Jetzt Goodyear!
Goodyear will seine hochprofitable Reifenproduktion in Philippsburg bis Ende 2017 schließen. Das bedeutet die Vernichtung von knapp 900 Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Goodyear ist das größte Unternehmen in der nordbadischen Kleinstadt.
Mittlerweile haben formelle Verhandlungen über einen Sozialplan begonnen. Bislang hatten dies Betriebsrat und die zuständige Gewerkschaft IG BCE strikt abgelehnt. Sie hatten zunächst auf dem Erhalt der seit 50 Jahren bestehenden Fertigung beharrt.
Noch im Oktober 2016 stellte Karsten Rehbein, Leiter des IG-BCE-Bezirks Karlsruhe, in diesem Zusammenhang fest: „Das Ziel von Goodyear ist es, […] den eigenen Profit noch weiter zu maximieren. Damit finden wir uns nicht ab.” Goodyear-Betriebsratsvorsitzender Horst Haag sekundierte: „Hilfsangebote in Form von Abfindungen und ähnlichem befriedigen uns nicht. Wir wollen die Arbeitsplätze und Perspektiven für die Menschen erhalten.”
Das ist alles richtig. Dennoch gelang es auch im Fall Goodyear nicht, einen wirksamen betrieblichen und öffentlichen Widerstand zu organisieren. Dazu bedarf es einer Verteidigungsstrategie, die über Demos und Sozialplan-Verhandlungen hinausgeht.
„Widerstand gegen ‚Globalisierung’ und Arbeitsplatzabbau”
Bereits im Juli 2005 hatten Betriebsrat und IGM-Vertrauenskörperleitung von Alstom Power Mannheim in einem Appell „Widerstand gegen ‚Globalisierung’ und Arbeitsplatzabbau” gefordert.
In dem Aufruf heißt es unter anderem: „Jedes Jahr vernichten Unternehmen […] Arbeitsplätze in der Bundesrepublik. […] Oft schreiben die Firmen wie im Falle Alstoms sogar schwarze Zahlen. Oft wird die Verlagerung der Arbeitsplätze durch Steuermittel gefördert. Dieser Prozess zerstört soziale Werte, wertvolles Fachwissen und wirtschaftliche Existenzen. Er beschleunigt Erwerbslosigkeit und Massenverarmung. Gleichzeitig explodieren die Gewinne. Diese Situation ist unerträglich! […]
Was […] fehlt, das ist eine betriebsübergreifende Gegenwehr und ein allgemeiner gewerkschaftlicher Kampf gegen Arbeitsplatzvernichtung.
Wir rufen deshalb alle Kolleginnen und Kollegen innerhalb unserer Gewerkschaften auf: Fordert in den Betriebsräten und in den gewerkschaftlichen Gremien eine aktive Politik gegen Arbeitsplatzabbau!
Wir rufen die Gewerkschaftsführungen auf: Setzt unsere gewerkschaftliche Kraft für die gemeinsame Verteidigung unserer Rechte ein!
Wir rufen deshalb alle von Entlassungen oder Werksschließungen bedrohten Belegschaften und unsere Gewerkschaften auf: Koordiniert den Widerstand über alle Grenzen hinweg!
Fordern wir gemeinsam die Einhaltung des Grundgesetzes ein: ‚Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. Eine Enteignung ist … zum Wohle der Allgemeinheit zulässig.’ (Artikel 14 GG.) Kämpfen wir deshalb auch für ein Verbot von Entlassungen! Unterstützen wir aktiv den Widerstand gegen Arbeitsplatzabbau – ob bei Alstom oder anderswo!”
Dem ist nichts hinzufügen.