BR-Wah­len 2022

Wie Erfol­ge orga­ni­siert wer­den können

O. T.

Unser Ziel war, den bis­her schon vor­han­de­nen akti­ven Kern im Betriebs­rat durch die BR-Wahl zu erwei­tern. Dadurch soll­te der Hand­lungs­spiel­raum für eine an den Inter­es­sen der Beleg­schaft ori­en­tier­te betrieb­li­che und gewerk­schaft­li­che Arbeit erwei­tert werden.

Solidarität in Mannheim, 23. Juli 2020. (Foto: Avanti².)

Über­be­trieb­li­che Soli­da­ri­tät in Mann­heim, 23. Juli 2020. (Foto: Avanti².)

In der Tat konn­te eine Mehr­heit im neu­en Betriebs­rats­gre­mi­um erreicht wer­den. Aber sie ist sehr knapp ausgefallen.

Im Vor­feld der Wahl war eine gro­ße Riva­li­tät vor allem der Kan­di­die­ren­den, die nicht zum akti­ven Kern gehör­ten, sicht­bar gewor­den. Sie ver­hin­der­te auch die von der Beleg­schaft favo­ri­sier­te Per­sön­lich­keits­wahl durch das Legen meh­re­rer Listen.

Die offi­zi­el­le Gewerk­schafts­lis­te wäre fast noch in Fra­ge gestellt wor­den, weil der Betriebs­be­treu­er der zustän­di­gen Gewerk­schaft ger­ne sei­nen „Ver­trau­ten“ auf deren ers­ten Platz set­zen woll­te. Auf­grund des feh­len­den Ver­trau­ens des akti­ven Kerns die­sem Kol­le­gen gegen­über wur­de dies aber von den betrieb­li­chen Gewerk­schaf-tern abge­lehnt. Der Kol­le­ge schloss sich dann einer ande­ren Lis­te an.

Ein­schrän­kun­gen durch die Pandemie
Die Coro­na­pan­de­mie hat­te die Kon­takt­mög­lich­kei­ten im Betrieb wesent­lich erschwert. Zudem war ein gro­ßer Teil der Ange­stell­ten wegen „Home-Office“ über vie­le Mona­te gar nicht im Betrieb anwe­send und damit auch nicht direkt ansprech­bar. Die Unter­stüt­zung für die Gewerk­schafts­lis­te konn­te somit fast aus­schließ­lich im Bereich der Pro­duk­ti­on mobi­li­siert werden.

Die Coro­na­pan­de­mie hat­te auch dazu geführt, dass die gesetz­lich vor­ge­schrie­be­nen vier Betriebs­ver­samm­lun­gen im Jahr nicht durch­ge­führt wur­den. Der Infor­ma­ti­ons­aus­tausch zwi­schen Betriebs­rat und Beleg­schaft war dadurch ein­ge­schränkt. Auch die Ver­trau­ens­leu­te­ar­beit fand pan­de­mie­be­dingt nur auf Spar­flam­me statt.

Ent­schei­dend für den Erfolg war: Schon seit lan­ger Zeit wur­de auf eine gute Ver­an­ke­rung im gewerb­li­chen Bereich geach­tet. Trotz Pan­de­mie wur­de der per­sön­li­che Kon­takt zur Beleg­schaft vom akti­ven Kern immer aufrechterhalten.

Im Gegen­satz dazu hat­ten vie­le der kon­kur­rie­ren­den Kan­di­da­ten den Kon­takt zur Beleg­schaft erst in den letz­ten Wochen vor der Wahl gesucht. Die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen wuss­ten mehr­heit­lich, wer es mit dem Ein­satz für die Beschäf­tig­ten­in­ter­es­sen ernst mein­te, und wem es vor­ran­gig nur um den per­sön­li­chen Wahl­er­folg ging.

Erkenn­ba­res Pro­fil
Die Ver­tre­ter des akti­ven Kerns haben nicht nur für sich selbst gewor­ben, son­dern auch für das gemein­sa­me an die Beschäf­tig­ten ver­teil­te Wahl­pro­gramm. Es stell­te die Inter­es­sen der Beleg­schaft in den Mit­tel­punkt und gab somit eine kla­re Ori­en­tie­rung für die Stimmabgabe.

Dies alles zusam­men mach­te sowohl die inhalt­li­chen Posi­tio­nen als auch die Kan­di­da­ten der Gewerk­schafts­lis­te selbst für den Groß­teil der gewerb­li­chen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen glaubwürdig.

Sehr wich­tig war, dass es eine aus­ge­ar­bei­te­te Stra­te­gie für die Stär­kung des akti­ven Kerns durch die Betriebs­rats­wahl gab. Sie fand ihren Nie­der­schlag in einem Akti­ons­plan, der über einen län­ge­ren Zeit­raum sys­te­ma­tisch und in regel­mä­ßi­gen Sit­zun­gen gemein­sam erstellt und abge­ar­bei­tet wurde.

Nicht unwe­sent­lich war dabei die Unter­stüt­zung durch lang­jäh­ri­ge Gewerk­schaf-ter. Sie gaben zum Bei­spiel ihre Erfah­run­gen mit dem immer mehr um sich grei­fen­den BR-Mob­bing wei­ter, das heißt den Angrif­fen von Geschäfts­lei­tun­gen und deren „gel­ber“ Hel­fers­hel­fer in den Betriebs­rä­ten gegen akti­ve Gewerkschaftsmitglieder.

Trotz des unbe­streit­ba­ren Wahl­er­folgs gibt es den­noch Ver­bes­se­rungs­po­ten­ti­al, das für die wei­te­re Stär­kung des akti­ven Kerns im BR genutzt wer­den muss.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Sep­tem­ber 2022
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