Dem Rechts­ruck wider­ste­hen – Wider­stand organisieren

 

U. D.

Deut­lich mehr als drei Mil­lio­nen Men­schen haben sich seit dem Cor­rek­tiv-Bericht vom 10. Janu­ar 2024 an anti­fa­schis­ti­schen Aktio­nen betei­ligt. Trotz­dem bleibt der Ein­fluss von AfD & Co. weit­ge­hend unge­bro­chen. Die AfD hat immer noch hohe Zustim­mungs­wer­te und kann bei den Land­tags­wah­len im Osten sogar stärks­te Par­tei werden.

Demo gegen die Krise in Frankfurt/M., 28. März 2009. (Foto: Privat.)

Demo gegen die Kri­se in Frankfurt/M., 28. März 2009. (Foto: Privat.)

Der Cor­rek­tiv-Bericht brach­te zwar kei­ne neu­en Erkennt­nis­se, aber er kam zur rich­ti­gen Zeit. Er mach­te die faschis­ti­sche Gefahr öffent­lich und traf den poli­ti­schen Nerv brei­ter gesell­schaft­li­cher Kreise.

In Deutsch­land nichts Neues …
Seit Jahr­zehn­ten ver­netzt sich das faschis­ti­sche Spek­trum. Men­schen mit aus­län­di­schen Wur­zeln, Geflo­he­ne, Obdach­lo­se, Behin­der­te und Antifaschist:innen wer­den Opfer von rech­ter Gewalt und ein­ge­schüch­tert. Nahe­zu unge­hin­dert ver­öf­fent­li­chen Faschis­ten ihre men­schen­ver­ach­ten­den und anti­de­mo­kra­ti­schen Positionen.

So sag­te Höcke bereits 2018 im Buch Nie zwei­mal in den­sel­ben Fluß, dass „ein groß ange­leg­tes Remi­gra­ti­ons­pro­jekt not­wen­dig“ sei. Dabei wür­den sich „mensch­li­che Här­ten und unschö­ne Sze­nen nicht immer ver­mei­den las­sen“. Und an ande­rer Stel­le steht, dass „wir” beim Auf­schla­gen des neu­en Kapi­tels „unse­rer Geschich­te […] lei­der ein paar Volks­tei­le ver­lie­ren wer­den, die zu schwach oder nicht wil­lens sind, sich der fort­schrei­ten­den Afri­ka­ni­sie­rung, Ori­en­ta­li­sie­rung und Isla­mi­sie­rung zu widersetzen.“

Die­se offe­ne Dro­hung zeigt wie ernst es Höcke & Co. ist, erneut eine faschis­ti­sche Dik­ta­tur auf­zu­bau­en und rück­sichts­los ras­sis­ti­sche und poli­ti­sche Säu­be­run­gen durchzuführen.

Wie­der­holt sich Geschichte?
Die Reich­tags-Wah­len im Novem­ber 1932 hat­te Hit­lers NSDAP mit 33,1 % der gül­ti­gen Stim­men gewon­nen. Am 30. Janu­ar 1933 wur­de den Faschis­ten mit Zustim­mung ein­fluss­rei­cher Unter­neh­mer und der bür­ger­li­chen Par­tei­en die poli­ti­sche Macht über­ge­ben. Danach zöger­ten sie nicht, die vor­han­de­nen „lega­len“ Mög­lich­kei­ten in ihrem Sin­ne zu nut­zen und am Ende abzu­schaf­fen. Inner­halb weni­ger Mona­te errich­te­ten sie ihre blu­ti­ge Diktatur.

Die vor­he­ri­gen anti­fa­schis­ti­schen Mas­sen­ak­tio­nen konn­ten Hit­ler nicht ver­hin­dern. SPD und Gewerk­schaf­ten hiel­ten an ihrer Staats­treue fest und glaub­ten an die Kraft der Repu­blik. Die KPD hielt an ihrer sta­li­nis­ti­schen Linie fest und bekämpf­te vor allem die SPD. Sie alle unter­schätz­ten die töd­li­che Gefahr und wei­ger­ten sich, eine gemein­sa­me Ein­heits­front gegen den Faschis­mus auf­zu­bau­en und mit einem Gene­ral­streik die faschis­ti­sche Dik­ta­tur zu verhindern.

Aus der Geschich­te ler­nen …
Auch AfD & Co. wol­len die par­la­men­ta­risch-kapi­ta­lis­ti­sche Demo­kra­tie durch eine faschis­ti­sche Dik­ta­tur ersetzen. 
Auch sie wer­den „lega­le“ Mög­lich­kei­ten nut­zen, um ihre anti­de­mo­kra­ti­schen Zie­le durch­zu­set­zen, die All­tags­kul­tur zu ver­än­dern sowie die poli­ti­schen und sozia­len Rech­te mas­siv ein­zu- schrän­ken oder zu beseitigen.

Dar­um muss nicht nur vor Wah­len und in den gewähl­ten Gre­mi­en und Par­la­men­ten alles dafür getan wer­den, dass kei­ne Faschist:innen in Regie­rungs- und Füh­rungs­po­si­tio­nen kom­men. Das schließt auch Anti-AfD-Bünd­nis­se mit bür­ger­lich-kapi­ta­lis­ti­schen Kräf­ten mit ein.

Doch das bedeu­tet nicht, auf Par­la­men­te und bür­ger­li­che Par­tei­en zu ver­trau­en. Denn gera­de deren an den Inter­es­sen des Kapi­tals aus­ge­rich­te­te Poli­tik ebnet den Weg für die Faschis­ten. Zudem ist unge­wiss, ob und wie lan­ge die „Brand­mau­er“ gegen die AfD wirk­lich hält.

Dar­um darf zu kei­ner Zeit auf Kri­tik an die­ser Poli­tik und auf Wider­stand dage­gen zu Guns­ten eines „gemein­sa­men Anti-Faschis­mus“ ver­zich­tet wer­den. Im Gegen­teil, der Kampf gegen den Faschis­mus ist untrenn­bar mit dem Kampf gegen den Kapi­ta­lis­mus verbunden.

… und Gegen­wehr organisieren
Ange­sichts des gesell­schaft­li­chen Rechts­rucks und dem Auf­schwung der Faschis­ten ist die Gefahr eines neu­en Faschis­mus real. Dage­gen Wider­stand zu orga­ni­sie­ren heißt:

• wo immer mög­lich, Kämp­fe gegen das kapi­ta­lis­ti­sche Pro­fit­sys­tem und die kapi­ta­lis­ti­sche Poli­tik zu initi­ie­ren oder zu unterstützen

• eine soli­da­ri­sche Front auf­zu­bau­en, die die vom Faschis­mus beson­ders bedroh­ten Men­schen und Grup­pen einbezieht

• nicht zuletzt vor Wah­len die poli­ti­sche Auf­klä­rung zu ver­stär­ken und anti­fa­schis­ti­sche Mas­sen­ak­tio­nen zu organisieren

• in den sozia­len Bewe­gun­gen und den Gewerk­schaf­ten die stärks­ten poli­ti­schen Waf­fen gegen den Faschis­mus zu pro­pa­gie­ren und zu dis­ku­tie­ren – den mas­sen­haf­ten zivi­len Unge­hor­sam und den Generalstreik.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar April 2024
Tagged , , , , , , . Bookmark the permalink.