Wie macht sich Betriebs­rats-Mob­bing bemerkbar?

Bericht eines Betroffenen

N. N.

Der Beginn des BR-Mob­bing ist schwer zu grei­fen. Ins­be­son­de­re, wenn man schon lan­ge Zeit gewähl­ter Betriebs­rat ist.
Im Rück­blick und mit der Kennt­nis von heu­te muss ich aller­dings sagen: Die­se orga­ni­sier­ten Angrif­fe gin­gen schon sehr früh los – in den ers­ten sechs Mona­ten mei­ner ers­ten Amtszeit. 
Man nimmt das BR-Mob­bing als sol­ches erst mal gar nicht wahr. „Das bringt das Amt mit sich.“„Die Här­te ist nor­mal, damit hast Du rech­nen müs­sen.“ – sol­che Aus­sa­gen hört man tat­säch­lich von „erfah­re­nen“ Betriebs­rä­ten, und weil wir Men­schen nun mal so sind, wie wir sind, suchen wir auch oft den Feh­ler bei uns selbst und nicht in der Sache. 
Bei dem WIE gibt es vie­le, viel zu vie­le Situa­tio­nen und Sze­na­ri­en, an die ich mit Unbe­ha­gen zurück­den­ke. Hier kann ich nur einen klei­nen Teil darstellen. 
Von Anfang an mit dem The­ma Gesund­heits­schutz im BR-Gre­mi­um betraut, kam ich schon sehr früh – aus Unter­neh­mens­sicht – „vom rech­ten Weg“ ab. Im Kampf für die Umset­zung des Arbeits­schutz­ge­set­zes aus dem Jah­re 1996 war ich von der Geschäfts­lei­tung schon schnell als trei­ben­de Kraft und Unru­he­stif­ter ausgemacht. 
Dies war wohl auch der Tat­sa­che geschul­det, dass Tei­le des dama­li­gen BR-Gre­mi­ums poli­tisch Pro­ble­me mit die­ser The­ma­tik hat­ten. Sie ver­kauf­ten sie beim Manage­ment als mein per­sön­li­ches Steckenpferd. 
So war ich von der Geschäfts­lei­tung schon schnell als trei­ben­de Kraft und Unru­he­stif­ter ausgemacht. 
Dies war wohl auch der Tat­sa­che geschul­det, dass Tei­le des dama­li­gen BR-Gre­mi­ums, poli­tisch Pro­ble­me mit die­ser The­ma­tik hat­ten. Sie ver­kauf­ten sie beim Manage­ment als mein per­sön­li­ches Steckenpferd.

Beschimp­fen
Beschimp­fun­gen durch das Manage­ment wie „Quer im Kopf“ oder „Hard­core-BR“ waren und sind fast schon nor­mal. Ich möch­te aber noch­mals wie­der­ho­len: Das heu­ti­ge BR-Gre­mi­um woll­te gar nichts beson­de­res, nicht „das Blaue vom Himmel“. 
Wir wol­len nur die Ein­hal­tung von Geset­zen - wie zum Bei­spiel dem Betriebs­ver­fas­sungs­ge­setz, dem Arbeits­schutz­ge­setz etc. - in unse­rem Unter­neh­men. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Die Ver­tei­di­gung der Demo­kra­tie durch die Wahr­neh­mung unse­rer Rech­te sehen wir gera­de in der heu­ti­gen Zeit als immer wich­ti­ger an, wenn man das heu­ti­ge Kon­strukt noch Demo­kra­tie nen­nen kann. Es wird ja immer mehr deformiert.
Die­se For­de­rung nach Ein­hal­tung von Geset­zen aber ist der Spit­ze unse­res Unter­neh­mens schon zu viel! Denn Ori­gi­nal­ton: „Gel­ten die­se Geset­ze auch für unser Unternehmen?” 
Trotz die­sen Schwie­rig­kei­ten bil­de­te sich über die Jah­re ein har­ter und zuver­läs­si­ger Kern in unse­rem Gre­mi­um her­aus, der gemein­sam für gute Betriebs­rats­ar­beit gemäß unse­rem Man­dat nach Betriebs­ver­fas­sungs­ge­setz steht und kämpft.

Der Kon­takt mit ande­ren Betriebs­rä­ten aus der Regi­on öff­ne­te einem zusätz­lich die Augen. Das Vor­ge­hen der Unter­neh­mens­lei­tun­gen war ver­gleich­bar – wie abge­spro­chen organisiert. 
Man hört sich die Geschich­ten der ande­ren Betriebs­rä­te an und fragt sich: „Hey, schaffst Du bei uns? Woher kennst Du unse­re Geschichte?“ 
Man stellt fest: Es lag und liegt also nicht an mir, an uns. Denn vie­len ande­ren Betriebs­rä­ten geht es genau­so, aber oft kämp­fen sie ein­zeln und ein­sam auf wei­ter Front. So ist man natür­lich hilf­los dem orga­ni­sier­ten Trei­ben ausgeliefert.
Um nicht auf alle Angrif­fe der letz­ten Jah­re ein­ge­hen zu müs­sen, möch­te ich „nur” über die aktu­el­len Zuspit­zun­gen berichten.

Spal­ten
Der Vor­stand griff das BR-Gre­mi­um wäh­rend der letz­ten Betriebs­ver­samm­lung vor der gesam­ten Beleg­schaft fron­tal an und trat damit eine Ket­ten­re­ak­ti­on los.
Der anwe­sen­de Gewerk­schafts­ver­tre­ter ver­hielt sich dem gegen­über nicht nur neu­tral, nein im Gegen­teil, er muss­te tat­säch­lich am Ende sei­nes vier­tel­stün­di­gen Refe­ra­tes die Beleg­schaft dar­auf hin­wei­sen, dass er EIGENTLICH auf der Sei­te des Betriebs­rats steht. 
Im Anschluss an die Ver­samm­lung leg­ten Betriebs­rats­mit­glie­der ihr Man­dat nie­der. So wur­de der Betriebs­rat gespal­ten und zur Neu­wahl gezwun­gen. Die Neu­wahl wur­de von den Ex-Betriebs­rä­ten in der Betrieb­söf­fent­lich­keit auch gleich mit Ter­min ange­kün­digt. Sie durf­ten mit dem Segen des Manage­ments – aber ohne BR-Man­dat – Abtei­lungs­ver­samm­lun­gen abhal­ten, in denen sie das rest­li­che BR-Gre­mi­um dif­fa­mier­ten. Dass dies nicht geset­zes­kon­form war, stör­te trotz Pro­test des Betriebs­rats kei­nen im Management. 
Ande­re Betriebs­rä­te wur­den zur Sei­te genom­men, und es wur­de ihnen ein­ge­re­det, dass man mit ihnen viel bes­ser kön­ne als mit dem aktu­el­len Vor­sit­zen­den. Mit dem woll­te aus der Geschäfts­lei­tung sowie­so kei­ner mehr reden und arbeiten.
Zeit­gleich wur­de der BR-Vor­sit­zen­de auf „sozia­len” Platt­for­men von Kol­le­gen beschimpft und ange­grif­fen. „So jeman­den wie DU braucht man nicht!“. 
Das Manage­ment selbst kon­fron­tier­te ihn mit Kom­men­ta­ren auf ande­ren Netz­wer­ken. Es wur­de ein „Pro­fil” erstellt. 
Spä­tes­tens jetzt merkt auch der Unsen­si­bels­te, was die Stun­de geschla­gen hat.

aus der Rhein-Neckar Bei­la­ge zur Avan­ti Novem­ber 2017
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