Frank­reich: Zeit für die Gegenwehr!

 

E. B.

Mit der Unter­stüt­zung von Le Pens faschis­ti­schem Ras­sem­blem­ent Natio­nal (RN) lei­tet die Regie­rung Bar­nier eine neue Etap­pe des Sozi­al­ab­baus ein: Steu­er­erhö­hun­gen, Ein­frie­ren der Löh­ne, Redu­zie­rung von Fei­er­ta­gen und Sozi­al­ein­kom­men, Angrif­fe aller Art auf den Öffent­li­chen Dienst …

Demo gegen Abbau in Strasbourg, 28. September 2024. (Foto: Photothèque Rouge/Alexandre.)

Demo gegen Abbau in Stras­bourg, 28. Sep­tem­ber 2024. (Foto: Pho­to­t­hè­que Rouge/Alexandre.)

Zudem haben Kapi­ta­lis­ten mit Bil­li­gung der Regie­rung eine neue mas­si­ve Ent­las­sungs­wel­le angekündigt.

Ent­las­sun­gen
Seit Jah­res­be­ginn sind nicht weni­ger als 180 Ent­las­sungs­plä­ne mit 150.000 Stel­len­strei­chun­gen bekannt gege­ben wor­den. Sie wer­den meist von gro­ßen, sehr pro­fi­ta­blen Kon­zer­nen vor­an­ge­trie­ben, wie z. B. Auchan, GE Ver­no­la, Miche­lin, MA France, Renault, Sano­fi, Air­bus, Nexi­ty, Valéo oder Vencorex.

Dage­gen weh­ren sich Beschäf­tig­te. Um ihre Arbeits­plät­ze lang­fris­tig erhal­ten zu kön­nen, müs­sen jedoch auch stra­te­gi­sche Ant­wor­ten auf die Fra­ge der Umstel­lung der jewei­li­gen Pro­duk­ti­on gefun­den wer­den. Wie kann zukünf­tig indus­tri­el­le Arbeit einer­seits mit weni­ger Abfall, Ener­gie­ver­brauch und Umwelt­ver­schmut­zung sowie ande­rer­seits unter Berück­sich­ti­gung der Bedürf­nis­se der Bevöl­ke­rung orga­ni­siert werden?

Lohn­kür­zun­gen
In öffent­li­chen Unter­neh­men geht die Pri­va­ti­sie­rung wei­ter. Bei den Ver­kehrs­be­trie­ben RATP im Groß­raum Paris hat die Zer- stü­cke­lung des Unter­neh­mens begon­nen, indem ers­te Bus­li­ni­en an pri­va­te Fir­men ver­ge­ben wer­den. Bei der Eisen­bahn­ge­sell­schaft SNCF soll der Güter­ver­kehrs­be­reich, ab 1. Janu­ar 2025 zer­schla­gen wer­den, um danach pri­va­ti­siert wer­den zu können.

Wäh­rend Pro­fi­te und Ent­las­sun­gen zuneh­men, sin­ken die Löh­ne. Im Jahr 2022 haben die Beschäf­tig­ten in der Pri­vat­wirt­schaft 1 % ihrer Kauf­kraft ver­lo­ren, 2023 dann 0,8 %, und 2025 ist mit einem wei­te­ren Rück­gang zu rech­nen. Beson­ders betrof­fen ist der Öffent­li­che Dienst (ÖD) mit einem nun­mehr unbe­fris­te­ten Ein­frie­ren der dort gel­ten­den Index­punk­te, was fak­ti­sche Ent­gelt­kür­zun­gen zur Fol­ge haben wird. Zudem will die Regie­rung für die im ÖD Beschäf­tig­ten die Kos­ten­er­stat­tung für krank­heits­be­ding­te Aus­fäl­le kürzen.

Die stän­di­gen „Refor­men“ der Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rung und der Ren­ten haben die Situa­ti­on der pre­kär Beschäf­tig­ten immer wei­ter ver­schlech­tert. Laut dem am 14. Novem­ber 2024 ver­öf­fent­lich­ten Bericht der Katho­li­schen Not­hil­fe „hat die Reform der Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rung einen Teil der Arbeits­lo­sen in die Nicht­er­werbs­tä­tig­keit abglei­ten las­sen, wie z. B. jun­ge Berufs­tä­ti­ge“. In Frank­reich erreich­te die Quo­te der Nicht­in­an­spruch­nah­me des RSA (garan­tier­tes Min­dest­ein­kom­men) im Jahr 2023 bereits 36 %, das sind zehn Pro­zent­punk­te mehr als 2010.

Die ers­ten Opfer die­ser Poli­tik des Sozi­al­ab­baus und des Abbaus der öffent­li­chen Dienst­leis­tun­gen sind die Ärms­ten. Laut dem oben erwähn­ten Bericht der Katho­li­schen Not­hil­fe sind „Frau­en die ers­ten Opfer der Armut. Sie machen 57 % der Per­so­nen aus, die sie treffen“.

Wider­stand
Ange­sichts die­ser sozia­len Angrif­fe gibt es also noch mehr Grün­de, am Inter­na­tio­na­len Tag zur Besei­ti­gung von Gewalt gegen Frau­en zu demons­trie­ren. Am 23. Novem­ber 2024 wur­den Demons­tra­tio­nen orga­ni­siert, bei denen ein Rah­men­ge­setz gegen sexis­ti­sche und sexu­el­le Gewalt gefor­dert wurde.

Auch gegen die Ent­las­sun­gen orga­ni­siert sich Wider­stand. In Cho­let, Cler­mont oder Pont-de-Claix kam es zu Streiks und Demons­tra­tio­nen mit gemein­sa­men Mobi­li­sie­run­gen der kämp­fen­den Beleg­schaf­ten. Der von dem Gewerk­schafts­dach­ver­band CGT für den 12. Dezem­ber 2024 auf­ge­ru­fe­ne natio­na­le Akti­ons­tag kann dazu bei­tra­gen, sol­che Abwehr­kämp­fe noch bes­ser zu vereinigen.

Bei der SNCF wur­de ein ers­ter Streik­auf­ruf für den 22. Novem­ber und eine ver­län­ger­ba­re Arbeits­nie­der­le­gung ab dem 11. Dezem­ber 2024 ange­kün­digt. Im Öf-fent­li­chen Dienst ruft eine brei­tes Gewerk­schafts­bünd­nis zu einem ein­tä­gi­gen Streik am 5. Dezem­ber auf. Der Dezem­ber bie­tet also die Mög­lich­keit, die Wut zu koordinieren.

Zudem fin­den auf den von Frank­reich kon­trol­lier­ten Antil­len Pro­test­mär­sche gegen die hohen Lebens­hal­tungs­kos­ten statt.

Der Ein­schät­zung unse­rer Genoss:innen der NPA (Neue Anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Par­tei) zufol­ge gibt es jetzt gute Chan­cen, nach der mäch­ti­gen Bewe­gung gegen die Ren­te mit 64 und dem Wahl­er­folg der NFP (Neue Popu­lä­re Front) den Kampf gegen Sozi­al­ab­bau und pro­fit­ori­en­tier­te Groß­pro­jek­te ver- stärkt außer­par­la­men­ta­risch auszutragen.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Dezem­ber 2024
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