Protest gegen Plattmacher
S. T.
Unter Missachtung jeglicher Informationsrechte, sei es im Aufsichtsrat oder gegenüber dem Betriebsrat, wurden die Kolleginnen und Kollegen der vor 168 Jahren gegründeten Glasfabrik St. Gobain, mit der Ankündigung der geplanten Werksschließung durch die Konzernleitung konfrontiert. Dadurch sind 140 Beschäftigte direkt von dem drohenden Verlust ihrer Existenzgrundlage betroffen.
Wie hemmungslos Kapitalvertreter mittlerweile glauben agieren zu können, zeigte sich unmittelbar nach der Bekanntgabe der Schließungspläne, als dem zuständigen Gewerkschaftssekretär der IG BCE illegal der Zutritt zum Werksgelände verwehrt wurde.
Am Donnerstag, den 23. Juli 2020, hat dann auf Initiative der IG BCE Mannheim eine Kundgebung der Kolleginnen und Kollegen der Mannheimer Glasfabrik stattgefunden.
Die gesamte Belegschaft versammelte sich vor dem Werkstor. Außerdem nahmen viele Unterstützerinnen und Unterstützer teil, darunter Familienangehörige und Bekannte aber auch Ortsansässige und Kleinunternehmer, die von der Mannheimer Fabrik abhängig sind. Nicht zu übersehen waren zudem Kolleginnen und Kollegen aus anderen Betrieben, die sich solidarisch zeigten. Besonders aufgefallen sind dabei die in der IGM organisierten Vertrauensleute von Bombardier. Einige andere Initiativen, wie das Überbetriebliche Solidaritätskomitee Rhein-Neckar, waren ebenfalls präsent.
Die Kundgebung begann mit einer Rede Ilhan Bakirs, des Betriebsratsvorsitzenden der Glasfabrik. Er berichtete über die schon vor Jahren begonnen Verlagerung zunächst des Wissens und dann auch der Produktionsarbeitsplätze nach Asien. Die weiteren Redner Frank Hessler (IG BCE), Stefan Fulst-Blei (SPD) und Lars Treusch (DGB Nordbaden) bekundeten ihre Solidarität mit den Beschäftigten und kritisierten, dass eine weitere Perle der Mannheimer Industriegeschichte verloren gehe. Leider nicht zu Wort kam der Sprecher des Überbetrieblichen Solikomitees.
Die IG BCE hat angekündigt, dass sie den Betriebsrat bei der Verhandlung eines Sozialplans unterstützen werde. Das ist zwar auch Aufgabe einer Gewerkschaft, aber den entschlossenen Kampf zur Verteidigung von Arbeitsplätzen kann dies absolut nicht ersetzen.