H. S.
Am 05. März 2020 fand bei der Zugsparte von Bombardier ein bundesweiter Aktionstag statt. In Mannheim haben sich 250 Beschäftigte des Bombardier-Werks beteiligt. Sie verlegten ihre Betriebsversammlung ins Freie, um ihren Forderungen nach Arbeitsplatzerhalt Nachdruck zu verleihen.
Bei der Kundgebung sprachen Daniel Leuthner, Vertrauenskörper-Leiter Bombardier, Janna Köke für die IG Metall Mannheim, Wolfgang Alles für das Überbetriebliche Solidaritätskomitee Rhein-Neckar und Otto Schäfer, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von Bombardier.
Alle RednerInnen forderten angesichts einer bevorstehenden Übernahme durch Alstom, dass es Standort- und Beschäftigungsgarantien für alle Bombardier-Werke geben müsse. Auch die Politik müsse die für eine Verkehrswende dringend erforderlichen Kapazitäten der Bahnindustrie sichern.
Unterstützung für ihr Anliegen erhielten die KollegInnen auch durch Delegationen des Betriebsrats von John Deere und des Überbetrieblichen Solikomitees.
Hintergrund für den Protest bei Bombardier ist die bevorstehende Übernahme durch den französischen Alstom-Konzern. Dieser will die Zugsparte von Bombardier übernehmen. Wenn die Zustimmung der EU-Wettbewerbsbehörde erfolgt, soll der Übergang zu Alstom im ersten Halbjahr 2021 abgeschlossen sein.
Abbau wegen Übernahme?
Betriebsräte, Beschäftigte und IG Metall befürchten bei Bombardier massive Einschnitte an den deutschen Standorten, denn die Überschneidungen zwischen Alstom und Bombardier sind sehr groß. Es gibt begründete Annahmen, dass die Führung des Alstom-Konzerns in erster Linie die „eigenen“ Standorte stärken will.
Im Bombardier-Werk in Mannheim-Käfertal arbeiten derzeit rund 900 KollegInnen. Es ist eines von insgesamt neun Werken in Deutschland mit rund 6.500 Beschäftigten. Das deutsche Werk von Alstom befindet sich in Salzgitter. Dort arbeiten rund 2600 Menschen.
In allen deutschen Bombardierwerken fand in Ergänzung zu den Protesten eine Postkartenaktion statt. Sie ist an Bundeswirtschaftsminister Altmaier gerichtet: „Herr Altmaier, jetzt sind Sie am Zug“. Auf den Karten ist zudem folgender Text zu lesen: „Ich arbeite in einer Zukunftsbranche. Ich will, dass mein Arbeitsplatz und die Bahnindustrie in Deutschland erhalten bleiben“.
Um die Arbeits- und Ausbildungsplätze bei Bombardier und bei Alstom sichern zu können, bedarf es mehr als eines Aktionstags. Einerseits muss systematisch die überbetriebliche und grenzüberschreitende Solidarität aufgebaut werden. Andererseits ist die soziale und ökologische Verantwortung der Gesellschaft für die Bahnindustrie wirksam einzufordern.