Teil III: Der Regen und die Angst im Nacken
Teil I und Teil II erschienen in Avanti² Nr. 23/24 (Jul/Aug 2016) und Nr. 25 (Sep 2016).
R.G.
ALLE RÄDER STEHEN STILL, WENN DEIN STARKER ARM ES WILL.
So heißt es in einem alten Lied. Leider ist dieser Gedanke in den Köpfen der meisten Arbeitenden noch nicht wieder angekommen.
Deswegen versuchte ich, die anderen PhysioterapeutInnen dazu zu bewegen, gemeinsam Forderungen für die Verbesserung unserer Arbeitsbedingungen zu stellen.
Aber es war sehr schwer, uns alle zusammen zu bringen. Unsere Pausen waren von der Anmeldung abhängig, und insofern hatte jeder unterschiedliche Pausen - wenn überhaupt. Wir hatten da einen kleinen Raum, der nicht abzuschließen war, sondern nur durch einen Vorhang abgetrennt wurde. So konnte jeder mitbekommen, was wir besprochen haben.
Es kam jedoch nicht zu einem Treffen, sondern vielmehr zu Fluchtgedanken. Die KollegInnen fragten mich ob, ich mich noch einmal selbständig machen wolle. Sie würden sofort bei mir anfangen. Ich dankte ihnen für das Vertrauen, sagte aber Nein.
1500 Euro netto sind nicht viel, dennoch ich konnte mir jetzt öfters etwas leisten und sogar etwas sparen. Bei Hartz IV waren es knapp über 400 Euro gewesen. Da drehst du den Cent dreimal um.
Meine Stundenzahl veränderte sich nicht. Ich besprach mit einer Kollegin von der Anmeldung, dass der Druck für mich zu groß wird. Sie versprach mir, meine Einsatzpläne zu ändern, aber meinte, dass ich die anderen überholt hätte. Viele Patienten wollten nur noch zu mir. Ich dachte: Mist! Hätte ich mich doch nur nicht so ins Zeug gelegt, um ja nicht wieder in Hartz IV zu fallen.
Mein Körper streikt
Es kam, wie es kommen musste. Eines Morgens streikte nicht ich, sondern mein Körper. Ich kam nicht mehr aus dem Bett. Game over! Ich meldete mich krank und dachte, es ginge bald vorbei. Doch ich war zu sehr angeschlagen.
Nach eineinhalb Wochen stand die Chefin vor meiner Tür mit der Kündigung in der Hand. Eine Woche vor Ablauf der Probezeit! Damit hatte ich nicht gerechnet, aber ich hätte es mir denken können.
Zu viele Zugeständnisse
Heute meine ich, wir machen zu viele Zugeständnisse. Wir erdulden viel zuviel, in der Hoffnung, dass einem das nicht passieren kann, wenn man sich anpasst. Doch es passiert genau das Gegenteil. Denken wir doch an GE oder andere Betriebe! Wenn die Gewerkschaftsbewegung nicht aufwacht, wird ihnen das gleiche Schicksal widerfahren. Ob die anderen Belegschaften kämpfen oder untergehen, bleibt ihnen überlassen.
Ich habe diesen Artikel geschrieben, um sie wach zu rütteln. Aber lesen sie ihn überhaupt?
Heute betrachte ich diese Erfahrung in der Praxis mit einem lachendem und einem weinenden Auge. Lachend, weil ich meine Gesundheit wieder habe, und das Leben nur einen Wimpernschlag lang ist.
Weinend, weil es sehr viel Spaß gemacht hat, und sich die KollegInnen, mit denen ich noch heute Kontakt habe, oft bei mir Rat geholt haben.
Das beste Kompliment machte mir eine Kollegin, die ich einmal bei einem Spaziergang getroffen habe. Sie sagte mir: „Wir haben seit Deiner Kündigung viele Patienten verloren.“
Übrigens haben 3 meiner KollegInnen nach meinem Rausschmiss selber gekündigt.
Rosa Luxemburg fragte einmal:
Welcher Mensch gibt einem Menschen das Recht, über andere zu herrschen?
Kennst du die die Banken?
R.G.
Kennst du die Banken
Kennst du die Spekulanten
Das Kapital ist international
Das Kapital ist ganz brutal
Kennst du die Banken
Kennst du die Spekulanten
Es raubt den Menschen den gesunden Verstand
Und lässt die Armen im Sand
Kennst du die Banken
Kennst du die Spekulanten
Das Kapital ist international
Das Kapital ist ganz brutal
Die Arbeitslosen in ihren Schlotterhosen
Die Kinder essen aus Dosen
Kennst du die Banken
Kennst du die Spekulanten
Die Rentner sind arm,
Haben außer
Einem Kreuzworträtsel
Nichts unterm Arm
Kennst du die Banken
Kennst du die Spekulanten
Das Kapital ist international
Das Kapital ist ganz brutal
Die Politik schützt die Banken
Die Industrie kriegt Gelder
Soviel wir haben Wälder
Die Welt wird ausgeplündert
Das Menschenrecht mit Füssen getreten
Kennst du die Banken
Kennst du die Spekulanten
Das Kapital ist international
Das Kapital ist international
Die Kinder in armen
Ländern verhungern
Das tut den Reichen
Nicht weiter kümmern
Kennst du die Banken
Kennst du die Spekulanten
Doch es gibt einen Weg
Nämlich den der SOLIDARITÄT!