Veranstaltung der GEW mit Helmut Dahmer
A. N.
Für den 18. November hatte die GEW Heidelberg / Rhein-Neckar zur Online-Veranstaltung mit Helmut Dahmer eingeladen. Die Veranstaltung fand statt im Rahmen der Wanderausstellung „Vinzenz Rose – Einer von uns?!“. Sie ist aktuell an mehreren Schulen und der Pädagogischen Hochschule in der Rhein-Neckar-Region zu sehen (siehe den Artikel in der Avanti²).

Protest gegen AfD-Jugend in Gießen, 29. November 2025. (Bild: Avanti².)
Helmut Dahmer nahm die etwa 25 Teilnehmenden mit in die Geschichte und die Aktualität des Faschismus. Besonders bewegend waren dabei seine Exkurse zu persönlichen Erfahrungen mit dem Faschismus. Geboren im Jahr 1937 erlebte er zwar nicht die Machtübertragung mit, hat aber bewusste und prägende Erinnerungen an das Ende des Hitler-Faschismus in Deutschland.
Zum Einstieg in sein Referat äußerte er die Vermutung, dass nach 1945 mehr Menschen auf die Wiederkehr des Faschismus hofften, als viele annehmen. Dies untermauerte er zum Abschluss des Abends mit einem persönlichen Erlebnis: Als der Einmarsch der Alliierten sich abzeichnete, nähten in seinem Dorf zahlreiche Frauen der (zumeist abwesenden) NSDAP-Parteifunktionäre ihre Parteiabzeichen in Kissen und Puppen ein – jederzeit bereit, sie wieder aus ihrem Versteck hervorzuholen.
Gleich und doch anders
Dabei wird ein wiederkehrender Faschismus laut Dahmer dem historischen nicht vollkommen gleichen. Schon in den 1920er bis 1940er Jahren gab es nicht die eine Form des Faschismus. Unter den faschistischen Regimen war das deutsche das grausamste mit den meisten Opfern. Gleich sei allen faschistischen Regimen und Bewegungen jedoch ihre konterrevolutionäre Funktion. Mit der konsequenten Vertreibung und Vernichtung der inneren Opposition und potenziell illoyaler Bevölkerungsgruppen hat der Faschismus auch starke Ähnlichkeiten zum Stalinismus, so Helmut Dahmer.
Nach 1945 ist Deutschland in eine „kollektive Amnesie“ verfallen als Folge der Grausamkeiten und der weit verbreiteten persönlichen Verstrickungen der zwölf vorangegangenen Jahre. Seitdem treten Faschist:innen zumeist in maskierter Form auf, wobei seit 1989 auch wieder offenere faschistische Angriffe stattfinden. Am NSU zeigte sich, wie Polizei und Bevölkerung die Augen (bewusst) vor Nazi-Inszenierungen verschließen. Dabei lässt auch die AfD keinen Zweifel an ihrem faschistischen Charakter. Zentrale Ziele dieser Partei sind die Abschaffung der parlamentarischen Demokratie und die Homogenisierung der Bevölkerung. Dass sie in zeithistorisch anderer Gestalt auftritt als die Hitler-Faschisten, darf Dahmer zufolge nicht über ihren faschistischen Charakter hinwegtäuschen.
Schutz und Gegenmacht organisieren
In den zwei großen Protestwellen 2024 und 2025 haben in Deutschland Millionen Menschen gezeigt, dass sie die Gefahr erkannt haben und bereit sind, sich dagegen zu wehren. Die Bewegungen sind recht schnell wieder „verpufft“. Die Menschen, die diese Protestwellen gebildet haben, sind jedoch nicht verschwunden. Helmut Dahmers Vorschlag: Gefährdete Einrichtungen und Gruppen müssen sich zusammenschließen, um ihren Schutz selbst zu organisieren und eine Gegenmacht zu der faschistischen Gefahr aufzubauen.
Und die Gewerkschaften? In ihrer aktuellen Verfassung ein Wunschgegner der Faschisten, so Helmut Dahmer. Denn sie scheinen nicht in der Lage zu sein, sich dem Faschismus entschieden genug entgegenzustellen und die arbeitende Klasse entsprechend zu organisieren. Ein GEW-Kollege verwies darauf, dass die GEW hier eine besondere Rolle spielen könnte. Die GEW hat eine wichtige Rolle gespielt, um den Antimilitarismus in den DGB zu tragen. Wieso nicht auch eine antifaschistische Gewerkschaftspolitik?
