Frank­reich

Repres­si­on gegen strei­ken­de Kol­le­gin­nen und Kollegen

 

Ber­nard Schmid

Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer an gewerk­schaft­li­chen Arbeits­nie­der­le­gun­gen sind im fran­zö­si­schen wie im deut­schen Recht vor Maß­re­ge­lun­gen durch den „Arbeit­ge­ber“ – das heißt vor dis­zi­pli­nar­recht­li­chen Sank­tio­nen wegen ihrer Streik­be­tei­li­gung – geschützt.

Rentenproteste in Paris, 17. April 2023. (Foto: Photothèque Rouge/Martin Noda/Hans Lucas.)

France, Paris, 2023-04-17. Ban­ner with a pho­to­mon­ta­ge of Macron s face with a sau­ce­pan on his head, signed by Attac with the slo­gan “The peo­p­le are boi­ling, Macron is coo­ked”. Cace­ro­la­zo in front of the 10th dis­trict town hall and Spon­ta­neous demons­tra­ti­on against Macron s speech and the pen­si­on reform. Pho­to­graph by Mar­tin Noda / Hans Lucas
Ren­ten­pro­tes­te in Paris, 17. April 2023. (Foto: Pho­to­t­hè­que Rouge/Martin Noda/Hans Lucas.)

Im der­zei­ti­gen Kli­ma – sicher­lich ermu­tigt durch die all­ge­mei­ne Hal­tung des Regie­rungs­la­gers – ver­su­chen nun gleich meh­re­re pro­mi­nen­te Unter­neh­men in Frank­reich, die­se Beschrän­kung abzuschütteln.

Arbeits­ver­bot bei der Post
Eines von ihnen ist La Pos­te. Das fran­zö­si­sche Post­un­ter­neh­men gehört zu 34 % direkt dem fran­zö­si­schen Staat und zu 66 % der durch die öffent­li­che Hand kon­trol­lier­ten Bank CDC (Caisse des dépôts et con­si­gna­ti­ons – Kas­se für Depots und Kommissionsgeschäfte).

Wäh­rend der mas­sen­haf­ten Pro­test­be­we­gung zur Bekämp­fung der am 15. April 2023 in Kraft gesetz­ten „Ren­ten­re­form“ leg­ten im Früh­jahr 2023 auch Post­be­diens­te­te im süd­west­fran­zö­si­schen Bezirk Pyré­nées-Ori­en­ta­les (Bezirk Num­mer 66, Ost­py­re­nä­en, Haupt­stadt Per­pignan) die Arbeit nie­der und hiel­ten drei Wochen lang ohne jeg­li­che Form von Gewalt­an­wen­dung einen Streik­pos­ten auf­recht. Die Unter­neh­mens­lei­tung lei­te­te den­noch recht­li­che Schrit­te gegen die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen ein. Angeb­lich hät­ten sie, so die Behaup­tung des Post-Manage­ments, durch das Streik­pos­ten­ste­hen „auf ille­ga­le und kon­zer­tier­te Wei­se die Arbeit von Ande­ren behindert“.

Auf arbeits- bzw. dis­zi­pli­nar­recht­li­cher Ebe­ne lud die Post zudem den Gene­ral­se­kre­tär des Bezirks­ver­bands der CGT-Gewerk­schaft der Post­be­diens­te­ten (CGT-FAPT 66), Alex­and­re Pignon, am 4. Juli 2023. zu einem Dis­zi­pli­nar­ge­spräch vor.

Eini­ge Wochen spä­ter wur­de der Kol­le­ge durch die Post hart sank­tio­niert: andert­halb Jah­re mise à pied, das heißt Arbeits­ver­bot und Ent­fer­nung vom Arbeits­platz ohne Bezah­lung für acht­zehn Monate.

Kün­di­gung bei Euro Disney
Ein wei­te­res − in die­sem Fall pri­va­tes − Unter­neh­men ist Euro Dis­ney, Betrei­ber des bekann­ten Frei­zeit­parks und fran­zö­si­schen Dis­ney­land-Able­gers in der Nähe von Mar­ne-la-Val­lée süd­öst­lich von Paris.

Dort fan­den im Mai und Juni die­ses Jah­res meh­re­re Mobi­li­sie­run­gen von abhän­gig Beschäf­tig­ten und Demons­tra­tio­nen für Lohn­er­hö­hun­gen in Infla­ti­ons­zei­ten statt. In den letz­ten Wochen wur­den dar­auf­hin Kün­di­gungs­ver­su­che gegen fünf Lohn­ab­hän­gi­ge bei Euro Dis­ney eingeleitet.

Bald dar­auf wur­den die­se Dro­hun­gen gegen einen ers­ten der betrof­fe­nen Kol­le­gen wahr­ge­macht. Als Vor­wand für die nun­mehr aus­ge­spro­che­ne Kün­di­gung dien­te eine Waf­fel, die angeb­lich einem Besu­cher des Ver­gnü­gungs­parks schlecht ser­viert wor­den war.

Dies sind nur zwei „klei­ne“ Bei­spie­le für die auch in Frank­reich zuneh­men­den Angrif­fe auf gewerk­schaft­lich akti­ve Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen. Es ist höchs­te Zeit, dass Gewerk­schaf­ten die­sen Klas­sen­kampf von oben erken­nen und gemein­sam dage­gen kon­se­quent Front machen.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Okto­ber 2023
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