenn wir die vor­han­de­nen Mög­lich­kei­ten und unse­re eige­nen Kräf­te nüch­tern und ehr­lich einschätzen.“

Über­prüf­ba­rer Aktionsplan
Um das zu errei­chen sei ein über­prüf­ba­rer Akti­ons­plan mit kon­kre­ten kurz-, mit­tel- und lang­fris­ti­gen Ziel­set­zun­gen erfor­der­lich. Dabei dür­fe aller­dings der Blick nicht auf die Betriebs­rats­ar­beit ver­engt werden.

Es müs­se viel­mehr ein glaub­wür­di­ger poli­ti­scher Klas­sen­stand­punkt ent­wi­ckelt und ver­mit­telt wer­den. Oder anders aus­ge­drückt, es soll­te „immer dar­um gehen, Beschäf­tig­te für ihre Inter­es­sen zu akti­vie­ren und zu organisieren“.

Die­ser Ansatz erfor­de­re Geduld und Kraft. Ent­schei­dend sei­en zwei Aspek­te, die Bil­dung eines sta­bi­len Kerns von Akti­ven im Betrieb und die über­be­trieb­li­che Ver­net­zung mit ande­ren Aktiven.

In den Dis­kus­sio­nen im Ple­num und den drei Arbeits­grup­pen gab es vie­le Nach­fra­gen und enga­gier­te Rede­bei­trä­ge. Die auf dem Semi­nar begon­ne­ne Erar­bei­tung von betrieb­li­chen Akti­ons­plä­nen für die BR-Wah­len 2022 kann in den kom­men­den Wochen abge­schlos­sen werden.

Die sehr posi­ti­ven Bewer­tun­gen unse­rer Tagung durch die teil­neh­men­den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen sehen wir als Bestä­ti­gung unse­rer hart­nä­cki­gen Betriebs- und Gewerk­schafts­ar­beit an. Fort­set­zung folgt!

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Dezem­ber 2021
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