Faschis­mus stoppen

Kapi­ta­lis­mus bekämpfen!

 

U. D.

Bei den Euro­pa­wah­len am 9. Juni 2024 hat sich – von eini­gen Aus­nah­men abge­se­hen – in wei­ten Tei­len der EU der Rechts­ruck fortgesetzt.

Demo gegen AfD in Mannheim, 7. Juni 2024. (Foto: Helmut Roos.)

Demo gegen AfD in Mann­heim, 7. Juni 2024. (Foto: Hel­mut Roos.)

In den EU-Macht­zen­tren Deutsch­land, Frank­reich und Ita­li­en sind faschis­ti­sche Par­tei­en wei­ter im Auf­wind oder wur­den stärks­te Par­tei. Auch bei den gleich­zei­tig durch­ge­führ­ten Kom­mu­nal­wah­len in der Bun­des­re­pu­blik hat sich die­ser Trend bestätigt.

Aber nicht nur der Wahl­er­folg der (extre­men) Rech­ten erschreckt, son­dern auch die Schwä­che der Lin­ken. Anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Soli­da­ri­tät hat auf Mas­se­ne­be­ne wei­ter an Glaub­wür­dig­keit und Anzie­hungs- kraft ver­lo­ren. Das ist für die herr­schen­de Klas­se und ihre neo­li­be­ra­len Ideo­lo­gen ein beru­hi­gen­des Wahlergebnis.

Vor­wärts in die Katastrophe?
Die über­gro­ße Mehr­heit der Wahl­be­rech­tig­ten hat kei­ne faschis­ti­schen Par­tei­en gewählt. Das ist gut. Aber sie hat für pro­ka- pita­lis­ti­sche Par­tei­en (CDU/CSU, FDP, SPD, Grü­ne, Freie Wäh­ler, BSW …) gestimmt und damit – trotz aller Unter­schie­de – für die Fort­set­zung einer neo­li­be­ra­len Poli­tik der Pro­fi­te, der Auf­rüs­tung, des Sozi­al­ab­baus und der Abschaf­fung des Asyl­rechts. Das ist schlecht.
Damit hat sie Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker gewählt, die mit ihrer Anpas­sung an Kon­zern­in­ter­es­sen den gesell­schaft­li­chen Nähr­bo­den für den wei­te­ren Auf­stieg des Faschis­mus bereiten.

AfD-Wahl­er­fol­ge
Bei der Euro­pa­wahl 2024 erhielt die AfD „nur“ 15,9 % Stim­men, deut­lich weni­ger als im Janu­ar 2024 befürch­tet. Dies ist ein Erfolg der anti­fa­schis­ti­schen Mobi­li­sie­run­gen seit Anfang 2024.

Aber trotz die­ser Mas­sen­pro­tes­te hat die AfD bei den EU-Wah­len Erfol­ge erzielt. Obwohl inzwi­schen allen klar sein müss­te, dass die AfD für Demo­kra­tie- und Sozi­al­ab­bau, Ras­sis­mus, Aus­gren­zung von „Min­der­hei­ten“, Men­schen- und Natur­feind­lich­keit, Ultra-Natio­na­lis­mus und Faschis­mus steht. AfD-Wäh­len­de stim­men für faschis­ti­sche Posi­tio­nen. Dafür gibt es kei­ne Rechtfertigung.

Reak­tio­nä­re Mehrheit
Auch bei den EU-Wah­len gab es eine Tei­lung Deutsch­lands in Ost und West. Der Wes­ten wird von einer nach rechts rücken­den CDU/CSU domi­niert, der Osten von der AFD. Aber es gibt eine Gemein­sam­keit: eine reak­tio­nä­re Mehr­heit für noch mehr Abschot­tung, wei­te­rer Ein­schrän­kung des Asyl­rechts und noch weni­ger Klimaschutz.

Dabei ist die AfD längst kein „Ost-Pro­blem“ mehr, son­dern auch im Wes­ten ange­kom­men. Das gilt auch für die Metro­pol- Regi­on Rhein-Neckar. So erhielt die AfD bei den Kom­mu­nal­wah­len in Mann­heim 14,2 %, im Stadt­teil Hoch­stätt 41,9 % und in Schön­au -Nord 35,6 %. In Lud­wigs­ha­fen erhielt sie 19,9 %, im Stadt­teil West 28,4 % und in Pfingst­wei­de 25,4%.

Wider­stand organisieren

Demo gegen AfD in Mannheim, 7. Juni 2024. (Foto: Helmut Roos.)

Demo gegen AfD in Mann­heim, 7. Juni 2024. (Foto: Hel­mut Roos.)

Die Wahl­er­fol­ge der Faschis­ten in Euro­pa machen die dra­ma­ti­sche Ent­wick­lung deut­lich. Sie zei­gen aber auch, dass es sich nicht um ein deut­sches Phä­no­men han­delt, son­dern um eines des in einer tie­fen, viel­fa­chen Kri­se ste­cken­den Kapitalismus.

Wenn es der poli­ti­schen Lin­ken nicht gelingt, auf die­se Kri­se in Wort und Tat glaub­haf­te Ant­wor­ten zu geben, ist der Weg frei für auto­ri­tä­re und faschis­ti­sche Herrschaftssysteme.

Des­we­gen muss der Kampf gegen Faschis­mus in allen gesell­schaft­li­chen und wirt­schaft­li­chen Berei­chen mit der Gegen­wehr gegen die kapi­ta­lis­ti­sche Kri­sen­po­li­tik ver­bun­den wer­den: sei es bei Kli- mage­rech­tig­keit, Asyl­recht, Auf­rüs­tung, Sozi­al­ab­bau, Ent­las­sun­gen und Fir­men-schlie­ßun­gen, Ver­kehr, Kul­tur, Ernäh­rung, Han­del, Teue­rung, Ener­gie­ver­sor­gung, Gesund­heit, Pfle­ge und Woh­nen oder wo auch immer.

Ohne die Über­win­dung der Logik der pri­va­ten Pro­fit­wirt­schaft wird es weder einen Aus­weg aus den Kri­sen noch einen erfolg­rei­chen Kampf gegen den Faschis­mus geben.

Um die­sen Weg gehen zu kön­nen, müs­sen, wo immer mög­lich, akti­ons­fä­hi­ge Grup­pen auf­ge­baut oder prak­tisch unter­stützt wer­den und mit­ein­an­der in einer gemein­sa­men außer­par­la­men­ta­ri­schen Bewe­gung, einer soli­da­ri­schen öko­lo­gi­schen und sozia­len Front, ver­netzt werden.

Beson­de­re Bedeu­tung hat dabei die poli­ti­sche Arbeit in den Betrie­ben und Gewerk­schaf­ten. Nur wenn dort die Lin­ke ihren Ein­fluss wie­der ver­stärkt, wer­den im Rah­men der erfor­der­li­chen Kämp­fe soli­da­ri­sche Ideen auch auf Mas­se­ne­be­ne wie­der populär.

Nur so kann eine brei­te Bewe­gung auf­ge­baut wer­den, die sowohl Neo­li­be­ra­lis­mus als auch Faschis­mus zurück­drän­gen und den Kapi­ta­lis­mus wirk­lich her­aus­for­dern kann.

Sicher ist das eine Mam­mut-Auf­ga­be. Aber sie kann gelin­gen, wenn die poli­ti­sche und die gewerk­schaft­li­che Lin­ke ange­sichts der rea­len Gefahr ihre Kräf­te bün­delt, statt das poli­tisch Tren­nen­de zu kul­ti­vie­ren. Für die­se Per­spek­ti­ve set­zen wir uns ein, denn wir sehen kei­nen ande­ren erfolg­ver­spre­chen­den Weg.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Juli/August 2024
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