Vorwärts in eine strahlende Zukunft?
H. N.
Zum Erstaunen vieler warnten die Alstom-KollegInnen vor 15 Jahren vor einer Wiederbelebung der Atomenergie. Sie hatten im Kampf für ihre Arbeit den Zusammenhang zwischen sozialen und ökologischen Themen sehr wohl verstanden.
Ihre Kassandrarufe schienen jedoch umso unglaubwürdiger, als die Bundesregierung 2011 nach dem GAU von Fukushima den „Ausstieg aus der Atomenergie“ verkündete.
Die weitgehend aus Steuermitteln bezahlte Stilllegung aller AKW in Deutschland bis 2022 betrifft aber allein die Atomkraftwerke der 1. und 2. Generation. Zudem ist die „Endlagerung“ des Atommülls ein ungelöstes und verdrängtes Megaproblem.
In Europa wird dem zum Trotz munter an der Errichtung von AKW des Typs EPR (Europäischer Druckwasserreaktor – 3. Generation) gearbeitet. Unter anderem in Finnland – dort mit Billigung der finnischen Grünen.
Mit milliardenschwerer Unterstützung aus dem Bundeshaushalt findet in Frankreich seit 2009 der Bau des Prototyps einer „noch sicheren“ 4. Generation von Atomreaktoren auf Basis der Kernfusion (ITER) statt.
Das Scheitern der „Energiewende“ in Deutschland ist offensichtlich. Die durch „Digitalisierung“ und E-Autos massiv beschleunigte Energievergeudung ebenso. Das Fehlen einer gesellschaftlichen, an Mensch und Natur orientierten Planung erlaubt nur Stückwerk – und die Durchsetzung der Profitinteressen von Konzernen.
Diese systembedingte Sackgasse nutzt die Atomlobby zu ersten Übungen für das Propagieren neuer „Sachzwänge“. Laut Medienberichten hält etwa Sachsens Ministerpräsident Kretschmer (CDU) „einen Wiedereinstieg Deutschlands in die Atomkraft für denkbar“.
Das sei eine „in zehn oder 15 Jahren“ anstehende Frage, zumal „man mit Atomenergie weniger CO2-Emissionen“ hätte.
Die Klimabewegung ist gut beraten, ihren Blick in Richtung Atomkraft zu schärfen.