N. B.
Wie zu erwarten war und vielfach angekündigt wurde, steigen mit den sinkenden Temperaturen die Corona-Infektionen. Wir befinden uns mitten in der vierten Welle und allen Anzeichen zufolge noch lange nicht auf dem dramatischen Höhepunkt.
Dabei wäre diese Welle ebenso wie viele der Infektionen der letzten zwei Jahre vermeidbar gewesen. Im Gegensatz zum Wissensstand zu Beginn der Pandemie ist das Virus mit seinen Eigenschaften mittlerweile ausreichend bekannt. Doch wie schon im Sommer 2020 wurden auch im Sommer 2021 keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen, um ein Wiederansteigen der Infektionen zu verhindern.
Gesundheitsschutz nach dem TOP-Prinzip
Vielfach haben wir in der Vergangenheit auf das TOP-Prinzip zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz verwiesen, das durchaus auch in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen Anwendung finden könnte und müsste. Es meint einen Gesundheitsschutz durch technische, organisatorische und persönliche Maßnahmen, mit einer Priorisierung in der genannten Reihenfolge.
Für den Schutz vor COVID-19 würde das bedeuten: Technische Vorkehrungen durch die Versorgung mit Luftfiltern, organisatorische Maßnahmen wie die Bildung kleiner, möglichst konstanter Gruppen am Arbeitsplatz, in Bildungs-, Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen sowie persönliche Maßnahmen wie eine flächendeckende, nachvollziehbare und kostenfreie Durchsetzung der AHA-L-Regeln, Impfungen und das Bereitstellen kostenloser Masken, Tests und Desinfektionsmittel. Die Liste ließe sich fortführen. All diese Maßnahmen können einer Welle vorbeugen oder diese verlangsamen.
Für einen solidarischen Lockdown
Um die aktuelle Welle zu brechen, genügt jedoch selbst ein massenhafter Anstieg der Impfquote nicht mehr. Er würde sich erst in einigen Wochen bemerkbar auf das Infektionsgeschehen auswirken. Wir befinden uns aber in einer katastrophalen Krisensituation. Jeden Tag sterben hunderte Menschen. Jeden Tag überschrei- tet das Personal auf Intensivstationen seine Grenzen weiter.
Daher fordern wir wieder, wie vor knapp einem Jahr, einen solidarischen Lockdown: Alle nicht dringend lebensnotwendigen gesellschaftlichen Bereiche müssen so weit wie möglich heruntergefahren werden. Dazu zählen auch und vor allem Betriebe. Die kapitalistische Profitwirtschaft ist nicht lebensnotwendig. In der Pandemie zeigt sich mehr denn je, wie lebensgefährlich sie ist!
Stattdessen setzen die Regierenden im Bund und in den Ländern wieder darauf, Freizeitbereiche und Kultur einzuschränken, um die heilige Sphäre der profitbringenden Arbeit zu schützen. „Das Virus geht nicht nachts spazieren, sondern tagsüber arbeiten“. Das war einer der Slogans gegen die inkonsequente und profitorientierte Corona-Politik in der dritten Welle. Er hat an Aktualität nichts verloren.
Für den Schutz der Ungeschützten
Unter der vierten Welle leiden mehr noch als bisher diejenigen, die sich nicht schützen können. Für Kinder bis 12 Jahre ist noch keine Impfung zugelassen, für Kinder unter fünf Jahren nicht einmal in absehbarer Zeit zu erwarten. Auch für Kinder bedeutet eine Corona-Infektion ein beträchtliches, noch nicht in vollem Ausmaß bekanntes Risiko, insbesondere für Kinder mit Vorerkrankungen.
In seltenen Fällen kommt es infolge von Corona-Infektionen bei Kindern zu schweren Multisystemerkrankungen. Long COVID führt bei Kindern wie Erwachsenen zu einer Vielzahl körperlicher und psychischer Symptome wie Erschöpfung, Luftnot, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen sowie Depressionen. Auch Monate nach einer möglicherweise sogar milden Erkrankung leiden Menschen unter diesen Merkmalen. Ob sie überhaupt heilbar sind, ist noch nicht bekannt.
Hinzu kommen soziale und psychosoziale Auswirkungen der Pandemie. Für kleinere Kinder ist das Leben in der Pandemie das ganze Leben, das sie bewusst erinnern.
Wir brauchen jetzt einen effektiven Schutz der Kinder und der Menschen mit Vorerkrankungen oder anderen Risikofaktoren! Dafür müssen möglichst viele Menschen durch niedrigschwellige Angebote und nachvollziehbare Argumentationen überzeugt werden, sich und andere wirkungsvoll zu schützen. Gleichzeitig müssen wir die Querfront aus Faschismus, Impfgegnertum und Coronaleugnung bekämpfen und ihnen ihre Plattform nehmen! Denn sie gefährden gemeinsam mit der kapitalhörigen Regierungspolitik un- sere Gesundheit und unser Leben.