Gegen BR-Mobbing und
Gewerkschaftsbekämpfung
E. B.
Der seit längerem schwelende Konflikt beim Mannheimer Autohaus Ford Kohlhoff hat eine neue Zuspitzung erfahren. Die Firmenleitung schüchtert massiv Beschäftigte ein. Gegen zwei Betriebsratsmitglieder hat sie mittlerweile ein Kündigungsverfahren eingeleitet und zudem den 1. Bevollmächtigten der zuständigen Gewerkschaft IG Metall, Thomas Hahl, bedroht und beleidigt.
Ursächlich für diese ungeheuerliche Eskalation ist die Tarif- flucht durch den Firmeninhaber Kohlhoff. Bereits im März 2022 war das Unternehmen still und leise aus dem Arbeitgeberverband im Kfz-Handwerk Baden-Württemberg ausgetreten. Erst im Sommer 2023 wurde dies im Betrieb bekannt, als die Zahlung der tariflichen Inflationsausgleichsprämie an die bei Kohlhoff beschäftigten Kolleginnen und Kollegen unterblieb.
Bedrohung und Beleidigung
Die IG Metall Mannheim hatte daraufhin die Geschäftsleitung des Autohauses zu Verhandlungen über die Wiederherstellung der Tarifbindung aufgefordert. Insgesamt sind seit November 2023 vier Verhandlungsrunden geführt worden. In der bisher letzten am 7. März 2024 bedrohte und beleidigte Firmenboss Kohlhoff den hauptamtlichen IG Metaller Thomas Hahl.
Die IG Metall brachte daraufhin den Vorfall vor das Landgericht Mannheim. Laut dessen Beschluss wurde das Verfahren zur weiteren Behandlung an das Arbeitsgericht Mannheim verwiesen.
Unmittelbar danach eskalierte Ford Kohlhoff weiter. Den als Zeugen vor Gericht geladenen Betriebsratsmitgliedern des Autohauses wurde die Anhörung zu ihrer eigenen Kündigung übergeben. Der unglaubliche Vorwand für diesen weiteren Angriff war, dass sie eine eidesstattliche Versicherung vor dem Landgericht zu dem Angriff auf die IG Metall abgegeben hatten!
Protestaktion am 30. April
Am 30. April 2024 rief die IG Metall zu einer aktiven Mittagspause vor dem Firmensitz in Mannheim-Käfertal auf. Rund 80 Metallerinnen und Metaller zeigten sich solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen von Ford Kohlhoff und protestierten gegen BR-Mobbing und Gewerkschaftsbekämpfung.
Delegationen von Alstom, Caterpillar, Daimler Truck, John Deere, Mercedes-Benz Niederlassung, Pepperl+Fuchs und ZF WABCO waren vor Ort. Auch Aktive des Arbeitskreises Senioren der IG Metall, des Komitees „Solidarität gegen BR-Mobbing!“ und des Überbetrieblichen Solidaritätskomitees Rhein-Neckar unterstützten die gelungene Aktion.
Thomas Hahl brachte in seiner emotionalen Ansprache die Hochachtung für das Engagement des Betriebsrats und der Belegschaft von Ford Kohlhoff zum Ausdruck. Es sei leider nicht das erste Mal, „dass auch die Mitglieder der betrieblichen Tarif- kommission der IG Metall und des Betriebsrates vom Geschäftsführer wegen ihrer Betätigung für die Interessen der Belegschaft massiv angegangen wurden“.
Weitere Solidarität erforderlich
„Diesem Treiben“, so der Gewerkschafter, „muss daher Einhalt geboten werden! Wir wehren uns gegen Betriebsratsmobbing und Union Busting. Wer einen von uns angreift, bekommt es mit der ganzen IG Metall zu tun. Wir fordern Herrn Kohlhoff auf, diese massiven Angriffe sofort zu unterlassen sowie Recht und Gesetz einzuhalten.“
In kurzen Wortbeiträgen solidarisierten sich auch SPD-Gemeinderat Reinhold Götz, DGB-Regionsgeschäftsführer Lars Treusch und Solikomitee-Sprecher Wolfgang Alles mit den Kolleginnen und Kollegen von Ford Kohlhoff.
Weitere Solidarität ist erforderlich. Dazu bieten sich die kommenden Termine vor dem Arbeitsgericht Mannheim (E 7, 21, 68159 MA) an. Am 6. Juni 2024 um 12:00 Uhr wird dort das Verfahren Hahl gegen Kohlhoff stattfinden und am 27. Juni 2024 um 11:30 Uhr die Verhandlung wegen Zustimmungsersetzung zur beabsichtigen Kündigung der beiden Betriebsräte durch das Unternehmen.