Frau­en­rech­te verteidigen

Gegen Rechts auf die Straße

 

AG Frau­en der ISO

Die Ergeb­nis­se der letz­ten Wah­len […] bestä­ti­gen, was vie­le Unter­drück­te schon lan­ge befürch­ten: die Kon­so­li­die­rung kon­ser­va­ti­ver und rechts­extre­mer Ansich­ten in den poli­ti­schen Par­tei­en und der Gesellschaft.

Demo gegen Rechts in Mannheim, 22. Februar 2025. (Foto: Helmut Roos.)

Demo gegen Rechts in Mann­heim, 22. Febru­ar 2025. (Foto: Hel­mut Roos.)

Ange­sichts die­ser trau­ri­gen Ent­wick­lung soll­ten wir jedoch eine gegen­tei­li­ge Bewe­gung nicht igno­rie­ren. Tau­sen­de Men­schen stel­len sich dem Auf­stieg der extre­men Rech­ten aktiv ent­ge­gen, sowohl mit ihrer Stim­me als auch auf der Stra­ße, in mas­si­ven Pro­tes­ten. Unter ihnen sind vie­le Frau­en und Que­ers, ins­be­son­de­re jun­ge, sowie Migrant:innen. Die­ser Akti­vis­mus bie­tet Hoff­nung auf eine ande­re Entwicklung.

Die Rech­ten kon­fron­tie­ren uns mit einem Gesell­schafts­bild, das auf allen Ebe­nen von rück­sichts­lo­ser Macht­aus­übung geprägt ist: Män­ner über Frau­en, Väter über alle Fami­li­en­mit­glie­der, Rei­che über Arme, Men­schen über die Natur, Wei­ße über alle ande­ren, rei­che Natio­nen über ärme­re und so wei­ter. […] Es ist das Bild einer frau­en­feind­li­chen, homo­pho­ben und ras­sis­ti­schen Auto­kra­tie, vol­ler Hass auf die Armen und Schwächeren.

Die extre­me Rech­te ver­tritt die­se Sicht am deut­lichs­ten. Sie ent­larvt damit die neo­li­be­ra­len Par­tei­en als heuch­le­risch. […] Als poli­ti­sche Pra­xis war der Neo­li­be­ra­lis­mus für die unter­drück­te Mehr­heit, die Arbeiter:innenklasse, Frau­en, Que­ers, Migrant:innen und Peo­p­le of Colour kata­stro­phal. Sie hat die Sicher­heits­net­ze und Garan­tien für Gleich­heit und wirt­schaft­li­chen Wohl­stand für vie­le zuguns­ten der Pro­fi­te eini­ger weni­ger ausgehöhlt.
Die Rech­ten nut­zen die ver­brei­te­te Unzu­frie­den­heit mit die­ser Poli­tik und ihren Befür­wor­tern. Aller­dings machen sie sich den ver­brei­te­ten Indi­vi­dua­lis­mus zunut­ze, um sich gegen alle Schwä­che­ren zu wen­den. Aber sie bie­ten kei­nen Aus­weg aus Elend und Armut für die Vie­len. Ihre Per­spek­ti­ve ist kei­ne Visi­on der Eman­zi­pa­ti­on, son­dern eine von noch mehr Aus­beu­tung und Unterdrückung.

Eine neue Macht­kul­tur schiebt sich nach vorne
Wir haben es mit einer neu­en Macht­kul­tur zu tun, die von einer anti­fe­mi­nis­ti­schen Ideo­lo­gie ange­heizt wird. Die­se Ideo­lo­gie hasst alles, was die patri­ar­cha­le Macht des wei­ßen Man­nes in Fra­ge stellt. […] Es gibt einen kla­ren Zusam­men­hang zwi­schen die­ser Hal­tung und der Exis­tenz von mas­ku­li­nis­ti­schen Sub­kul­tu­ren, meist im Inter­net und in sozia­len Medi­en. Dort äußern Män­ner ihre Empö­rung über die angeb­li­che Macht, die Frau­en, Que­ers und Peo­p­le of Colour jetzt inne­ha­ben. Sie stel­len sich selbst als Opfer dar und ver­dre­hen die Realität […].

Wie Daten aus meh­re­ren Län­dern, ein­schließ­lich Deutsch­land, ein­deu­tig zei­gen, wer­den jun­ge Män­ner zuneh­mend von den Ver­spre­chun­gen der extre­men Rech­ten gelockt. Der Neo­li­be­ra­lis­mus hat sie ent­rech­tet und die Pre­ka­ri­sie­rung der Arbeits­welt hat ihnen den Boden unter den Füßen weg­ge­zo­gen. Jetzt sind sie bereit, die frau­en­feind­lichs­te und ras­sis­tischs­te Poli­tik zu wählen. […]

Frau­en und Que­ers wer­den bedroht!
Frau­en, Que­ers und ande­re Unter­drück­te sehen ihre Rech­te erneut unmit­tel­bar bedroht. Die hart erkämpf­ten Sie­ge unse­rer Vor­müt­ter und Ver­bün­de­ten wer­den von Rechts­extre­men und ihren Anhän­gern offen in Fra­ge gestellt. Slo­gans wie „your body, my choice“ sind nicht nur Bil­der aus den USA. Das Recht auf Schwan­ger­schafts­ab­bruch, das es in Deutsch­land prak­tisch immer noch nicht gibt, wird noch unsicherer.

Auf gesell­schaft­li­cher Ebe­ne wird Gewalt gegen Frau­en erneut legi­ti­miert. Die Daten zei­gen eine deut­li­che Zunah­me: Im Jahr 2023 wur­den in Deutsch­land 360 Femi­zi­de gezählt, fast einer pro Tag! Frau­en wer­den in der Pri­vat­sphä­re und im Beruf benach­tei­ligt, was zu Armut führt.

Deutsch­land hat einen der höchs­ten Antei­le von Frau­en in Teil­zeit­ar­beit, ins­be­son­de­re nach der Grün­dung einer Fami­lie, dafür aber einen der nied­rigs­ten Antei­le in Euro­pa von Frau­en in Wis­sen­schaft und Füh­rungs­po­si­tio­nen. […] Der Druck, tra­di­tio­nel­le Rol­len zu über­neh­men, wird zuneh­men, wenn rechts­extre­me Ideen mehr Macht bekom­men. Dann ist zu befürch­ten, dass Infra­struk­tur, die Eltern bei der Sor­ge­ar­beit unter­stützt, mas­siv abge­baut wird, zum Bei­spiel Kitas, Nach­mit­tags­be­treu­ung in der Schu­le, Bera­tungs­stel­len, Pflegeplätze. […]

Frau­en und Que­ers – wir ver­tei­di­gen unse­re Rechte!
Die Welt der Rechts­extre­men ist eng und hier­ar­chisch. Unse­re ist weit und offen. Wir wol­len ech­te Eman­zi­pa­ti­on für alle, und auf die­ser Suche sind wir Frau­en nicht allein. Que­ers, Migrant:innen, Peo­p­le of Colour, Men­schen mit Behin­de­run­gen, die Arbeiter:innenklasse, die Jugend sind unse­re Ver­bün­de­te. Wir ste­hen zusam­men, um unse­re Rech­te heu­te zu ver­tei­di­gen und die Welt von mor­gen zu erkämpfen.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar März 2025
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