Aus­beu­tung 4.0 (Teil III)*

Gegen mas­sen­haf­te Arbeitsplatzvernichtung –

radi­ka­le Arbeitsplatzverkürzung!!

 

S. T.

Seit Beginn des „Infor­ma­ti­ons­zeit­al­ters“ und der damit ein­her­ge­hen­den „Com­pu­te­ri­sie­rung“ schrei­tet die Digi­ta­li­sie­rung immer wei­ter vor­an. Wäh­rend im 20. Jahr­hun­dert die Infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie (IT) vor allem der Auto­ma­ti­sie­rung und Opti­mie­rung dien­te, ste­hen seit Anfang des 21. Jahr­hun­derts neue Tech­no­lo­gien, Auto­no­mi­sie­rung, Fle­xi­bi­li­sie­rung und Indi­vi­dua­li­sie­rung im Vordergrund.

Die Digi­ta­li­sie­rung hat zu ver­schie­de­nen Umwäl­zun­gen geführt, ange­fan­gen von der Umdeu­tung des Begriffs der Güter, der Ver­ein­fa­chung von Kopi­er- und Dis­tri­bu­ti­ons­mög­lich­kei­ten über die Ver­än­de­rung der Arbeits­welt bis hin zur Ver­schmel­zung von Vir­tua­li­tät und Realität.

Aufkleber für die 30-Stunden-Woche

Auf­kle­ber für die 30-Stunden-Woche

Schö­ne neue Arbeitswelt …
Es wer­den gan­ze Unter­neh­men und Bran­chen umge­formt. Spe­zia­li­sier­te Platt­for­men ver­drän­gen tra­di­tio­nel­le Fir­men, obwohl sie kei­ne eige­nen Gerät­schaf­ten, Fahr­zeu­ge oder Immo­bi­li­en besit­zen. Die Betrei­ber „sozia­ler Netz­wer­ke“ erstel­len kei­ne bzw. kaum eige­ne Inhal­te. „Nut­zer­ge­ne­rier­te Inhal­te“ wer­den zur Ana­ly­se gebraucht, auf der wie­der­um die Per­so­na­li­sie­rung (auch von Wer­bung) beruht. Mit der „Indus­trie 4.0“ und ihrer „Smart Fac­to­ry“ set­zen sich neue Robo­ter­ty­pen und Pro­zess­ket­ten durch. Zudem wer­den Ent­wick­lun­gen wie das „Inter­net der Din­ge“ und der 3D-Druck geför­dert. Künst­li­che Intel­li­genz (KI), „Big Data“ und „Cloud Com­pu­ting“ erlau­ben bis­her nicht gekann­te Akti­vi­tä­ten und Ana­ly­sen. Neue Ein- und Aus­ga­be­ge­rä­te und neue Ver­fah­ren wie die Daten­bril­le und die Ges­ten­steue­rung trans­for­mie­ren Büro­raum und Werk­bank sowie den Bereich der Unterhaltung.

… oder Ein­schrän­kung demo­kra­ti­scher Rechte
Nach wie vor unge­löst sind die bei der Digi­ta­li­sie­rung ent­ste­hen­den Pro­ble­me. Zum Bei­spiel Zuge­winn und Ver­lust der per­sön­li­chen und infor­ma­tio­nel­len Auto­no­mie, die Abhän­gig­keit der Kun­den von IT und IT-Unter­neh­men, die Ver­ant­wor­tung der Unter­neh­men bei der Daten­nut­zung, bei Fer­ti­gungs­pro­zes­sen gegen­über den Benut­ze­rIn­nen und Beschäf­tig­ten sowie die Ver­ant­wor­tung der Kon­su­men­tIn­nen digi­ta­ler Güter und Dienstleistungen.

Wer bestimmt die Regeln, nach denen auf KI basie­ren­de Sys­te­me die zukünf­ti­ge Lebens- und Arbeits­welt bestim­men? Wer schützt die heu­te noch Beschäf­tig­ten, wenn sie ihre Arbeit ver­lie­ren, weil Hard- und Soft­ware­robo­ter die­se güns­ti­ger und schnel­ler verrichten?

Pro­fit­ma­xi­mie­rung ist das Ziel
Ver­netz­te Maschi­nen, die mit­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren, Robo­ter, die Repa­ra­tu­ren durch­füh­ren, die auto­ma­ti­sier­te War­tung von Anla­gen – die Umset­zung der Digi­ta­li­sie­rung ist in vol­lem Gan­ge. Sie ver­än­dert die Abläu­fe und Pro­zes­se mit dem Ziel der Pro­fit­ma­xi­mie­rung. So sind zum Bei­spiel in der che­mi­schen Indus­trie ers­te Erfol­ge aus Sicht der Unter­neh­men erkenn­bar: 47 % der Fir­men haben mit­hil­fe digi­ta­ler Tech­no­lo­gien schnel­le­re Durch­lauf­zei­ten erreicht. Für 45 % hat sich der Markt- und Kun­den­zu­gang ver­bes­sert. 44 % der Unter­neh­men konn­ten bereits Kos­ten sen­ken – durch­schnitt­lich um zwölf Pro­zent. Künf­tig erwar­ten die Unter­neh­men wei­te­re „Kos­ten­ein­spa­run­gen“ von durch­schnitt­lich 17 %. In der Zukunft sehen sie allein bei der Auto­ma­ti­sie­rung ein Poten­zi­al von 34 %.

Dro­hen­de massenhafte*Arbeitsplatzvernichtung
Die­se Zah­len bedeu­ten für die zukünf­ti­ge Beschäf­ti­gung nichts Gutes. Es droht eine mas­sen­haf­te Arbeits­platz­ver­nich­tung mit den ent­spre­chen­den Fol­gen für die Betrof­fe­nen und die Gesell­schaft. Dies wird die bis­her schon vor­han­de­ne Klas­sen­spal­tung noch wei­ter ver­tie­fen. Ins­be­son­de­re die Rech­ten wol­len von die­ser Ent­wick­lung pro­fi­tie­ren. Die Kon­zep­te der Gewerk­schafts­ap­pa­ra­te beschrän­ken sich bis­her auf die Hoff­nung, eine „sozia­len Gestal­tung“ der Digi­ta­li­sie­rung im Rah­men der Mit­be­stim­mung durch­set­zen zu kön­nen. Im Wesent­li­chen geht es dabei um die Wei­ter­qua­li­fi­zie­rung der Beschäf­tig­ten. Die Digi­ta­li­sie­rung wird zudem als Vor­aus­set­zung für die zukünf­ti­ge „Wett­be­werbs­fä­hig­keit“ der deut­schen Unter­neh­men betrach­tet. Vor dem Hin­ter­grund der abseh­ba­ren Trag­wei­te der Aus­wir­kun­gen und Fol­gen der Digi­ta­li­sie­rung, ist dies fatal, weil es den Wider­stand dage­gen unterminiert.

Mehr denn je, ist es für die Gewerk­schaf­ten und die Beleg­schaf­ten not­wen­dig, sich gemein­sam gegen die dro­hen­de Arbeits­platz­ver­nich­tung zu weh­ren und sich für eine gerech­te Ver­tei­lung der Arbeit auf Alle einzusetzen.

Für radi­ka­le Arbeits­zeit­ver­kür­zung bei vol­lem Ent­gelt­aus­gleich bis alle Arbeit haben!
Für das Ver­bot von Entlassungen!

*[Teil II ist in Avan­ti² Nr. 58 erschienen.]

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Juli/August 2019
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