Betriebs­rats­wahl bei Pro­Mi­nent Heidelberg

Fir­men-Lis­te soll bestehen­den Betriebs­rat kippen

O. T.

In den letz­ten Aus­ga­ben von Avan­ti² haben wir über die Ein­fluss­nah­me der Geschäfts­lei­tung auf die BR-Wah­len beim Pum­pen­her­stel­ler Pro­Mi­nent in Hei­del­berg (700 Beschäf­tig­te) berich­tet. Beson­de­re Bedeu­tung hat die­ser Vor­gang, weil der Prä­si­dent der Bun­des­ver- eini­gung der Arbeit­ge­ber­ver­bän­de (BDA), Rai­ner Dul­ger, selbst Teil der Geschäfts­lei­tung ist.

Die Machen­schaf­ten bei Pro­Mi­nent wer­fen ein bezeich­nen­des Licht auf das Ver­ständ­nis des BDA-Prä­si­den­ten von „Mit­be­stim­mung“ im Betrieb und sei­ne Aus­le­gung des Betriebsverfassungsgesetzes.

Konferenz BR im Visier in Mannheim, 17. Oktober 2020. (helmut-roos@web.de.)

Kon­fe­renz BR im Visier in Mann­heim, 17. Okto­ber 2020. (helmut-roos@web.de.)

In einem Aus­hang im Janu­ar 2022 hat­te die Geschäfts­lei­tung (GL) die „lie­ben Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter“ auf­ge­for­dert, den amtie­ren­den „destruk­ti­ven und zu teu­ren“ Betriebs­rat bei der bevor­ste­hen­den BR-Wahl abzu­wäh­len. Statt­des­sen soll­ten sie einen Betriebs­rat wäh­len, der „kon­struk­tiv“ und gemein­sam mit dem Manage­ment die Unter­neh­mens­vor­ga­ben umsetzt.

Wunsch­ka­ta­log des Managements
Kaum war der Aus­hang der GL am Schwar­zen Brett, hat sich auch schon umge­hend eine „Initia­ti­ve Pro Pro­Mi­nent“ der Beleg­schaft sowohl per Intra­net als auch mit Flug­blät­tern vorgestellt.

Unter dem Mot­to „Gemein­sam für Ver­än­de­rung“ tre­ten nun 17 Kan­di­da­tin­nen und Kan­di­da­ten mit einer eige­nen Lis­te gegen die in der IG Metall orga­ni­sier­ten Betriebs­rä­te an. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.

Die vor­ge­stell­ten „Pro­gramm­punk­te“ die­ser Lis­te sind inhalts­lo­se All­ge­mein­plät­ze. Sie ent­spre­chen dem Wunsch­den­ken der Unter­neh­mens­füh­rung. Da tau­chen Wort­hül­sen wie „Kon­struk­ti­ve Zusam­men­ar­beit“, „Fokus auf Sach­the­men“, „Agi­les Han­deln“, „Zukunfts­ori­en­tier­tes Den­ken“, „Still­stand = Rück­schritt“, „Trans­pa­renz“ und „Mit­ein­an­der“ auf.

Pro Pro­Mi­nent“ ist ein Pro­dukt der Geschäfts­lei­tung, um in Zukunft noch aggres­si­ver die Rech­te des Betriebs­rats und der Beschäf­tig­ten miss­ach­ten zu können.

Ver­hin­de­rung der Persönlichkeitswahl
Die­se „gel­be“ Lis­te gibt wie zum Hohn vor, eine „star­ke Ver­tre­tung“ der Beschäf­tig­ten sein zu wol­len. Eine Beleg­schaft, die sich auf so eine „Ver­tre­tung“ ver­las­sen müss­te, wür­de in einem Alb­traum aufwachen.

Die ursprüng­li­che Absicht des Betriebs­rats und der IG Metall war es, wie bis­her eine Per­sön­lich­keits­wahl durch­zu­füh­ren. Es wäre also eine offe­ne Lis­te aus­ge­legt wor­den, in die sich alle Kan­di­da­tin­nen und Kan­di­da­ten hät­ten ein­tra­gen können.

Durch die Auf­stel­lung ihrer eige­nen Lis­te hat die „Initia­ti­ve Pro Pro­Mi­nent“ die Per­sön­lich­keits­wahl unmög­lich gemacht und die Lis­ten­wahl pro­vo­ziert. Jede und jeder Wahl­be­rech­tig­te kann jetzt statt 11 Stim­men (Anzahl der zu wäh­len­den BR-Mit­glie­der) nur noch eine ein­zi­ge Stim­me für eine der bei­den zur Wahl ste­hen­den Lis­ten abgeben.

In der Beleg­schaft war der Wunsch weit ver­brei­tet, die ihr als am ehes­ten geeig­net erschei­nen­den Per­so­nen wäh­len zu kön­nen. Die­ser Wunsch der Beleg­schaft ist von „Pro Pro­Mi­nent“ skru­pel­los miss­ach­tet wor­den. Nicht zuletzt dadurch zeigt sich, wes­sen Inter­es­sen die­se dem Manage­ment nahe­ste­hen­de Lis­te vertritt.

Dro­hen­der Arbeitsplatzabbau
Offen­bar plant die Geschäfts­lei­tung die Ver­la­ge­rung der Pro­duk­ti­on von Dosier­sys­te­men nach Tsche­chi­en und die der Pum­pen­fer­ti­gung EVO 1S sowie mög­li­cher­wei­se auch der Ent­wick­lung nach Chi­na. Das droht, vie­le Arbeits- und Aus­bil­dungs­plät­ze bei Pro­Mi­nent Hei­del­berg zu vernichten.

Mitt­ler­wei­le wird zudem gemun­kelt, dass auch die Infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie nach Tsche­chi­en ver­la­gert wer­den könn­te. Sol­che und dro­hen­de wei­te­re „Restruk­tu­rie­run­gen“ etwa als Fol­ge der „Digi­ta­li­sie­rung“ machen deut­lich, was auf dem Spiel steht.

Die Beleg­schaft von Pro­Mi­nent ent­schei­det dar­über, ob sich in die­ser Situa­ti­on die Lis­te „Pro Pro­Mi­nent“ als ver­län­ger­ter Arm der Geschäfts­lei­tung im Betriebs­rat fest­set­zen kann.

Star­ker IGM-BR erforderlich
Die Beschäf­tig­ten von Pro­Mi­nent sind mehr denn je auf einen star­ken Betriebs­rat ange­wie­sen, der sich gemein­sam mit ihnen für ihre Inter­es­sen einsetzt.

Die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen sind des­halb gut bera­ten, die Lis­te der IG Metall mit ihrer Stim­me zu unterstützen.

Sie stim­men damit auch für die Ein­hal­tung der Tarif­ver­trä­ge, die die IG Metall unter ande­rem für Pro­Mi­nent abge­schlos­sen hat. Der Betriebs­rat ist rein recht­lich nicht befugt, zum Bei­spiel den Ent­gelt­ta­rif mit dem Unter­neh­men aus­zu­han­deln. Das obliegt allein der zustän­di­gen Gewerk­schaft IG Metall.

Das ist ein wei­te­res ent­schei­den­des Argu­ment, um bei der Betriebs­rats­wahl am 5. April für die Lis­te der IG Metall zu stimmen.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar März 2022
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