Anti­kriegs­tag 2024

Kriegs­trei­ber und Krie­ge stoppen

 

H. S.

Der Anti­kriegs­tag am 1. Sep­tem­ber erfor­dert, laut die Stim­me gegen den Mili­ta­ris­mus zu erhe­ben. Die aktu­el­len Krie­ge, nicht nur die in der Ukrai­ne und in Paläs­ti­na, sind schreck­li­che Bewei­se für die dem Kapi­ta­lis­mus eige­ne Kriegstreiberei.

Ostermarsch in Mannheim, 30. März 2024. (Foto: Helmut Roos.)

Oster­marsch in Mann­heim, 30. März 2024. (Foto: Hel­mut Roos.)

Krie­ge gel­ten jetzt wie­der als „alter­na­tiv­lo­se Pro­blem­lö­sun­gen“. Nicht Frie­dens­fä­hig­keit, son­dern Kriegs­tüch­tig­keit ist das Cre­do der herr­schen­den Poli­tik. Die logi­sche Fol­ge hier­aus ist, dass auch wie­der mit dem Ein­satz von Atom­waf­fen gedroht wird. Nach Exper­ten-Mei­nung ist die Welt heu­te einer ato­ma­ren Aus­ein­an­der­set­zung näher als zu Zei­ten des Kal­ten Krieges.

Seit dem Über­fall Russ­lands auf die Ukrai­ne ist die Abrüs­tungs­po­li­tik inter­na­tio­nal völ­lig ins Hin­ter­tref­fen gera­ten. Statt­des­sen wird ver­stärkt nicht nur die kon­ven­tio­nel­le, son­dern auch die nuklea­re Auf­rüs­tung betrieben.

Laut dem For­schungs­in­sti­tut SIPRI und einer Stu­die der inter­na­tio­na­len Kam­pa­gne zur Abschaf­fung von Atom­waf­fen (ICAN) moder­ni­sie­ren alle neun ato­mar bewaff­ne­ten Staa­ten wei­ter­hin ihre Nukle­ar­ar­se­na­le. Vom glo­ba­len Gesamt­be­stand von geschätzt 12.121 Atom­spreng­köp­fen im Janu­ar 2024 waren laut ICAN 3.844 ein­satz­be­reit. Das reicht locker aus, um die Erde unbe­wohn­bar zu machen.

Die jähr­li­che Stu­die zu den Atom­waf­fen­aus­ga­ben zeigt: Die USA gaben 2022 mit 43,7 Mil­li­ar­den US-Dol­lar am meis­ten aus, mehr als alle ande­ren Atom­waf­fen­staa­ten zusam­men. Chi­na gab mit 11,7 Mrd. US-Dol­lar ein Vier­tel der USA aus und Russ­land belegt den drit­ten Platz mit 9,6 Mrd.

Das sind wohl­ge­merkt nur die Kos­ten, die für die Beschaf­fung bzw. Vor­hal­tung aus­schließ­lich von Atom­waf­fen aus­ge­ge­ben wur­den. Dazu kom­men die Kos­ten für die kon­ven­tio­nel­le Bewaff­nung, die eben­falls seit Jah­ren nur eine Rich­tung ken­nen − näm­lich nach oben.

Die von Kanz­ler Scholz am 27. Febru­ar 2022 ver­kün­de­te „Zei­ten­wen­de“ beinhal­tet neben dem beschlos­se­nen Son­der­fonds zur Kriegs­tüch­tig­keit von 100 Mil­li­ar­den Euro auch die dau­er­haf-te Über­erfül­lung der von den USA und der NATO schon lan­ge gefor­der­ten Rüs­tungs­aus­ga­ben in Höhe von 2 % des Brut­to­in­lands­pro­duk­tes. 2024 betra­gen der offi­zi­el­le deut­sche Mili­täre­tat, der Son­der­fonds und die Aus­ga­ben nach NATO-Kri­te­ri­en rund 91 Mrd. Euro.

Für Waf­fen­still­stand und Friedensverhandlungen
In einem Krieg gibt es nur zwei Optio­nen. Ent­we­der er eska­liert oder er wird durch Ver­hand­lun­gen ein­ge­fro­ren. Das gilt aktu­ell sowohl für den Gaza-Krieg als auch für den Krieg in der Ukraine.

Dass die Poli­ti­ken Russ­lands und Isra­els mit dem Völ­ker­recht unver­ein­bar sind, und es dem­entspre­chend wenig Chan­cen für erfolg­rei­che Ver­hand­lun­gen gibt, ist ein berech­tig­ter Ein­wand. Nur: Das stimmt für fast alle bewaff­ne­ten Kon­flik­te. Das Ein­frie­ren von Krie­gen sorgt immer­hin dafür, die Ver­nich­tung von Men­schen und Umwelt zu begren­zen und eine wei­te­re Eska­la­ti­on zu verhindern.

Wenn es nicht gelingt, den Ukrai­ne-Krieg zu stop­pen, steigt die Gefahr einer gigan­ti­schen ato­ma­ren Ver­strah­lung durch die Zer­stö­rung von Atom­kraft­wer­ken wie in Sapo­rischschja wei­ter. Zudem droht dann immer mehr der Ein­satz von Atomwaffen.

Ein Waf­fen­still­stand und Frie­dens­ver­hand­lun­gen sowie der Stopp von Waf­fen­lie­fe­run­gen sind des­halb drin­gen­der denn je.

Zudem darf nicht mehr zuge­las­sen wer­den, dass vor allem die AfD immer stär­ker als die eigent­li­che Frie­dens­kraft wahr­ge­nom­men wird. Es gilt ihre faschis­ti­sche Dem­ago­gie zu ent­lar­ven und ihr den öffent­li­chen Ein­fluss strei­tig zu machen.

Wir brau­chen kei­ne neu­en US-Rake­ten­sta­tio­nie­run­gen und erst recht kei­ne neu­en Atom­waf­fen oder atom­waf­fen­fä­hi­ge F-35 Bom­ber. Statt­des­sen for­dern wir den Abzug der Atom­waf­fen aus Büchel und den Aus­stieg aus der „nuklea­ren Teil­ha­be“. Die Bun- des­re­gie­rung muss end­lich den Atom­waf­fen­ver­bots­ver­trag unterschreiben.

Statt Mil­li­ar­den für Krie­ge und für Kriegs­tüch­tig­keit for­dern wir Mil­li­ar­den für den Aus­bau der gesell­schaft­li­chen Daseins­vor­sor­ge und für die Siche­rung unse­rer Lebensgrundlagen!

Gegen das krie­ge­ri­sche Mords­ge­schäft des Kapi­ta­lis­mus set­zen wir auf den Kampf für eine soli­da­ri­sche und selbst­be­stimm­te Gesell­schaft ohne Aus­beu­tung von Mensch und Natur, ohne Unter­drü­ckung und Kon­zern­macht. So kön­nen die Grund­la­gen für demo­kra­ti­sche Ver­hält­nis­se ohne Krie­ge geschaf­fen wer­den. Aber es bedarf dazu nicht zuletzt des Auf­baus einer inter­na­tio­na­len Antikriegsbewegung.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Sep­tem­ber 2024
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