Das Frau­en­bild der AfD

Frau­en­eman­zi­pa­ti­on als Zielscheibe

N. B.

Die AfD wur­de im ver­gan­ge­nen Jahr stärks­te bzw. zweit­stärks­te Par­tei in meh­re­ren Bun­des­län­dern. Die Pro­gno­sen für die Bun­des­tags­wahl zeich­nen ein ähn­li­ches Bild.

Demo gegen § 218 in Karlsruhe, 7. Dezember 2024. (Foto: Privat.)

Demo gegen § 218 in Karls­ru­he, 7. Dezem­ber 2024. (Foto: Privat.)

Gleich­zei­tig gab es in den letz­ten zwei Jah­ren einen mas­si­ven Anstieg von Femi­zi­den – von Tötun­gen an Frau­en, weil sie Frau­en sind. Ein Zusam­men­hang wie der von Storch und Baby? Wohl kaum. Viel­mehr zeigt sich dar­in beson­ders deut­lich die Gefahr, die von rech­ten und faschis­ti­schen Par­tei­en für das Wohl und Leben von Frau­en ausgeht.

Männ­lich­keit und Weiblichkeit
In der Ideo­lo­gie der AfD hat der Mann das Recht an der Frau. Soge­nann­te Incels (invol­un­t­a­ry celi­ba­te men, unfrei­wil­lig im Zöli­bat leben­de Män­ner) sind nur die Spit­ze des Eis­bergs eines frau­en­has­sen­den Männlichkeitsbildes.

Incels insze­nie­ren sich als Opfer der Frau­en­eman­zi­pa­ti­on, diver­ser Geschlechts­iden­ti­tä­ten und sexu­el­ler Ori­en­tie­run­gen. Dar­aus ent­wi­ckeln sie ihren (lebens-)gefährlichen Hass auf Frau­en, aus dem sie auch das Recht auf kör­per­li­che Gewalt ableiten.

Eng ver­knüpft ist ihr Frau­en­hass mit der Het­ze gegen Migran­ten und que­e­re Per­so­nen, von denen Män­ner der rech­ten Sze­ne ihren Zugang zu Frau­en bedroht sehen.

Dass Frau­en glei­che Rech­te haben könn­ten, kommt ihnen nicht in den Sinn, da die Selbst­be­stim­mung der Frau in ihrem Welt­bild nicht exis­tiert. Denn eman­zi­pier­te, selbst­be­stimm­te Frau­en bedro­hen ihren männ­li­chen Macht­an­spruch. Gesell­schaft­li­che Pri­vi­le­gi­en sind für sie kei­ne his­to­risch gewach­se­ne Unge­rech­tig­keit, son­dern Natur­ge­set­ze, die nicht ange­tas­tet wer­den dürfen.

Geschlech­ter­rol­len im Fokus
Aus einer sol­chen Ein­stel­lung lei­tet sich auch ab, wie­so tra­dier­te Geschlech­ter­rol­len für Rech­te und Faschis­ten eine so zen­tra­le Rol­le spie­len. Den Hin­ter­grund der mas­si­ven Het­ze gegen eman­zi­pier­ten Femi­nis­mus und geschlecht­li­che sowie sexu­el­le Selbst­be­stim­mung von Frau­en und quee­ren Per­so­nen bil­det die Sor­ge um den Ver­lust der männ­li­chen Vorherrschaft.

Tra­dier­te Geschlech­ter­rol­len zur Unter­drü­ckung der Frau bil­den eine Klam­mer, die ver­schie­dens­te kon­ser­va­ti­ve und rech­te Strö­mun­gen von erz­re­ak­tio­nä­ren katho­li­schen sowie evan­ge­li­ka­len Chris­ten über die neue Rech­te bis hin zu klas­si­schen Faschis­ten zusam­men­bringt. Auch dar­aus lei­tet sich die stra­te­gi­sche Be- deu­tung sowie die beson­de­re Gefahr ihrer Frau­en­ver­ach­tung ab.

Kon­kret äußert die­se sich im Wahl­pro­gramm der AfD dar­in, dass sie das Recht auf Schwan­ger­schafts­ab­brü­che noch wei­ter als bis­her ein­schrän­ken will. Die Frau soll weder über ihren Kör­per noch über ihre Lebens­um­stän­de ent­schei­den kön­nen, son­dern in Abhän­gig­keit vom Mann ihrer zuge­wie­se­nen Geschlech- ter­rol­le nach­kom­men: als Haus­frau und mehr­fach gebä­ren­de Mut­ter. Schon eine Patch­work-Fami­lie gilt als Aus­druck einer geschei­ter­ten „nor­ma­len“ Familie.

Gera­de in die­sem Kon­text bedeu­tet das von der AfD pro­pa­gier­te mas­si­ve Kür­zen von Sozi­al­leis­tun­gen die Pre­ka­ri­sie­rung weib­li­cher Lebens­um­stän­de: Wer als Haus­frau kein eige­nes Ein­kom­men hat und kei­ne oder nur gerin­ge finan­zi­el­le Unter­stüt­zung erhält, ist umso abhän­gi­ger von dem männ­li­chen „Allein- ver­sor­ger“. Die­ses Abhän­gig­keits­ver­hält­nis ist fast schon ein Frei­fahrt­schein für Gewalt in der „Part­ner­schaft“ und Ehe.

Spit­zen­kan­di­da­tin Weidel
Wei­del fokus­siert sich auf die Migra­ti­ons­po­li­tik, also auf die Het­ze gegen Migrant:innen und Per­so­nen, die von der AfD als sol­che defi­niert wer­den. Sie pro­pa­giert jedoch auch ein tra­di­tio­nel­les Fami­li­en­mo­dell, dem ihre eige­ne Lebens­wei­se zu wider­spre­chen scheint.

Dies kann in ihrem Fall jedoch ein pri­va­tes The­ma blei­ben, da sie nicht von staat­li­cher Unter­stüt­zung für ihre Fami­lie abhän­gig ist. Unter­stüt­zung, die die AfD in dem Maße aus­bau­en möch­te, in dem sie deut­sche, wohl­ha­ben­de, hete­ro­se­xu­el­le Eltern mit eige­nen Kin­dern und einer „Voll­zeit­mut­ter“ för­dern. Fami­li­en, die die­sem Bild nicht ent­spre­chen, hät­ten unter der AfD nichts zu lachen und erst recht nichts zu erwarten.

Wir dür­fen uns daher nicht täu­schen las­sen von Geschlecht und sexu­el­ler Ori­en­tie­rung der Spit­zen­kan­di­da­tin der AfD. Bei­des bewahrt sie nicht vor der Durch­set­zung einer men­schen­ver­ach­ten­den, faschis­ti­schen Poli­tik. Im Gegen­teil: Die AfD scheint sie für so geeig­net für die­se Auf­ga­be zu hal­ten, dass sie über Wider­sprü­che bereit­wil­lig hinwegsieht.

Vor der Bun­des­tags­wahl müs­sen wir daher immer wie­der the­ma­ti­sie­ren und davor war­nen, wel­che exis­ten­zi­el­le Gefahr von der AfD für all die­je­ni­gen von uns aus­geht, die ihrer völ­kisch-tra­dier­ten „Nor­ma­li­tät“ nicht ent­spre­chen. Wir müs­sen alles dar­an­set­zen, das wei­te­re Erstar­ken der AfD zu verhindern!

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Janu­ar 2025
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