Teil II: Erfolge sind machbar
H. N.
Noch bis zum 31. Mai finden die Betriebsratswahlen 2018 statt. Nur eine Minderheit der Beschäftigten – in Westdeutschland 43 % und lediglich noch 33 % in Ostdeutschland – wird von einem Betriebsrat (BR) vertreten.
Wir haben bereits in der April-Ausgabe von Avanti² über illegale Versuche berichtet, Betriebsratskandidaturen zu be- oder zu verhindern. Die folgende Darstellung haben wir zum Schutz der betroffenen KollegInnen anonymisiert.
Der Geschäftsleitung, ihren hochbezahlten Beratern und den unternehmensnahen „Betriebsräten“ war es bereits im Vorfeld der Listeneinreichung gelungen, die Kandidatur der Konsequenten massiv zu bekämpfen. Einer ihrer Kandidaten wurde von ihnen so sehr unter Druck gesetzt, dass er gegen eine geringe Abfindung aus dem Betrieb ausschied.
Dennoch vermochten die BR-Mobber nicht, die Zulassung der Liste für konsequente Betriebsratsarbeit durch den Wahlvorstand zu torpedieren.
Das hielt sie aber nicht davon ab, jetzt Ruhe zu geben. Ganz im Gegenteil! Schließlich ging es darum, die im Unternehmen seit Jahren übliche Missachtung von Bestimmungen etwa des Betriebsverfassungsgesetzes und der Tarifverträge auch für die Zukunft abzusichern. Die Profitsteigerung soll auch weiterhin gegen die Interessen der Belegschaft zementiert werden.
Das Management und seine Helferhelfer hatten offenbar genau die KollegInnen der unliebsamen Liste analysiert. Sie schüchterten einen weiteren Kandidaten ein, und sie setzten ihn so sehr unter Druck, dass er seinen Rückzug von der Liste der Konsequenten erklärte.
Illegale Aktionen
Bereits kurz danach wurden die Wahlplakate unserer KollegInnen mit anonymen Zetteln überklebt. Es stand dort zu lesen, dass auch der Kandidat Hans-Peter Tillmann (Name geändert) von der Liste der Konsequenten nicht mehr zu den Betriebsratswahlen antreten werde.
Das Ziel dieser gesetzeswidrigen Aktion war klar. Zum einen sollte die Glaubwürdigkeit der Liste für konsequente Betriebsratsarbeit in der Belegschaft erschüttert werden. Zum anderen sollte das ein weiteres betriebsöffentliches Warnzeichen sein – nach dem Motto: Leute haltet Euch endlich von dieser Liste fern!
Gleichzeitig war unübersehbar, dass die Nervosität der unternehmensnahen „Betriebsräte“ immer mehr wuchs. Lange Zeit hatten sie keine eigenen Wahlplakate für erforderlich gehalten. Wenige Tage vor dem Termin der Betriebsratswahlen ließen sie jedoch die Info-Tafeln bestücken. Im gesamten Werk war nun zu lesen: „Wollt Ihr wirklich ein gut funktionierendes Team zerstören? NEIN, dann wählt Liste 1“.
Der Personalchef setzte zudem persönlich seine Einschüchterungspolitik fort. Er verfolgte ständig Maria Helfer (Name geändert) und ihre UnterstützerInnen im Werk. Damit versuchte er, nicht nur Diskussionen in der Belegschaft zu unterbinden, sondern er forderte massiv von den Konsequenten, nicht länger als zwei Stunden am Tag Wahlkampf zu betreiben.
Gewerkschaftliche Hilflosigkeit
Die örtliche Gewerkschaft ist kontinuierlich über alle Vorgänge informiert worden. Dennoch kam von den zuständigen Sekretären praktisch keine Unterstützung für die bedrängten KollegInnen. Das spricht für sich. Es zeigt, dass viele Hauptamtliche mit Auseinandersetzungen wie diesen völlig überfordert sind.
Die verantwortlichen Gewerkschaftsstrukturen sind gut beraten, endlich die zunehmende Bedrohung von betrieblichen Interessenvertretungen zu erkennen und ernst zu nehmen. Es ist ihre Pflicht, konsequenten, praktisch wirksamen Widerstand zu organisieren.
Nur sehr wenige Menschen können dem BR-Mobbing lange Zeit stand halten. Zudem ist der Preis, den sie für ihre Verteidigung der Rechte aus dem Betriebsverfassungsgesetz zahlen müssen, sehr hoch - zu hoch!
Im hier geschilderten Fall gelang es jedoch der Liste der Konsequenten, in den Betriebsrat einzuziehen. Das ist ein enormer Erfolg. Er war nur unter besonderen Bedingungen möglich.
Einerseits haben unsere KollegInnen nie das Vertrauen in ihre eigene Kraft verloren. Andererseits konnten sie sich auf ihre UnterstützerInnen innerhalb und außerhalb des Betriebes verlassen.
Erfolge sind machbar!